Wie kommt das Internet ins Wohnheim?

Viele, die das Büro der AG DSN – der Arbeitsgemeinschaft Dresdner Studentennetz – betreten, wissen über diese wohl, dass sie das Internet für einige Wohnheime in Dresden bereitstellt und dass es ein tägliches Datenlimit für die angeschlossenen Nutzer gibt. Dann hört es aber meistens schon auf. Doch woher kommt dieses Datenlimit? Wie viele Wohnheime betreut die Arbeitsgemeinschaft und wieso überhaupt? Wer steckt hinter der AG DSN und was macht sie genau?

Diese Fragen versuchen der Vorstandsvorsitzende der AG DSN, der 24-jährige Friedrich Zahn, sowie die Schatzmeisterin Laura Neumann, 22 Jahre alt, im neuen Büro des Studentennetzes auf der Räcknitzhöhe in Dresden zu beantworten. Vor 24 Jahren, Mitte 1994, als einige große Namen der IT-Branche noch anzweifelten, dass sich Computer und das Internet als Massenphänomene durchsetzen würden, hatten einige Studenten die Idee, sich ein eigenes Netzwerk, ein sogenanntes Intranet, aufzubauen. An Anschlüsse an das autonome System globaler Rechnernetzwerke, also das Internet, wie wir es heute kennen, war damals noch gar nicht zu denken. Das Internet, das für viele Menschen heute eine Art zweites Zuhause und für manche Neuland ist, steckte damals noch in den Kinderschuhen. Mit Hilfe vom Universitätsrechenzentrum, das die Verbindung zum Universitätsnetz sowie Technik organisierte, und dem Studentenwerk, das ebenfalls Technik und finanzielle Mittel bereitstellte, konnten die ersten Anschlüsse realisiert werden.

Als das Studentenwerk in Sachen Netzwerkanbindung 1996 nachzog, hatten die Studenten der AG DSN durch ihren Frühstart mit ihrem eigenem Intranet und Anschluss an das Universitätsnetz schon einiges an wertvollem Wissen über Netzwerktechnik anhäufen können. Nach und nach übergab das Studentenwerk in Dresden die Verantwortung für die Versorgung ihrer Mieter mit einem Internetzugang in den Wohnheimen an das Studentennetz. Dieser Prozess hält bis heute an. Zurzeit versorgt die Arbeitsgemeinschaft 22 von 34 Studentenwohnheimen mit einem Internetanschluss, berichtet Zahn. In Zahlen sind das etwa 3.000 Studenten, also knapp zehn Prozent aller Studenten in Dresden. Diese zehn Prozent werden von etwa 60 freiwilligen Helfern der Arbeitsgemeinschaft betreut, erklärt Neumann. Diese Ehrenamtlichen, so wie Neumann und Zahn, tun dies ohne Entlohnung oder nennenswerte Aufwandsentschädigung. Allein ihren eigenen monatlichen Beitrag können sie entfallen lassen.

Aber woher kommt der Internetzugang der AG DSN eigentlich? Über die TU Dresden, genauer das Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen (ZIH), welches an das Deutsche Forschungsnetz (DFN) angeschlossen ist, erzählen Zahn und Neumann. Die AG stellt also nicht etwa einen Internetanschluss bereit, sondern einen Anschluss an das Netzwerk des DFN. Das DFN ist eine selbstverwaltete Organisation, die das Netzwerk für die Forschung in Deutschland bereitstellt und somit zum Beispiel an Universitäten den Zugang zum weltweiten Netz ermöglicht. Das ZIH wiederum regelt die Anbindung der Universität an das Forschungsnetz.

Das Studentennetz handelt mit dem ZIH aus, wie die Nutzung des Anschlusses für die einzelnen Mieter in den Wohnheimen geregelt ist. An dieser Stelle kommt das Datenlimit ins Spiel. In der Ordnung des Zentrums wird nämlich die private Nutzung des Netzwerks auf eine geringfügige Nutzung beschränkt. Private Nutzung meint solche Seiten wie YouTube oder Facebook. Für die Nutzer der Anschlüsse der AG DSN bedeutet das wiederum, dass diese Seiten zu ihrem täglichen Datenlimit von drei Gigabyte hinzugezählt werden. Ausgenommen hiervon sind zum Beispiel Seiten der Universität oder von der AG selbst bereitgestellte. Zahn ist es wichtig zu betonen, dass der monatliche Beitrag von aktuell 3,50 Euro keinen direkten Zusammenhang mit diesem Datenlimit besitzt. Die Helfer der Arbeitsgemeinschaft erhalten immer wieder Mails von Studenten, die fragen, ob sie für einen höheren monatlichen Beitrag ein höheres Datenvolumen erhalten. Da dieser Beitrag, welcher im April auf fünf Euro angehoben wird, aber nur für die Bereitstellung und Erneuerung der Netzwerktechnik verwendet wird und der Anschluss an das DFN für die AG kostenfrei ist, kann mehr Geld hier keine zufriedenstellende Lösung bringen. Die meisten Studenten scheinen aber mit dem Datenvolumen auszukommen und schätzen das Preis-Leistungs-Verhältnis, erzählt Neumann. Im Gegensatz zu kommerziellen Anbietern bietet die AG DSN zum Beispiel die gleiche Geschwindigkeit für Up- und Download an.

Die Frage, wieso die Nutzung des bekannten Internetzugangs eduroam an der Universität keinerlei solcher Einschränkungen hat, wie sie die Wohnheime haben, beantworten die beiden mit einem Lächeln. Diese Frage konnte sich die AG bisher selbst nicht beantworten. Vielleicht stellt dies ja in Zukunft eine Verhandlungsgrundlage für das Studentennetz mit dem ZIH dar.

Doch die AG DSN ist nicht nur eine Arbeitsgemeinschaft des Studentenrats, die sich um den Netzwerkanschluss einiger Studenten kümmert. Sie möchte Interessierten auch die Möglichkeit geben, Erfahrungen zu sammeln und sich kreativ auszuleben. Neumann ist eher zufällig durch einen Aushang auf das Studentennetz aufmerksam geworden. Seitdem schätzt sie die entspannte und lockere Atmosphäre und kümmert sich neben den Finanzen um die Öffentlichkeitsarbeit. Leider ist sie in der Öffentlichkeitsarbeit zurzeit alleine und so kommen viele Sachen zu kurz. Dennoch hat sie durch die Arbeit in der AG DSN vieles gelernt, was so in ihrem Physikstudium nie vorgekommen wäre. Auch Zahn, der Informatik studiert, sieht in der praktischen Anwendung eine großartige Möglichkeit, sich über den Tellerrand seines Studiums hinaus weiterzubilden.

Auch wer Lust hat, ein Software-Projekt umzusetzen, findet unter den Mitgliedern der AG solche, die bereit sind zu helfen und vielleicht sogar mitzumachen. Und wer mit Programmieren nicht viel am Hut hat, kann sich auf den Servern des Studentennetzes seinen eigenen Blog oder eine eigene Webseite aufsetzen lassen und diese mit Inhalt füllen. Mit solchen Angeboten, also dem Nutzen ihrer Server, unterstützt die Arbeitsgemeinschaft bereits einige Fachschaftsräte und Hochschulgruppen, die so ihre Internetpräsenz in Form von Webseiten organisieren.

Doch nicht nur in Dresden ist die AG DSN aktiv. Auf dem Chaos Communication Congress sind sie genauso vertreten wie auf nationalen und mittlerweile auch internationalen Treffen mit anderen Studentennetzen. Vom Congress kann man sich Mitschnitte der dortigen Talks anschauen und das ganz ohne Verbrauch des eigenen Datenlimits. Auch im Podcast-Universum ist die Arbeitsgemeinschaft angekommen. Neumann und Zahn produzieren zusammen einen unregelmäßigen Podcast mit dem Namen Multicast. In diesem reden sie über das alltägliche Leben im Studentennetz. Wer also tiefer in die Welt der AG DSN eintauchen möchte, hat mit Multicast die Möglichkeit dazu.

Text: Marius Walther

Foto: Amac Garbe

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