Bretter, die die Welt bedeuten

Am 18. Oktober startet DIE BÜHNE – Das Theater der TU Dresden in eine neue Spielzeit.

Fragt man Luise Kunitz, was für sie DIE BÜHNE ausmacht, bekommt man eine klare Antwort: „DIE BÜHNE ist ein Ort, der jeden aufnimmt. Ich selbst stand noch nie auf der Bühne, habe aber schon bei der Technik geholfen, bei den Kostümen … Für jeden gibt es eine Nische.“ Dabei ist die 29-Jährige zufällig bei der BÜHNE gelandet. Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte an der TU Dresden war sie längere Zeit auf der Suche nach einer Arbeitsstelle, bevor sie als Bundesfreiwilligendienstleistende beim Theater der TU anfing. Schon während dieser Zeit wirkte sie im Pressebereich mit und als gegen Ende ihres Freiwilligendienstes die Stelle der Presseleitung frei wurde, konnte sie diese übernehmen. Nun bekleidet sie den Posten seit rund einem Jahr. Da sich das Theater außerdem im vergangenen Juli in gegenseitigem Einvernehmen von seiner letzten Künstlerischen Leiterin Alexandra Wilke verabschiedete, übernimmt Kunitz momentan übergangsweise noch weitere Tätigkeiten. Und gerade kurz vor der Spielzeiteröffnung gibt es viel zu tun.

Normalerweise beginne die neue Spielzeit immer mit einer großen Produktion, erzählt Kunitz. Dieses Jahr konnte das geplante Stück jedoch nicht eher starten, dennoch wollte man pünktlich zum Semesteranfang auch die Theatersaison eröffnen. Also musste ein neues Konzept her: „Wir haben überlegt, wie wir DIE BÜHNE vermitteln können. Viele kennen uns gar nicht. Die Erstis sollen wissen, was wir eigentlich machen.“ Doch nicht nur für Erstsemester dürfte es ein spannender Abend werden. Auch alte Hasen, egal ob bereits mit der BÜHNE vertraut oder nicht, erwartet eine neue Form des Theatererlebnisses. Auf einer Art Parcours sollen die Zuschauer quer durch den Weber-Bau (Teplitzer Straße 26) geführt werden und so an mehreren Spielstätten Einblicke in verschiedene alte Stücke erhalten, die dort kurz angespielt werden. Anschließend wird die Spielzeiteröffnung mit einer Party gefeiert. Und letzteres, verrät Kunitz lachend, könne man bei der BÜHNE ebenfalls gut.

Bis Weihnachten stehen dann drei Premieren auf dem Spielplan, allesamt politische Stücke. Los geht es am 25. Oktober mit „Flash Back – Wir haben alles, was wir brauchen…Angst“, das sich anlässlich der diesjährigen Wahl in Sachsen mit antidemokratischen und rechtspopulistischen Entwicklungen auseinandersetzt. Mit „Fuge 89 – Entwendete Biographien“, das am 8. November Premiere feiert, erfolgt dann der Blick zurück in die Geschichte: Die zweisprachige Aufführung mit tschechischen bzw. deutschen Untertiteln nimmt sich den Erinnerungen an die Wende von Zeitzeugen aus Dresden und der Region um Ústí nad Labem an. Die dritte Premiere erfolgt schließlich am 22. November mit „Andorra“ nach dem gleichnamigen Drama von Max Frisch. Darüber hinaus werden bis Jahresende auch zwei Wiederaufnahmen aus vergangenen Spielzeiten zu sehen sein.

Für jedes der Stücke proben die Mitglieder der BÜHNE im Schnitt sechs bis acht Wochen, manche zweimal wöchentlich, andere auch fünfmal die Woche. Wie viele dabei an einer Produktion mitwirken, ist ganz unterschiedlich. Mal stehen nur zwei Schauspieler auf der Bühne, mal sind es bis zu acht oder mehr. Hinzu kommen je nach Aufführung noch Techniker, Verantwortliche für Kostüme und Bühnenbild oder auch Musiker. Doch eins ist immer gleich: die Zusammenarbeit mit professionellen Regisseuren. Und das bereits seit der Gründung des Theaters im Jahr 1956.

Heute hat DIE BÜHNE knapp 100 aktive Mitglieder – zum Großteil Studenten –, für die die Vereinsmitgliedschaft prinzipiell kostenlos ist. Seinen Beitrag leistet jeder, indem er in jedem der drei Quartale pro Spielzeit fünf Dienste leistet, ob am Theaterabend hinter der Bar oder beim Verteilen von Flyern. Die größte finanzielle Unterstützung neben einzelnen Projektförderungen durch z. B. das Studentenwerk Dresden oder das Kulturamt der Stadt Dresden erfährt das Theater durch die TU Dresden. Diese trägt nicht nur die Stellen der Künstlerischen Leitung sowie der studentischen Hilfskräfte für die Leitung der Technik und der Pressearbeit, sondern zahlt ebenfalls einen Sachkostenzuschuss. Und auch die notwendigen Räumlichkeiten werden durch die TU unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Künstlerische oder thematische Einschränkungen erfährt DIE BÜHNE dadurch jedoch nicht.

Wer nun neugierig geworden ist, sollte sich die Spielzeiteröffnung am Freitag (18.10., 20.15 Uhr) nicht entgehen lassen. Karten können bereits vorab online reserviert werden. Da der Abend auf Spendenbasis angelegt ist, kann jeder geben, was er kann und möchte.

Text: Marie-Luise Unteutsch

Foto: Amac Garbe

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