Die Konzertposterausstellung „Colored Gigs“ feiert ihr Jubiläum nicht nur in der Scheune Dresden, sondern gleich in der ganzen Neustadt.
Noch bis zum 11. November ist der künstlerische Siebdruck in Dresden von den Anfängen bis zur Gegenwart in der Ausstellung „Rastern“ im Leonhardi-Museum in Loschwitz zu sehen. Mit zwei seiner Gigposter ist auch Lars P. Krause dort vertreten. Denn Krause hat die künstlerische Posterbewerbung von Konzerten zu seinem Aushängeschild gemacht, und das mit großem Erfolg: Zu seinen Auftraggebern gehören DIE TOTEN HOSEN, die BEATSTEAKS oder auch die FOO FIGHTERS.
Das Mittel seiner Wahl ist der Siebdruck. Als eines der vier großen Druckverfahren wird der auch als Durchdruck bezeichnet. Seine Entstehung ist nicht genau nachzuvollziehen, aber vermutlich ist der technische Ursprung in der US-amerikanischen Schildermalerei zu suchen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitet sich der Siebdruck an der Ost- und Westküste der USA, wenige Jahre später folgen Europa und Australien. Seit den 1920er-Jahren wird er in Deutschland angewendet, bei der Schilderherstellung und im Textildruck. Kurz darauf auch in der Werbung und bei der Beschriftung von Rüstungsgütern. Der Siebdruck ist vielfältig und kann mit nahezu jeder Farbe auf fast jedes Material aufgebracht werden. Krause nutzt die Technik wie schon andere zuvor für die bunten Konzertposter.
Aber auf der Produktion von Postern ruht sich Krause nicht aus. Er will den Dresdnern zeigen, was das für eine Kunstform ist. Seit 2009 organisiert er zusammen mit einem kleinen Team die Gigposter-Ausstellung „Colored Gigs“. Dieses Jahr feiert die in der Scheune ihr zehntes Jubiläum und kann sich durchaus mit vergleichbaren Schauen in Hamburg oder auch Chicago und Austin messen.
Zum Jubiläum haben Krause & Co. ein fettes Programm auf die Beine gestellt. Die Party am heutigen Freitag in der Groovestation bildet den Auftakt zum Konzertposter-Wochenende, dafür konnten sie sogar ANDREAS DORAU mit seinem „Fred vom Jupiter“ gewinnen. Am Samstag und Sonntag laden sie dann zur Postershow in die Scheune – mit Künstlern aus Dresden, Leipzig, München, Stuttgart und Hamburg, aber auch aus den Niederlanden, Italien oder den USA. Dazu gibt es am Samstagabend Livemusik von der Berliner Europunk-Band BECHAMEL und vom Schweizer Duo BLIND BUTCHER. Am Sonntagnachmittag spielt KALEB STEWART aus Florida mit seiner Gitarre auf.
Damit nicht genug. „Dieses Mal haben wir auch Panels und Vorträge organisiert – für die Leute, die mehr Hintergrundwissen haben wollen“, erzählt Krause. Im Backstagebereich bzw. auf der Bühne gibt es am Samstag und Sonntag jeweils zwischen 15 und 18 Uhr Infos, Vorträge und Diskussionen. So stellt Kulturvermittlerin und Autorin Claudia Reichardt, die die Ausstellung im Leonhardi-Museum kuratiert hat und auch als Wanda bekannt ist, ihre als Buch zusammengefassten Erkenntnisse zum Dresdner Siebdruck vor. Außerdem spricht Labelbetreiber Gregor Samsa von Sounds of Subterrania aus Hamburg über die Verbindung von Siebdruck und Musik. Am Sonntag erzählen Siebdruckkünstler zudem von ihrer Herangehensweise bei der Motivfindung.
Doch während die heutige Party in der Groovestation kostenpflichtig ist, kommt Ihr in die Postershow am Wochenende kostenlos rein. Denn Krause geht es darum, für Austausch zu sorgen und die Künstler*innen untereinander sowie mit dem Publikum zu vernetzen. Für die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen Grund genug, die Veranstaltung zu fördern. Und wer selbst etwas Kohle ausgeben will, kann natürlich eins der gezeigten Poster ergattern – bei 20 Euro geht’s los. Oder er probiert sich am Glücksrad. Zwei Euro kostet ein Versuch, gewinnen kann man beispielsweise Postersets der anwesenden Künstler. Vorab gibt es zudem eine Posterjagd durch zehn Neustadtläden, die irgendwie mit „Colored Gigs“ in Verbindung stehen. Also Ausschau nach einem Poster halten, Stickerheft samt Stickern aller Postershow-Ausgaben einsammeln und beim Event selbst eine kleine Überraschung abstauben! Ausgangspunkt für die Jagd könnte beispielsweise ein gemütlicher kleiner Bücherladen mit getigertem Bewacher sein.
Neben all dem finden Kinder etwas zum Malen und auch Erwachsene können beim Live-Siebdruck selbst Hand anlegen. Wer das lieber von Grund auf lernen will, der fühle sich vom 26. bis zum 29. November zum Intensivworkshop mit Krause in seiner Interimswerkstatt in der Fritz-Reuther-Straße 12 eingeladen, verrät der Künstler noch. Maximal sechs Teilnehmer dürfen sich dann ausgiebig im Siebdruck probieren und auch ihre Werke werden am Ende in einer kleinen Präsentation gezeigt.
„Colored Gigs“-Jubiläumsparty mit ANDREAS DORAU am Freitag (20 Uhr) in der Groovestation; Postershow am Samstag (14 bis 24 Uhr) und Sonntag (13 bis 19 Uhr) in der Scheune; Intensivworkshop Ende November, 250 Euro pro Person (inkl. Material), Anmeldung per Mail an douze@gmx.de.
Text: Nadine Faust
Foto: Amac Garbe