Campuskolumne

Das neue Semester ist nur noch elf Tage entfernt. Das bedeutet zwar, dass man längst wieder erst um 10 Uhr in die SLUB gehen kann, ohne einen Kampf bis aufs Blut um einen Arbeitsplatz führen zu müssen. Und auch der Gang in die Mensa, egal zu welcher Zeit, läuft ohne langes In-der-Schlange-Stehen ab. Doch es bedeutet auch, dass diese angenehmen Zeiten bald vorbei sind und die Fahrt mit der Buslinie 61 wieder zum altbekannten Kuschelausflug wird.

Doch heute soll es nicht um das vor uns liegende Semester gehen, damit muss man sich bald schon genug rumschlagen. Es soll viel mehr darum gehen, wie man die vorlesungsfreie Zeit nutzt oder nutzen hätte können. Ohne die Vorzüge einzelner Standorte oder gar anderer Universitäten und damit anderer Campusse in Abrede zu stellen, soll der Fokus dabei auf dem Hauptcampus der TU Dresden liegen.

Studentisches Leben spielt sich vor allem abends ab und dann gerne in Bars und Kneipen. Die Studenten in Dresden haben den Luxus der Studentenclubs. Und vor allem haben sie den Luxus einer großen Auswahl. In der näheren Umgebung des Campus sind dies die Studentenclubs Hängemathe und Club11. Ersterer hat seit Anfang März Urlaub. Bleibt also der Club11, welcher noch regelmäßige Öffnungszeiten anbietet.

Möchte man den Campus etwas weiter spannen, zählen auch die Wu5, das Novitatis und der Gutzkowclub in diese Kategorie. Aber auch hier muss man auf die Öffnungszeiten achten, welche naturgemäß während der vorlesungsfreien Zeit etwas eingeschränkter ausfallen. Sie sind aber dennoch mehr als ausreichend, um mindestens einen Abend der Woche in einem der Clubs zu verbringen. Jeder Student sollte das auf jeden Fall in Erwägung ziehen, damit diese Institutionen der Studentenkultur nicht verschwinden.

Nicht studentisch betrieben werden das Campus, die SonderBar und das Müller’s. Als Klub in Campusnähe finden im Club Mensa regelmäßig Veranstaltungen, auch während der vorlesungsfreien Zeit, statt. Schmerzlich vermisst wird in dieser Aufzählung natürlich die Bierstube, welche für die meisten Studenten das Zentrum kulturellen Lebens auf dem Campus darstellte. Mittlerweile müsste man wohl schon ältere Studenten sagen. Ob und in welcher Form die Bierstube wieder in die Neue Mensa einzieht, steht noch in den Sternen. Erste Bauarbeiten sind an der 2014 geschlossenen Mensa mittlerweile begonnen wurden. Zum Thema Bierstube wurde auch eine Petition ins Leben gerufen.

Während dies für die Abendgestaltung schon recht zufriedenstellend ist und man durchaus an jedem Abend etwas findet, hat es der restliche Tag am Campus schon etwas schwerer. Zugegeben lädt der wieder ausgebrochene Winter nicht gerade dazu ein, sich sportlich oder mit einem Buch bewaffnet auf den Wiesen zu betätigen, dennoch könnte man sich durchaus etwas mehr Leben wünschen. Fast schon alleine hält hier die SLUB die Fackel hoch. Regelmäßig finden öffentliche Führungen im Buchmuseum statt. Auch der eine oder andere Vortrag wird in der vorlesungsfreien Zeit organisiert. Und natürlich hat auch die Bib-Lounge geöffnet, so dass man sich in der Uni auf einen Kaffee treffen kann. Wer das sonst nur zum Prokrastinieren tut oder um nicht auf einem der Arbeitsplätze einzuschlafen, bekommt hier eine klare Empfehlung von uns, dies einmal zu tun.

Darüber hinaus gibt es wenig Möglichkeiten, auf dem Campus aktiv zu werden. Natürlich muss man sagen, dass die vorlesungsfreie Zeit vor allem dazu genutzt wird, dem stressigen Studentenleben aus Vorlesungen, Seminaren und Übungen zu entkommen und in den Urlaub zu fahren oder seine Familie zu besuchen. Naturgemäß ist also die Universität der letzte Ort, den man in seiner wohlverdienten freien Zeit aufsuchen möchte. Oder ist das gar nicht so selbstgegeben? Vielleicht sollte man anfangen, bestimmte Orte auch einmal positiv zu besetzen. Wie schon mit dem Kaffee in der SLUB. Der überkritische Romantiker würde jetzt wohl passend die Frage aufwerfen, wieso wir die viel beschrieene Leistungsgesellschaft auch noch in unsere freie Lernwelt aufnehmen. Wieso sehen wir in der Universität nur noch den Ort, an dem wir unsere Ausbildung erfahren und welche wir so schnell wie möglich wieder verlassen möchten? Wieso sehen wir im Campus nicht wieder einen Ort, an dem man gerne seine freie Zeit verbringt und an dem man seine Kommilitonen auch dann trifft? Vielleicht ist es an der Zeit, der Wirtschaft den Kampf anzusagen, den Campus zurückzuerobern und das Stigma der Ausbildungsstätte zu entreißen. So oder so ähnlich würde er wohl klingen. Und wahrscheinlich hat er damit auch gar nicht mal so unrecht. Betrachtet man das Ganze etwas weniger polemisch, erkennt man durchaus eine veränderte Vorstellung vom Studium und der Art, wie viele Studenten diese Zeit er- und ausleben.

Natürlich ist der Wille dazu, etwas zu ändern, alleine nicht ausreichend. Aber er ist notwendig. Nur wenn viele Studenten den Ort, den sie sonst zum Lernen aufsuchen, auch anderweitig nutzen wollen, entstehen Möglichkeiten. Es ist aber vor allem notwendig, dass die Menschen, die Entscheidungen treffen, auf diese Stimmen hören. Vielleicht ist es endlich an der Zeit, dass der Rektor der TU sein oft wiederholtes Versprechen eines Studentenhauses wahr macht, um einen ersten wichtigen Schritt zu einem belebten Campus zu tun. Aber man sollte auch schauen, was man selbst dafür tun kann. Ob man nun hilft, eine Veranstaltung zu organisieren, sich abends in einem Studentenclub trifft, einen (Winter-)Spaziergang über den Campus unternimmt oder doch einen Kaffee in der SLUB trinkt. Für erste Schritte gibt es bereits jetzt einiges an Möglichkeiten.

Text: Marius Walther

Foto: Amac Garbe

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