Die Dresdner Band AUTUMN VALLEY will nur eins: Konzerte spielen.
Nach bunten Blättern, aber auch Nebel und Regen: So klingt nicht nur der Name der Dresdner Band AUTUMN VALLEY. Zu den schönen Seiten des Lebens kommen in ihren Songs die traurigen, die im Tal liegen. Die meisten Texte schreibt Sängerin Maria Zschorn selbst, nur ein paar stammen von englischen Poeten. „Ich habe manchmal das Gefühl, das fließt so aus meinem Kopf heraus. Mich beschäftigt ein bestimmtes Thema eine Weile und ich schreibe dann alle Gedanken dazu auf. Manchmal wird daraus ein Songtext, manchmal auch nicht. Das sind Sachen, die mich selbst im Leben bewegen und die ich mit anderen Menschen teilen möchte.“ Um philosophische Themen geht es da, um Freundschaft, Beziehungen, aber auch um Flucht. „Vielleicht um ein bisschen die Perspektive zu zeigen, wie sich diese Menschen fühlen, nach dem, was sie erlebt haben“, erzählt ihr Ehemann Ben Zschorn über den Song „Welcome“. „Das war bei Konzerten ein sehr bewegendes Lied“, sagt der 24-Jährige. „Da gab’s auch Menschen, die angefangen haben zu weinen, als wir den gespielt haben“, fügt Maria hinzu.
Neben dem Text hat die 26-Jährige oft eine Grundmelodie im Kopf, die sie dann zusammen mit Ben weiterentwickelt. Auch die anderen Stimmen haben sie früher selbst arrangiert, doch mittlerweile bringen sich die anderen Bandmitglieder dabei ein. „Das klingt natürlicher, weil wir selbst keine Streichinstrumente spielen“, sagt Ben.
Momentan wird das Ehepaar hauptsächlich von der 25-jährigen Geigerin Lioba Gebhardt unterstützt. Vor einiger Zeit ging Cellist Philippe Pasquier für ein Praxissemester nach Hamburg. Liobas Vorgängerin an der Geige, Marlena Rether, zog es fürs Studium in die Niederlande. Beide kamen bisher nicht zurück. Mitbewohnerin Lioba sprang dann vor einem guten Jahr mit ihrem Streichinstrument ein. Die drei kennen sich schon aus ihrer Schulzeit im vogtländischen Greiz. Maria und Ben sind seit fast zehn Jahren ein Paar und seit sechs Jahren verheiratet. Zusammen mit Lioba und zwei weiteren Mitbewohnern leben sie seit Jahren im Dresdner Nordosten. Zuerst machte das Ehepaar allein Musik, Anfang 2015 wurde daraus nach und nach eine Band: mit Maria als Sängerin und an der Ukulele, Ben an der Akustikgitarre sowie Cello und Geige als Zugabe.
Maria studiert eigentlich Landschaftsarchitektur an der TU Dresden – in der Endphase. In diesem Bereich arbeiten möchte sie aber danach erst mal nicht. Dann bliebe zu wenig Zeit für die Musik. Schon zu Grundschulzeiten hat sie mit der angefangen, lernte zuerst Klavier, später Gesang und Gitarre. Auch ihr Mann hat als erstes Klavier gelernt, später kamen Gitarre, Bass und Percussion dazu. Er hat an der TU Dresden den Bachelorstudiengang Law in Context absolviert und macht einen Bundesfreiwilligendienst beim Dresdner Verein Kultur Aktiv. „Da arbeite ich in verschiedenen Projekten, die alle einen musikalischen Bezug haben“, erzählt er. Dazu gehört zum Beispiel die Musikkonferenz MUSICMATCH. Ende Juli hat er die Band PAISLEY außerdem auf einer Tour durch Russland begleitet.
Lioba hat als Kind als erstes Geige gelernt, später kamen Klavier und Orgel hinzu. Sie hat ihren Diplomabschluss Kirchenmusik B von der Dresdner Hochschule für Kirchenmusik in der Tasche und einen Aufbaustudiengang für Orgelliteratur absolviert. Als Elternzeitvertretung ist sie noch bis Ende des Jahres Kantorin in der Himmelfahrtskirche in Leuben sowie der Stephanuskirche in Zschachwitz. „Die Band ist meine Freizeit. Das ist eine ganz andere Musik und hat viel mit Improvisation zu tun. Das ist ein sehr freies Musizieren, das genieße ich sehr“, erzählt sie.
Auch Maria wollte zuerst Musik studieren. „Ich glaube, wenn ich das getan hätte, dann würde ich es nicht mehr so gern machen. Dann wäre es mein Beruf. Das macht psychologisch einen großen Unterschied“, erklärt die 26-Jährige. Mit ihren Jobs wollen die Musiker so viel Geld wie nötig verdienen und möglichst viel Freizeit für die Musik haben.
Diese Musik würde die Band am ehesten als Indie-Folk bezeichnen. Im Herbst 2015 erschienen ein paar ihrer Songs auf der EP „Poison Tree“. 150 Stück haben sie komplett eigenständig gestaltet. Diese Einzelstücke sind natürlich längst vergriffen. „Bis auf ein paar, die wir so schön fanden, dass wir sie nicht verkaufen wollten“, sagt Ben.
Auf die Frage nach ihrem größten Wunsch antworten die drei nahezu einhellig: „Konzerte spielen!“ Am liebsten tun sie das in Wohnzimmern. Das ist direkter, intimer, inniger als auf einer großen Bühne. Mit ihrem Bandbus tourten sie 2016 durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz. Liobas persönliches Highlight war, als sie in der Alpenrepublik vor der kleinen Schwesterngemeinschaft von Grandchamp spielten. Vorher hatte sie drei Wochen lang bei den Schwestern gelebt.
2018 wollen AUTUMN VALLEY nach der Durststrecke in diesem Jahr wieder mehr Konzerte geben. Maria erklärt: „Da kehre ich mein Innerstes nach außen. Das ist manchmal sehr sensibel, aber auch unglaublich bereichernd. Wenn ich merke, dass Leute berührt sind von den Liedern, die ich schreibe, dann ist das ein magischer Moment.“
Campusrauschen verlost zweimal eine Neupressung der EP „Poison Tree“ samt Postkarten und Aufklebern. Ihr wollt gewinnen? Dann schreibt bis 18. September eine Mail an leserpost@campusrauschen.de – Rechtsweg ausgeschlossen.
Text: Nadine Faust
Foto: Amac Garbe
Sehr informativer Beitrag, vielen Dank