Kunst, die glücklich macht

Es wirkt schon ein bisschen befremdlich: Viele Menschen sammeln sich im Oktogon, erkunden studentische Kunstwerke, sehen eine Performance. Wären da nicht die Masken und das stete Gefühl, Abstand halten zu müssen, sie wäre fast vergessen, die Pandemie. Zumal sie in den Kunstwerken der diesjährigen Diplomand:innen der Bildenden Kunst nicht direkt wiederzuerkennen ist. Noch bis 5. September ist die Abschlussschau der Hochschule für Bildende Künste Dresden im Oktogon und angrenzenden Räumen zu sehen.

Es sind oft persönliche Geschichten, Beziehungen oder schlicht der Alltag, der sich in den Werken der Diplomand:innen widerspiegelt. In Eric Beiers Ensemble etwa werden seine körperlichen Beeinträchtigungen deutlich. Auf einen Rollstuhl angewiesen, wirkt der Tisch mit Spritzen und anderen Utensilien auch für stehende Menschen ziemlich hochbeinig. Wer sich bei seiner an Hieroglyphen erinnernden Schrift nach den Hintergründen fragt, könnte zudem mal die Piktogramme für Barrierefreiheit konsultieren.

Eric Beier, Diplom 2021, Pentagon Süd
Eric Beier, Diplom 2021, Pentagon Süd

Persönlich glücklich machen kann hingegen die Kunst von Lina Schobel, denn in ihr Kunstwerk „The air we share“ ist ein synthetisch hergestelltes Glückshormon eingearbeitet. Angeregt von der Pandemie und der Luft, die wir momentan nicht teilen sollten, um Ansteckungen zu vermeiden, kreierte die Künstlerin aus Landau an der Isar knallig gelbe Blumen, die allein schon durch den Anblick die Stimmung erhellen.

Mit knalligem Schwarz hat stattdessen Marcus Eck gearbeitet, der den Diplompreis des Freundeskreises der HfBK gewann. Als Tischler ausgebildet und an der Gitarre geübt, verbindet er Klang und Material. Letzteres, nämlich das Holz, verbindet ihn mit Dina Zaitev, die eigentlich der Fakultät II und dem Bühnen- und Kostümbild angehört. In die Diplomausstellung eingeladen, arbeitet sie in „Sacred Silence“ mit vielen Hinrichtungswerkzeugen, Miniaturgalgen.

Marcus Eck, Diplom 2021, Atelier 154
„Sacred Silence“, Dina Zaitev, Bühnen- und Kostümbild, Atelier 157

Auch Malerei ist zahlreich vertreten, wobei die Grenzen der Gattung und des zugrunde liegenden Materials ausgelotet und überschritten werden, so dass Sabine Schober im Senatssaal etwa die Wand mit einbezogen oder Youngmin Lee riesige Tücher bemalt hat, die beim Blick nach oben in die Zitronenpresse zu sehen sind oder die Wandhöhe ausreizende Maße annehmen.

Sabine Schober, Diplom 2021, Senatssaal
Diplom 2021, Pentagon Süd mit Werken von Eric Beier, Katrina Louise Pennington, Viktoria Gentsch, Youngmin Lee, Felina Wießmann (v. l.)
Felina Wießmann, Diplom 2021, Pentagon Süd
Oktogon mit Werken von Paul Reßl und Hannah Kucera (v. l.)
Pentagon Ost mit Werken von Nari Jo (links und rechts), Ana Pireva (hintere Wand), Layla Nabi (Vitrinen)
Mona Freudenreich, Diplom 2021, Alte Bibliothek
Nicolai Leicher, Diplom 2021, Alte Bibliothek
Anna Ditscherlein, Diplom 2021, Atelier 153
Maria Georgieva, Diplom 2021, Atelier 101
Lena Dobner, Diplom 2021, Atelier 104
Johanna Seidel, Diplom 2021, Atelier 102

Die Jahresausstellung der Fakultät I auf der Brühlschen Terrasse und in der Pfotenhauerstraße fand derweil zeitgleich mit dem Eröffnungswochenende der Diplomschau statt. Die der Fakultät II lud hingegen schon Mitte Juli zum Ausstellungswochenende, wovon unser Fotograf ein paar bildnerische Eindrücke mitgebracht hat.

Jahresausstellung Fakultät II 2021, Güntzstraße
Jahresausstellung Fakultät II 2021, Güntzstraße
Jahresausstellung Fakultät II 2021, Güntzstraße
Jahresausstellung Fakultät II 2021, Güntzstraße
Jahresausstellung Fakultät II 2021, Güntzstraße
Justus Splitt, 21, 4. Semester Bühnen- und Kostümbild, mit einem Teil einer Mephisto-Maske, Jahresausstellung Fakultät II 2021, Güntzstraße
Jahresausstellung Fakultät II 2021, Güntzstraße
Jahresausstellung Fakultät II 2021, Güntzstraße
Jahresausstellung Fakultät II 2021, Güntzstraße

Text: Nadine Faust

Zum Titelfoto: „The air we share“, Lina Schobel, Diplom 2021, Pentagon Ost

Fotos: Amac Garbe

2 Gedanken zu “Kunst, die glücklich macht

  1. Es ist nicht nachvollziehbar warum die Arbeiten der Jahresausstellung der Fakultät II nicht namentlich benannt sind. Bei der Ausstellung sind diese mit der Bezeichnung der Autorinnen gekennzeichnet. Das sollte geändert werden!

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