Diese Woche durfte wieder geschwitzt werden. Der Schaubudensommer war zurück auf der Hauptstraße – mit ein paar Buden, vor allem aber mit der für das internationale Sommerfestival für Straßenkünste üblichen Hitze, die den Schweiß aus allen Poren treibt, die Hosen kleben und die T-Shirts batikartige Flecken produzieren lässt – ohne unbedingt in einer Bude sitzen zu müssen.
Schaubudensommer. Manche wünschen sich da immer noch die guten alten Tage an, in und hinter der Scheune zurück. Intimer war es da, konzentrierter, die Darbietungen mitunter kleiner und feiner in ihren Ausführungen. Wer hierher kam, der wollte etwas erleben, sich überraschen und davontragen lassen. Manche behaupten gar, das Festival wäre damals politischer gewesen.
Heuer ist das Festival kürzer, schnelllebiger, als wären wir am Scrollen auf Social Media. Kommen doch nicht nur Insider:innen, sondern auch Passant:innen, die Juan Gomez aus Argentinien gleich in seine Show einbaut. Ein roter Teppich für die Dame, während das Kind über die schnöden Bodenplatten laufen muss. Die aus der Schweiz angereiste Joshua Monten Tanzcompagnie funktioniert Umstehende hingehen gleich mal zu Ständern um. Und wer bei der binationalen Barada Street nicht aufpasst, darf sich gleich selbst zum Horst machen.
Wenn der Funke überspringt, bilden Hunderte Menschen eine riesige Traube. Doch es gibt sie auch noch, die kleinen, feinen Perlen, die keines großes Publikums bedürfen. Wenn Volker Gerling von seinen Wanderungen intime Daumenkinos mitbringt oder in einem Minizelt ein großer Spiegel die Vorgänge an der Decke offenbart – Daan Mathot aus den Niederlanden lässt grüßen.
Es gibt aber auch raumgreifende Performances: Sei es mit großen Stimmen und Akrobatik wie beim internationalen Trio Tridiculous oder mit dem „Curtain Call“ vom Circus UnARTiq, der schlichtweg den Atem raubt. Im kommenden Jahr geht der Vorhang hoffentlich wieder auf. Wer für letzteres sorgen will, der kann das Festival noch bei Betterplace unterstützen.
Text: Nadine Faust
Fotos: Amac Garbe