Campuskolumne

Eine Begegnung im Zug. Ein Schulfreund meiner Schwester. Eigentlich eine nette Person – so hatte ich ihn in Erinnerung. Der Eindruck änderte sich, als ich mit ihm sprach. Denn das Gespräch machte mich wahnsinnig.

Dabei war es nicht der Inhalt seiner Worte, der mich aufregte, sondern sein Verhalten. Immer wenn ich einen Satz begann, griff er in seine Hosentasche, entsperrte den Bildschirm seines Smartphones und tippte. Zuerst war ich etwas irritiert, sprach aber weiter, weil er ab und zu vom Telefon aufblickte oder ein „Hm“ ausstieß. Mit der Zeit jedoch reagierte er immer weniger auf meine Aussagen. Kein Nicken, kein „Hm“, nur seine Daumen bewegten sich über den Bildschirm. Irgendwann habe ich einfach nichts mehr gesagt. Die Folge: Sobald er vom Bildschirm aufblickte, erzählte er fröhlich etwas Neues. In mir brodelte eine Mischung aus Wut und Unverständnis auf.

Der Schulfreund meiner Schwester ist nur ein krasses Beispiel für etwas, das mich bei vielen Menschen aufregt: Im Gespräch aufs Smartphone schauen und dann Nachrichten beantworten. Das finde ich furchtbar unhöflich. Man suggeriert seinem Gegenüber ganz klar: „Da ist gerade etwas wichtiger als Du und so sehr interessiert es mich nicht, was Du sagst.“

Kenne ich die andere Person nicht so gut, nehme ich dieses Verhalten meist schweigend hin – so auch im Zug. Stehe ich meinem Gegenüber nahe, beschwere ich mich. Denn wenn man während eines Gesprächs etwas Wichtiges am Telefon klären muss, kann man sich entschuldigen und seinem Gegenüber den Grund erklären. Wenn nicht, sollte man das Telefon in der Tasche lassen.

Text: Sabrina Winter

Foto: Amac Garbe

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