Es ist oft laut rund um die Scheune Dresden. Besonders während des Schaubudensommers. Dort dröhnende Bässe, hier klatschende Massen, drüben johlende Menschen. Da haben es die leisen Momente schwer, denkt man. Und doch haben sie ihre Berechtigung, emanzipieren sich und sind überaus wichtig. Denn: Auch Menschen mit Hörbeeinträchtigungen oder fehlendem Gehör wollen teilhaben – und sind vor herzlich eingeladen zum 21. Scheune Schaubudensommer. Ein Auge im Programmheft weist ihnen den Weg. Denn so gekennzeichnete Shows sind ohne Sprache und Ton verständlich – und damit auch für fremdsprachige Besucher*innen eine Option.
Natürlich sind nicht nur deutschsprachige Künstler*innen beim Schaubudensommer vertreten. Etwa ein Drittel der 38 auftretenden Companies und Darsteller*innen ist lokal verankert, der Rest kommt aus aller Welt. Der Schweizer Georg Traber mit seiner Messerwerfmaschine ist darunter, oder Clown Dado aus Kanada. Der bezaubert mit verblüffend einfachem Humor, dem Spiel mit dem Publikum und, na klar, Luftballontieren.
Dass die Sprache der Clowns weltweit sehr ähnlich ist, das zeigt ein direkter Vergleich mit dem Deutschen Aaron Dewitz. Auch er spielt mit dem Publikum – besonders mit einer jungen, blonden Dame, die auch bei Dado nicht Nein sagen kann –, auch er guckt immer wieder auf die imaginäre Uhr, als müsste er Zeit überbrücken, auch er nutzt vor allem Mimik und Gestik, um die Leute zum Lachen zu bringen. Und das Spiel mit den Erwartungen ist allseits bekannt. Und doch muss man immer wieder lachen und lässt sich überraschen.
Wer Lust auf Clownerie verspürt, der kann es bis zum 22. Juli noch bei Paul Currie aus Großbritannien, der Companie Tobia Circus aus Italien oder David Eriksson aus Schweden probieren. Und auch die Großkaräter des Schaubudensommers, Michael Hatzius mit seiner Echse und Anna Mateur samt Begleitung, sind noch zu sehen. Helmut Raeder, seines Zeichens künstlerischer Leiter des sommerlichen Vergnügens, empfiehlt zudem Maraña aus Chile – Unmengen an Wolle inklusive. Robert Lewetzky legt die internationale Young Boy Dancing Group ans Herz, die Normen der Sexualität tänzerisch hinterfragt. Und Dana Bondartschuk legt sich auf die lokalen Künstler Falk Töpfer und Max Rademann fest, die als The Equipment die Showbühne betreten.
Lokal verankert sind übrigens auch die fünf Schüler*innen von Liebe Knall Yoga All, die mit „Ich bin eine Performance“ nicht nur beim diesjährigen Unart-Festival des Staatsschauspiel Dresden überzeugen konnten, sondern mit 14 bis 18 Jahren als wohl jüngste Teilnehmer*innen überhaupt am heutigen Montag (16.7.) auch noch mal auf der Schaubuden-Bühne stehen. Ganz schön mutig in diesem kunterbunten Abenteuerland.
21. Scheune Schaubudensommer bis 22. Juli rund um die Scheune Dresden; Zutritt zum Gelände ab 18 Uhr für drei Euro (ab 12 Jahren); Einzelticket für die Shows fünf Euro, für Kinder zwei Euro; Dreierticket zwölf Euro; einige Attraktionen schon ab einem Euro. Platzgestaltung durch Muriel Cornejo, César Olhagaray, Kete und Spacke. Festivalclub mit internationalen Bands immer nach Mitternacht – und kostenfrei. Kurz zuvor gibt’s eine Überraschung außerhalb des Festivalgeländes.
Text: Nadine Faust
Fotos: Amac Garbe
Ein Gedanke zu “Komm ins Abenteuerland”