Kidsflyer und Programmheft zum 35. FILMFEST DRESDEN

Raus aus der Glückseligkeit

Über 370 Filme aus 66 Ländern, die eine Zeit von fast 100 Jahren umspannen: So kann das 35. FILMFEST DRESDEN grob zusammengefasst werden. Doch was bietet das Kurzfilmfestival, das 1989 erstmals als Filmfest Dresden-Süd etwa über die Leinwand einer heutigen Kfz-Werkstatt flimmert, anno 2023? Wir geben einen Einblick in das Programm vom 18. bis 23. April 2023.

Das Schwerpunktthema des diesjährigen Festivals ist Anti-Rassismus, worum sich auch die vier Schwerpunktprogramme drehen, die von Kurator:innen etwa aus Mexiko oder dem Iran zusammengestellt wurden. Das Thema spiegelt sich neben dem Film- auch im Fachprogramm. So ist am Freitagabend (21.4., 18.30 Uhr) eine Diskussion mit dem Titel „Exit Happyland“ im Hole of Fame geplant.

Rassismus im Stadtgeschehen

Der Begriff Happyland ist dem Buch „Exit Racism“ von Tupoka Ogette entlehnt und beschreibt den Zustand einer weißen Gesellschaft, die sich nicht bewusst ist, welche Rolle sie im rassistischen System spielt. Da sind die Diskussionen um die Benennung von Schaumküssen oder Menschen in (Kinder-)Büchern nur die augenfälligsten Beispiele. Wie Rassismus aber auch in unserem Stadtbild verankert ist, das können Interessierte am Samstagmittag (22.4., 11 Uhr) bei einem Rundgang in der Neustadt mit Dresden postkolonial erfahren. Treff ist vor der Schauburg.

Da solche Mechanismen umso besser funktionieren, wenn sie auf unwissenden Boden fallen, ist der Blick über den Tellerrand immer eine gute Idee. So ermöglicht die Nachtschiene des Filmfestes etwa einen Einblick in die neue Filmsprache Nigerias, für die die Autorin und Kuratorin Nadia Denton den Terminus Beyond Nollywood geprägt hat – zu sehen Donnerstagnacht (20.4., 23.30 Uhr) im Thalia.

In der Nachtschiene ist am Samstag (22.4., 23.30 Uhr) im Thalia auch das Programm „pimmel, porn, protest“ geplant, das eben nicht die Klischees der frei googlebaren „Rammel-Close-ups“ bedient, sondern vielmehr „eine Form von queerfeministischer Politik, Kritik und Protest“ darstellt.

Konkurrenz bekommt das Programm durch die zeitgleich in der Groovestation stattfindende Festivalparty, die in diesem Jahr eine Dragparty ist. Dort könnt Ihr also nicht nur auf die Gewinner:innen der Goldenen Reiter und anderer Festivalpreise treffen, sondern Euch auch selbst in Schale schmeißen – denn wer in Drag erscheint, zahlt nur fünf Euro Eintritt. Los geht’s um 22 Uhr. Die richtige Vorbereitung dafür gibt’s übrigens von 18 bis 22 Uhr beim kostenfreien Workshop in der BFKM Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz in der Nähe des Bahnhofs Neustadt.

Selbst Auswahlkommission spielen

Wer sich fragt, wie ein Filmprogramm eigentlich zusammengestellt wird, kann am Donnerstagabend (20.4., ab 18 Uhr bis kurz vor Mitternacht jederzeit besuchbar) im scheune-Blechschloss vorbeischauen. Denn: Auf spielerische Weise erfahrt Ihr dort, vor welcher Aufgabe eine Auswahlkommission steht. Euch erwartet eine bunte Mischung an Kurzfilmen, deren Reihenfolge der Zufall bestimmt. Zutritt bekommt Ihr für gerade mal einen Euro.

Wenn das Wetter mitspielt oder Euch Nässe nichts ausmacht, kommt Ihr in diesem Jahr übrigens erstmals auf dem Schlossplatz über den gesamten Festivalzeitraum in den Genuss des kostenfreien Open Airs, wobei Spenden niemandem schaden. Für die kostenpflichtigen Filmprogramme haben wir hingegen zwei Freikartenpaare in petto, die Ihr absahnen könnt, wenn Ihr eine E-Mail an leserpost@campusrauschen.de schreibt. Wer zuerst mailt, gewinnt zuerst – der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Text: Nadine Faust

Foto: Amac Garbe

Transparenzhinweis: Die Autorin ist selbst für das FILMFEST DRESDEN tätig.

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