Das diesjährige Sommerwetter gibt sich in letzter Zeit eher wankelmütig. Mal ist es drückend heiß und sonnig, dann wieder stürmisch und kühl. Abwechslung verspricht in der kommenden Woche auch die Kulturlandschaft in Dresden. Wir haben uns umgeschaut und präsentieren Euch den ultimativen Wochenplan, damit sich auch wirklich niemand langweilen muss.
Montag, 26.6.
Rhythmisch und grundlegend musikalisch geht es hinein in die Woche, zumindest in Hellerau. Dort zeigen Studierende der Rhythmik und Elementaren Musikpädagogik der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden ab 20 Uhr, was sie so alles gelernt haben. Es werden sowohl Abschluss- als auch Semesterarbeiten präsentiert und die Bandbreite verspricht an diesem Abend dementsprechend groß zu sein. Für diesen Einblick in das junge künstlerisch-musikalische Schaffen muss ein Durchschnittsbesucher 6,60 Euro löhnen, mit einer Hellerau Card sind es 3,30 Euro.
Wem das zu aufregend ist oder wer nicht ganz so weit vom Stadtkern wegfahren möchte, sollte es wenigstens bis zum Militärhistorischen Museum schaffen. Da ist, wie jede Woche, wieder Museumsmontag angesagt: Zwischen 18 und 21 Uhr ist der Eintritt zu allen Ausstellungen für alle kostenlos. Besonders lohnt sich ein Besuch des MHMD im Moment wegen der Sonderausstellung „FRITZ BAUER. DER STAATSANWALT: NS-Verbrechen vor Gericht“. Die Ausstellung zeigt noch bis Dienstag Leben und Wirken des ehemaligen Generalstaatsanwaltes Fritz Bauer, welcher seinerzeit die bedeutenden Frankfurter Auschwitz-Prozesse mit viel persönlicher Leidenschaft initiiert hatte – trotz heftiger Ablehnung und sogar Anfeindungen durch Politik und Justiz.
Dienstag, 27.6.
Am Dienstag geht es weiter um leidenschaftliche Gegenwehr gegen Ablehnung. Diesmal jedoch um die kompromisslose Leidenschaft zur Jazzmusik und einen der ewigen Giganten an der Jazztrompete. Zu sehen ist diese um 21.10 Uhr im Programmkino Ost, wo im Film „Born to Be Blue“ der künstlerische und persönliche Leidensweg von Chet Baker gezeigt wird. Dieser hatte sich nach einer langen Schaffenskrise, bedingt durch Drogenabhängigkeit und körperliche Leiden, Mitte der 1960er-Jahre noch einmal zurück in das Musik-Business gekämpft. Da das PKO dienstags immer den Kinotag begeht, kostet die Karte an diesem Tag nur 5,50 Euro.
Wer leidenschaftliches Jazzmusizieren lieber live miterleben möchte, statt es sich leidiglich auf der Leinwand anzuschauen, der sollte sich an diesem Abend im Jazzclub Tonne blicken lassen. Dort läutet das JOHANNES WOGRAM TRIO ab 21 Uhr die letzte Jam Session der Frühjahrssaison in der Tonne ein. Der Eintritt hierfür ist frei.
Mittwoch, 28.6.
Zur Mitte der Woche geht es weniger musikalisch zu, dafür umso politischer und wissenschaftlicher. Im Zuge der Ringvorlesung „Kultur und Politik in Zeiten der Ungewissheit“ hält an diesem Abend Prof. Ute Frevert, die Direktorin des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin, einen Vortrag im Residenzschloss. Ab 19 Uhr beschäftigt sich Frau Frevert unter dem Titel „Die Wiederkehr des Prangers: Scham und Beschämung in der modernen Gesellschaft“ mit der Historiografie öffentlicher Demütigungen, welche aktuell, vor allem im modernen digitalen Raum, eine Art Renaissance zu erleben scheinen.
Donnerstag, 29.6.
Der Donnerstag steht ganz im Stern der Underground-Kunst. Los geht es in der Motorenhalle des riesa efau, wo zur Zeit die Videokunst-Ausstellung „OCCUPATION“ beheimatet ist und an diesem Tag zwischen 15 und 19 Uhr ihre Tore öffnet. Zu sehen sind zeitgenössische Videoarbeiten aus dem Kunstfonds der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, welche vor allem in den 2000er-Jahren durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen angekauft wurden und nun zum Teil erstmalig ausgestellt werden. Wer es zeitlich einrichten kann, sollte sich spätestens 16.30 Uhr in der Motorenhalle einfinden, denn dann beginnt eine Führung mit Kunstgespräch. Der Eintritt kostet (mit oder ohne Führung) 3 bzw. 2 Euro.
Weiter geht es dann abends in der GrooveStation, wo ab 21 Uhr ordentlich ins Mikro getextet wird. Der lokale Rapper Aero ist in letzter Zeit nicht mehr so viel mit seiner Crew unterwegs und wird auch in der Station solo auftreten. Das wird ihn jedoch nicht davon abhalten, den Zuschauern mit ein paar ordentlichen Ansagen einzuheizen. Und das Beste kommt noch: Man muss für den Eintritt nicht einmal 50 Cent berappen, der ist nämlich frei. Entschuldigt bitte, aber das Wortspiel musste hier einfach sein!
Freitag, 30.6.
Etwas abstrakter geht die offizielle Arbeits-/Uniwoche am Freitag zur neige. Es bietet sich an, das Albertinum zu besuchen, wenn dort schon einmal nicht nur die ewig angestaubten ollen Schinken, sondern auch ganz neue Werke hängen. Und die hat nicht irgendwer gemalt, sondern kein geringerer als Gerhard Richter, dem deutschen Vorzeigekünstler der Gegenwart. Nach einer längeren Phase, in der Richter vorwiegend digital rumgekünstlert hat, ist er seit 2015 wieder dem guten alten Farbauftrag verfallen. Ob es sehenswert ist, was dabei entstand, kann an diesem Freitag zwischen 10 und 18 Uhr erörtert werden, so denn man zuvor 10 bzw. 7,50 Euro an der Kasse gelöhnt hat. Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren sind vom Eintritt befreit.
Samstag, 1.7.
Um das Wochenende einzuläuten und die Trauer etwas zu lindern, dass die Fusion dieses Jahr nicht stattfindet, geht es am Samstag wieder zurück in die GrooveStation. Hier wird unter dem Decknamen Fat Kat Disko ab 22 Uhr eine kleine Mini-Dresden-Fusion begangen. Die Acts BARRIO KATZ und BARBARELLA bespielen Floors mit illustren Bezeichnungen wie Seebühne oder Bassline Circus. Wo das alles genau hinführt und wie nah die Veranstaltung an ihr großes Vorbild heranreicht, gilt es herauszufinden. Bis 23.30 Uhr kostet der Spaß nur 4, danach dann 5 Euro.
Sonntag, 2.7.
Nach dem tanzintensiven Samstag folgt ein eher gemächlicher Sonntag, an dem dennoch eine qualvolle Wahl ansteht, nämlich die, mit welcher Shakespeare-Adaption genau man die Woche krönen möchte. Entweder mit der vor der eindrucksvollen Kulisse der St. Pauli Theaterruine, wo ab 20 Uhr das fantasievolle Märchenspiel „Ein Sommernachtstraum“ dargeboten wird. Tickets für das Stück rund um Elfen und Feen kosten dann aber gleich mal 14 bzw. ermäßigt noch 9 Euro.
Oder man wählt die studentischere Variante, was sowohl die Preise als auch die gesamte Veranstaltung angeht, im Botanischen Garten der TU Dresden. Dort führt die bühne ab 20.30 Uhr ihr Sommertheater auf und präsentiert die Komödie „Wie es euch gefällt“. Bei diesem Stück von Shakespeare geht es dann um Charaktere, welche beständig sowohl Kleidungs- und Lebensstil als auch ihr Geschlecht wandeln. Karten für das Verwirrspiel, welches die bühne in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Raumgestaltung der TUD auf die Beine gestellt hat, kosten 10 bzw. 6 Euro.
Text: Carl Lehmann
Foto: Amac Garbe