Vor wenigen Wochen sorgte das Klimadenkmal vor dem Hörsaalzentrum der TU Dresden für Aufsehen. Die TU Umweltinitiative (tuuwi) und das Referat WHAT des Studentenrates protestierten so gegen die Nutzung von Kohlestrom an der TU. Nach Recherchen von Campusrauschen ist klar: Bald ist es wohl aus mit der Nutzung fossiler Ressourcen für die Stromversorgung auf dem Campus.
Wer vom 21. bis 23. Januar am Hörsaalzentrum der TU Dresden vorbei musste, konnte den CO2-Kubus nicht übersehen, welcher mit mahnenden und schwarz gehaltenen Bannern auf den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid an der Universität hinwies. Etwa mit dem Spruch „Bildung für morgen mit der Energie von gestern?“, welcher zugleich Hauptslogan des von der tuuwi und dem Referat WHAT initiierten Protests war. Laut Maik Richter, 28-jähriger Physikstudent an der TU und Mitglied der tuuwi, haben besagte Organisationen das Projekt unabhängig von offiziellen Stellen der TU geplant, aber „im Nachhinein viel Unterstützung aus der Uni erfahren“. So war zum Beispiel der Vorsitzende der Umweltkommission, Prof. Stefan Gumhold, bei der Einweihung vor Ort.
Einer der Hauptkritikpunkte der Klimaaktivisten ist, dass an der TU Dresden noch immer ein Strommix genutzt wird, welcher zu großen Teilen aus der für die Umwelt und das Klima schädlichen Verbrennung von Braunkohle stammt. Laut einer Antwort der Sächsischen Staatsregierung auf eine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag stammt der Strom der TU Dresden bisher nur zu rund 40 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Ein fast gleich großer Anteil ist der Kohleverbrennung zuzuschreiben – auch wenn der Anteil der Kohle seit 2014 bereits um rund 20 Prozent gefallen ist. Kernenergie macht derweil immer noch 10 Prozent des Stroms an der TU aus.
Nun fordern die tuuwi und WHAT, dass so schnell wie möglich auf Ökostrom umgestellt wird. Vorbild dafür seien die Ruhr-Universität Bochum, die Leuphana Universität in Lüneburg sowie die Universität Tübingen, die heute schon mit 100 Prozent Ökostrom versorgt sind.
Nach Recherchen von Campusrauschen wird die komplette Umstellung auf Ökostrom an der TU Dresden wohl erfolgen – auch wenn sich tuuwi und WHAT noch etwas gedulden müssen. Denn die Verträge für die Laufzeiten bis 2022 sind bereits unterschrieben, der Anteil der erneuerbaren Energien steigt laut Alwin-Reiner Zipf, Pressesprecher des für die Stromverträge des Freistaates zuständigen Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), auf 52 Prozent. Allerdings gibt er auch bekannt, dass „über die Struktur der nächsten Ausschreibung im ersten Halbjahr 2021 entschieden wird“. Dabei werde „beabsichtigt, im Zuge der Ausschreibung auch eine Umstellung auf Ökostrom vorzunehmen“. Dies ist eine bemerkenswerte Aussage, denn bei der Kohlekommission, in der der Kohleausstieg für spätestens 2038 vorgeschlagen wurde, trat gerade der Freistaat Sachsen als einer jener Akteure auf, die den Ausstieg so weit wie möglich in die Zukunft schieben wollten. Eine vorzeitige Kehrtwende der Landesregierung also, zumindest für den Strom an der TU Dresden.
Alles geklärt also? Eine Absichtserklärung ist noch keine Garantie. Doch auch die TU Dresden, namentlich die Pressesprecherin Kim-Astrid Magister, teilt auf Anfrage mit, dass die CO2-Belastung durch ein „gut durchdachtes Maßnahmenbündel seit 2014 rückläufig ist“, wobei Energieeinsparungen ein wichtiges Mittel seien. Im Umweltbericht der TU Dresden von 2018 heißt es, dass 80 Prozent der TU-internen CO2-Emissionen vom Strom verursacht werden. In Zukunft ist also ein massiver Rückgang der CO2-Belastung zu erwarten – vorausgesetzt, das SIB setzt seine Ankündigung auch um.
Dennoch werden tuuwi und WHAT wohl nicht müde, weiter für einen Wandel zu protestieren. Denn es soll gerade auch das Bewusstsein der Studierenden geschärft werden. Laut Maik Richter geht es „bei unserer Aktion auch darum zu zeigen, dass die Klimafrage etwas mit uns zu tun hat“. Die ökologische Krise, in der sich die Welt befindet, grassiert zudem allumfassend und ihr ist nicht allein durch die Nutzung von Ökostrom beizukommen. Folgerichtig wurde mit dem CO2-Kubus auch auf Visionen wie einen autofreien Campus aufmerksam gemacht und für weniger Dienstreisen mit dem Flugzeug votiert.
Dies entspricht den Umweltleitlinien der TU, wobei es darin u. a. heißt, dass es Ziel sei, für eine „Minderung umweltbelastender Verkehrsströme“ zu sorgen (S. 32). In diesem Kontext steht laut TU- Umweltbericht die Einführung des weitgehend kostenlosen Fahrradverleihsystems für Angehörige der TU und die Einführung der Jobtickets. Die TU hat zudem eine Studie bezüglich der Mobilität von Studierenden und MitarbeiterInnen in Auftrag gegeben, aus welchen Maßnahmen abgeleitet werden sollen. Für AutofahrerInnen wird es wohl nicht gerade leichter werden.
Text: Martin Linke
Foto: Amac Garbe