Rebellion gegen das Aussterben der Menschheit

Bei großer Hitze traf sich Campusrauschen mit AktivistInnen von Extinction Rebellion (XR), einer 2008 in Großbritannien entstandenen Klimaschutz- und Umweltbewegung in einem Dresdner Park, um über die Bewegung zu sprechen. Erst am 2. Mai dieses Jahres gründete sich hier ein Ableger, welcher jeden Donnerstag um 20.30 Uhr im Café Malobeo auf der Kamenzer Straße sein öffentliches Plenum hat.

Im Interview sprechen die 25-jährige Kyra*, welche vor Kurzem das Studium der Psychologie an der TU Dresden abgeschlossen hat, und der 26-jährige Nils*, Student für Regenerative Energiesysteme an der TU, über ihre Motivation, sich bei XR zu engagieren, über Philosophie und Geist der neuen Umweltbewegung sowie den Unterschied zu Protestgruppen wie Fridays for Future (FFF) und Ende Gelände.

Den Begriff Extinction Rebellion müsst Ihr mir erklären.

Nils: Der Begriff heißt ins Deutsche übersetzt einfach nur Rebellion gegen das Aussterben. Die Rebellion richtet sich also buchstäblich gegen das Aussterben von Tieren, Pflanzen und Menschen in Folge der Klimakrise.

Für welche Ziele steht die Bewegung also ein?

Nils: Wir haben drei grundsätzliche Forderungen. Erstens die der Wahrheit: Wir fordern, dass von Regierungen kommuniziert wird, wie kritisch die Situation ist. Also das gesagt wird: „Ja wir haben eine Klimakrise, wir rufen den Klimanotstand aus.“ Das ist auch eine Forderung an die Medien. Das zweite wäre die Netto-Null-Emission bis 2025. Also nicht keine Emissionen, sondern unterm Strich null. Das bedeutet, dass man notgedrungene Emissionen zum Beispiel per Aufforstung wettmachen kann. Das ist eine wichtige Perspektive, also die Möglichkeit, Maßnahmen ergreifen zu können, Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre zu binden. Und drittens BürgerInnenversammlungen. Die Funktion dieser Versammlungen wäre, dass Regierungen auf basisdemokratischer Weise von allen BürgerInnen kontrolliert werden würden. Das Ignorieren der Klimakatastrophe wäre dann nicht mehr möglich.

Kyra: Der Klimanotstand muss ausgerufen werden und jedes Gesetz und jede Verordnung muss im Lichte der Klimakatastrophe stehen und danach bewertet werden. Wir machen darauf aufmerksam, dass die Gefahr besteht, dass nicht nur viele Tierarten, sondern die Menschheit ausstirbt. Wir rebellieren dagegen.

Ganz persönlich gefragt: Was ist der Grund für Euer Engagement für XR?

Nils: Ich beschäftige mich seit meinem 14. Lebensjahr mit der Klimakrise und es war für mich erstaunlich, dass das Thema so wenig Öffentlichkeit bekam. Selbst wenn das Thema mal aufkam, sprachen die Leute nicht gerne darüber oder es interessierte sie schlichtweg nicht und sie spielten es herunter. Ich habe mich dennoch weiter damit beschäftigt, auch mein Studium entsprechend gewählt. Das Gefühl der Dringlichkeit ist immer geblieben. Die Bewegungen Fridays for Future und Extinction Rebellion, bei denen ich aktiv bin, ermöglichen es mir, mich nicht nur theoretisch mit der Klimakatastrophe zu beschäftigen, sondern auch auf der Protestebene. Mir gibt das total viel, ich kann mich da ausleben und dem Gefühl der Dringlichkeit Raum geben.

Kyra: Bei mir zeigt sich ein Kontrast zu Nils. Ich habe mich bis vergangenes Jahr nicht weiter mit dem Thema befasst, lebte so vor mich hin und dachte, wenn ich den Müll trenne und auf Fleisch verzichte, verhalte ich mich schon angemessen genug. Doch dann war es 2018 so heiß. Ich fing an, den Klimadiskurs über die Medien stärker wahrzunehmen und mich mit dem Thema zu beschäftigen. Parallel dazu kam die Bewegung Extinction Rebellion in London auf, wahnsinnig viele Menschen nahmen daran teil. Als ich hörte, dass nun auch in Dresden ein Ableger gegründet werden soll, war ich begeistert und wollte dabei sein.

Die Klimakrise, das ist klar, ist ein wichtiges Anliegen. Doch bitte einmal mit Euren eigenen Worten: Wieso bedarf es einer Umweltbewegung wie XR?

Nils: Wir haben aktuelle wissenschaftliche Studien. Nehmen wir mal die jüngst veröffentlichten Untersuchungen eines australischen Thinktanks, welcher mehrere Studien zur Klimakatastrophe ausgewertet hat und mal zur Abwechslung das Worst-Case-Szenario und nicht nur konservative Verlaufsmöglichkeiten beschreibt. Dort wird gesagt: Wenn die Emissionen bis 2030 wie gehabt weiter steigen, beginnt die Menschheit ab 2050 auszusterben. Das klingt jetzt erst mal sehr dramatisch, aber selbst die EU hat mittlerweile anerkannt, dass wenn die Emissionen bis 2030 weiter so steigen, die Menschheit im Laufe des Jahrhunderts beginnen wird auszusterben. Ich finde es erstaunlich, wie wenig Beachtung das findet. Das ist doch extrem! Was sind das jetzt für Zeiträume, über die wir hier sprechen? Das erleben wir auf jeden Fall alle noch. Es ist wirklich fünf vor zwölf, es kann passieren. Und selbst wenn es nicht ganz so krass kommt, wäre es immer noch verheerend.

Kyra: Es ist soweit gekommen, dass niemand aus unserer Generation mit gutem Gewissen Kinder in die Welt setzen kann. Ich würde jetzt kein Kind bekommen mit dem Wissen, dass es, wenn es so alt ist wie ich es jetzt bin, um sein Leben kämpfen muss, weil nicht mehr genug Ressourcen für alle Menschen da sind und die Lebensgrundlagen wegfallen.

„Climate justice, now!“ ist einer der wichtigsten Parolen von XR. Was bedeutet Klimagerechtigkeit für Euch?

Kyra: Klimagerechtigkeit heißt zum einen, dass es nicht mehr einen Teil der Welt gibt, der von der Ausbeutung lebt, und einen anderen Teil, dem es verdammt schlecht geht. Zum anderen Generationengerechtigkeit, also dass wir nicht auf Kosten der folgenden Generationen leben dürfen.

Nils: Ich würde noch die Stichworte globaler Süden und globaler Norden ins Feld führen. Gerade jene Länder, die sowieso nicht gut gestellt sind, trifft die Klimakrise nämlich im besonderen und ungleich schlimmeren Maße. Und für diese Länder ist es auch schwieriger, auf die Katastrophe zu reagieren. Wir müssen da eine Vorreiterrolle einnehmen, wir haben 200 Jahre genug Schaden angerichtet.

Wieso bedarf es einer Klimabewegung wie XR, wenn es schon Fridays for Future gibt?

Kyra: XR ist gegenüber Fridays for Future eine Bewegung, die zivilen Ungehorsam begeht, um auf die Klimakatastrophe aufmerksam zu machen. Außerdem wird Extinction Rebellion von allen gesellschaftlichen Schichten durchlaufen. Das Engagement bei FFF beruht dagegen hauptsächlich auf SchülerInnen, wir sind da also deutlich breiter aufgestellt. Allerdings sind wir da nicht so, dass wir uns total abgrenzen. Viele der AktivistInnen sind bei beiden Bewegungen aktiv.

Nils: Die beiden Protestbewegungen ergänzen sich. Es ist wichtig, der Krise auf ganz verschiedenen Wegen zu begegnen. Daher widersprechen sich FFF und XR nicht. Die beiden Bewegungen bedeuten keine Teilung der Bewegung.

Ist FFF zu zahm, zu bürgerlich? Braucht es radikale Aktionen, um noch mehr Aufmerksamkeit zu generieren?

Kyra: Nein, das finde ich überhaupt nicht. Man sieht ja, dass FFF bereits jetzt genug Aufmerksamkeit bekommen hat.

Mit zahm bzw. wenig radikal meinte ich, dass FFF von allen Seiten, selbst der CDU, Schulterklopfen erntet.

Kyra: Ja, das ist unglaublich. Zudem demonstriert Fridays for Future mit langem Atem, aber es passiert einfach nichts. Ich glaube daher, dass nur vielfältige Protestformen etwas bewegen können. Zudem können die SchülerInnen von Repressionen seitens der Schulen betroffen sein. Daher ist es wichtig, dass es eine große solidarische Bewegung gibt, die die gleichen Ziele verfolgt. Aber zahm finde ich FFF nicht. Mit 13 Jahren durch die Straßen zu laufen und die Schule zu schwänzen finde ich total beeindruckend.

Empfndet Ihr XR als radikal? Was sind für Euch in diesem Zusammenhang radikale Maßnahmen?

Nils: Eine radikale Handlung ist für mich gleichbedeutend mit einer entschiedenen Aktion. Aber noch mal zurück auf das Verhältnis zwischen FFF und XR. Ich finde es schon interessant, dass die Blockade von Infrastruktur als radikaler angesehen wird als das Schwänzen der Schule. Da sieht man schon, wie verschoben die gesellschaftliche Wahrnehmung ist. Was wir blockieren ist wirtschaftliches Handeln, die SchülerInnen dagegen verzichten auf Bildung. Und das ist doch viel radikaler, als die Wirtschaft mal für kurze Momente anzugreifen. Das allein zeigt schon, wo in unserer Gesellschaft die Schwerpunkte liegen. Ich verbinde mit XR daher nicht unbedingt Radikalismus, aber doch Entschiedenheit. Und diese Entschiedenheit führt dazu, dass wir überall auf der Welt kleinere Aktionen machen, Nadelstiche setzen, den Alltag beeinflussen. Wir sind kontinuierlich. Bei XR finde ich zudem spannend, dass man mal aus der Studierendenblase herauskommt, weil so viele gesellschaftliche Schichten vereint sind. Auch ArbeitnehmerInnen sind aktiv.

Kyra: Radikal ist vielleicht schon, dass AktivistInnen in Großbritannien bereit waren, sich verhaften zu lassen. Das fand ich total beeindruckend, das hat eine breite Wirkung erzielt. Da haben auch Menschen Straßen blockiert, die man bei solchen Aktionen sonst eher nicht findet, zum Beispiel schwangere Frauen und alte Männer.

Nils: Daran sieht man auch, wie wichtig den Leuten das Thema ist. Ihnen ist es so dringlich, dass es auch okay ist, wenn man verhaftet wird.

Sind Euch Verhaftungen der Polizei willkommen? Aufmerksamkeit sollte so etwas auf sich ziehen.

Kyra: Ich glaube, dass das niemand erleben will. Doch da die Regeln, nach denen wir leben, in unseren Gesellschaften total verschroben sind und immer die geschützt werden, die die Welt zerstören, muss es Aktionen des zivilen Ungehorsams geben, um die Gesellschaft zu wandeln. So würde ich das jedenfalls sehen. Wenn die Politik unsere Forderungen übernehmen würde, bräuchten wir auch keine Aufmerksamkeit mehr.

Nils: Es ist nicht das Ziel, sich verhaften zu lassen, um Aufmerksamkeit zu bekommen, auch wenn das vielleicht ein Nebeneffekt ist. Sich verhaften zu lassen wird eine Notwendigkeit sein, weil die aktuelle Situation es nicht anders zulässt.

Welche Aktionen des zivilen Ungehorsams erachtet Ihr als sinnvoll und legitim?

Kyra: Straßenblockaden. Die Infrastruktur lahmlegen. In Großbritannien gab es auch Blockaden von Bahnhöfen. Zudem finde ich Aktionen zivilen Ungehorsams an wirtschaftlich interessanten Stellen wie z. B. Banken sinnvoll.

Nils: Es sind vielfältige Aktionen denkbar, wichtig ist das Prinzip der Gewaltfreiheit. Das sollte stets an oberster Stelle stehen und ist ein wichtiger Konsens von XR. Es darf niemand zu Schaden kommen!

Wieso sind denn die Aktionen des zivilen Ungehorsams notwendig? Warum kann man nicht einfach nur demonstrieren?

Nils: Am zivilen Ungehorsam beteiligen sich Menschen, die nicht unbedingt Lust haben, Gesetze zu brechen. Doch die Dringlichkeit ist so weit fortgeschritten, dass es notwendig ist, der Sache Nachdruck zu verleihen. Auch ich habe eigentlich überhaupt keinen Bock drauf. Ich sehe den Sinn in Gesetzen. Aber ich sage halt auch, dass die von Menschen gemachten Gesetze zu hinterfragen sind, wenn das Gefühl vorherrscht, dass sie höheren Gesetzen, den Menschenrechten oder meinem Gewissen widersprechen. Letztendlich müssen wir uns gegen solcherlei Regeln auflehnen, die dem allgemeinen Wohlergehen der Menschen dieser Welt im Wege stehen. In solchen Fällen ist es eine Pflicht, diese Gesetze zu brechen. Da sind wir ja auch nicht die ersten. Man denke an Gandhi oder an Rosa Parks. Die Geschichte hat gezeigt, dass der zivile Ungehorsam in seiner gewaltfreien Form viel bewirken konnte. Wenn sich alle immer an die Ordnung halten würden, wäre die Welt ein noch schlechterer Ort. Man denke an das Kolonialrecht usw. Ich stelle mir die Menschen in 100 Jahren vor, die Fragen stellen werden. „Wieso habt Ihr das Unrecht mitgemacht? Wieso seid Ihr nicht auf die Barrikaden gegangen?“ Sollen wir da unseren Kindern sagen „So war das Gesetz.“? Das kann ich mit meinem Gewissen nicht ausmachen, so geht es vielen von uns.

Kyra: Jürgen Habermas hat mal gesagt, dass es eine reife Gesellschaft widerspiegelt, wenn es zivilen Ungehorsam gibt. Leider gibt es so viele Menschen, die aufgrund zivilen Ungehorsams an Repressalien leiden, ihren Job verlieren.

Mir ist aufgefallen, dass an der Grünen Ecke, einem Dresdner BürgerInnenbüro von Bündnis 90/Die Grünen in der Neustadt, auf die Aktion von Ende Gelände am vergangenen Wochenende hingewiesen wurde. Die Polizei in Aachen dagegen warnte vor extremistischen Gewalttätern und Ausschreitungen. Wie steht Ihr zu Ende Gelände?

Nils: Ich war in den vergangenen Jahren dabei. Ich kann nur sagen, dass ich Gewalt von Demonstrierenden von Ende Gelände noch nie erlebt habe, allerdings Gewalt, die von der Polizei ausgeht, regelmäßig. Auch bei Ende Gelände kann man sich auf vielfältigen Wegen einbringen, man muss nicht in die Grube gehen. Ich bin super beeindruckt von der ganzen Organisation und dem menschlichen Miteinander. Nur so viel: Organisation funktioniert nicht nur vertikal, also hierarchisch, sondern auch horizontal. Es gibt Mut zu sehen, dass das im kleinen Rahmen funktioniert – vielleicht wäre das ja aufs Große übertragbar.

Kyra: XR und Ende Gelände schließen sich nicht aus. Zu Ende Gelände gibt es aber vielleicht den Unterschied, dass sie versuchen, ihre Identität zu verschleiern. Das ist auch ein legitimes Mittel, was bei XR nicht unbedingt eingesetzt wird. Zudem konzentriert sich Ende Gelände fast ausschließlich auf den Kohleabbau, XR ist etwas breiter angelegt.

Nils: Ganz kurz noch zur Identitätsverweigerung. Da muss man bedenken, dass bei Aktionen von Ende Gelände zumeist die gleichen Demonstrationsorte gewählt werden. Und wenn man einmal Repression erfährt und der Name bekannt ist, bekommt man auch Post von RWE und hat durch entsprechende Unterlassungsklagen nicht mehr die Möglichkeit, daran teilzunehmen. Es geht nicht darum, anonym bleiben zu wollen, weil man Gewalt ausüben will, sondern um weiterhin die Möglichkeit zu haben, an den Demos teilzunehmen. Zudem demonstriert Ende Gelände nicht wie XR im öffentlichen Raum, sondern z. B. auf dem Firmengelände von RWE. 

Der Bewegungsforscher Dieter Rucht sieht eine Arbeitsteilung zwischen FFF und Ende Gelände. FFF beeinflusst mit den Demos die öffentliche Meinung, Ende Gelände partizipiert davon und wird bei Aktionen etwas netter und mit größerer Toleranz behandelt. Möchte XR die öffentliche Stimmung beeinflussen oder sie nutzen?

Kyra: Als über London berichtet wurde, dass XR die Straßen blockiert, oder auch, als in Berlin eine Brücke besetzt und der Autoverkehr lahmgelegt wurde, was die Betroffenen ja eigentlich nerven müsste, war ich total überrascht. Denn viele Betroffene, die interviewt wurden, haben gesagt, dass sie es gut finden und man nun eben auch mal paar Stunden warten müsse. Deswegen würde ich schon denken, dass XR darauf aus ist, dass die Öffentlichkeit sie positiv auf- und wahrnimmt. Ende Gelände wird wohl von der breiten Öffentlichkeit nicht gerade gestreichelt.

Welche Aktionen des zivilen Ungehorsams in Dresden gehen auf Extinction Rebellion zurück? Ich kann mich an eine Verkehrswende-Demo erinnern, bei der die Carolabrücke kurzzeitig besetzt wurde.

Kyra: Nein, da gab es uns noch gar nicht. Wir als Dresdner Regionalgruppe haben noch keine Aktionen des zivilen Ungehorsams gemacht.

Steht etwas unmittelbar an?

Kyra: Wir sind noch dabei, uns intern zu verständigen. JedeR soll nur das machen, was er oder sie auch machen will. Wenn wir eine Aktion planen, müssen wir schauen, ob genug Leute bereit sind und Lust haben mitzumachen.

Nils: Es geht erst einmal darum, Strukturen aufzubauen. Es sollte ja auch kein Gruppenzwang entstehen. Nicht, dass wir uns Hals über Kopf in eine Aktion stürzen und dann sagt die Hälfte der Leute, dass das nichts für sie war. Die ganzen Meinungen einzuholen dauert einen Moment, sorgt aber dafür, dass die Leute nachhaltig dabei sind und nicht gleich wieder abspringen.

Kyra: Wir haben zum Beispiel auch eine Bildungsgruppe, die Workshops zur rechtlichen Lage organisiert. Und eben Diskussionen, wo man dialektisch herausfinden kann, was die eigene Position ist. Und dann werden auch noch weitere Arbeitsgruppen gebildet, in welchen man sich engagieren kann, wenn man sich nicht an Aktionen auf der Straße beteiligen will. Bis vor drei Wochen waren wir noch zu neunt, jetzt sind wir bereits 30 Leute. Bei Aktionen wie auf der BRN sind dann auch mal 50 Menschen dabei. Das müssen wir erst einmal koordinieren.

Was ist denn auf der BRN passiert?

Kyra: Wir haben an mehreren Stellen sogenannte Die-Ins gemacht. Das ist eine Aktionsform des gewaltlosen Widerstands. Dabei haben wir uns auf den Boden gelegt, uns tot gestellt und damit auf die Erderhitzung, die Folgen und die Untätigkeit der Politik hingewiesen. Dabei hat jeweils einE AktivistIn noch Botschaften wie „Climate justice, now!“ gerufen.

War die Aktion auf der BRN Euer erster öffentlicher Auftritt?

Kyra: Wir haben schon einmal ein Probe-Die-In auf der Hauptstraße gemacht. Das war auch ganz cool, da waren wir zu sechst. Ein Mensch hat was gesagt, einer hat geflyert, der Rest lag auf dem Boden. Bereits das hat viel Aufmerksamkeit erregt. Da habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Leute viel weniger abgeschreckt sind als von einer Demo. Wir lagen still herum und da kamen total viele Leute auf uns zu und fragten, was wir machen und was das zu bedeuten hätte. Auf der BRN haben wir das Ganze dann größer aufgezogen: mehr Leute, mehr Banner, verschiedene Orte.

Wie war denn die Resonanz der Leute auf Eure Aktion auf der Hauptstraße? Das könnte ja auch ein schwieriges Pflaster sein.

Kyra: Es waren viele ältere Menschen dabei, die fragten erst einmal, was Extinction Rebellion ist. Viele fanden es richtig gut. Wir hatten ein Ehepaar dabei, da hat der Mann gesagt, dass wir doch erst einmal arbeiten und nicht nur rumliegen sollen. Seine Frau meinte hingegen, dass er mal ganz still sein soll, denn es sei doch cool, was die jungen Leute machen. Dann hat sie noch erzählt, dass sie ihre Blümchen zu Hause nur noch mit Bio-Dünger behandle. Das war also echt ganz witzig. Ich war beeindruckt, dass überhaupt so viele Leute stehen geblieben sind und gefragt haben. Die meisten waren total offen und man konnte mit ihnen reden.

Interview: Martin Linke

Foto: Extinction Rebellion Dresden

* Kyra und Nils wollen ihre Nachnamen nicht abgedruckt sehen. Kyra ist in der Orga- und der Aktionsgruppe, Nils in der Mediengruppe von Extinction Rebellion Dresden aktiv. Er gründet zudem gerade die Arbeitsgruppe Self Organizing System, wo es darum geht, wie eine nicht hierarchisch organisierte Bewegung dennoch schnell entscheidungsfähig sein kann.

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