Bei der Siebdruckposter-Ausstellung Colored Gigs in der Scheune Dresden stellen in diesem Jahr auch Studierende der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden ihre Werke aus.
Mona Freudenreich hört viel Musik. Die 26-jährige Studentin der Bildenden Kunst ist froh, dass sie selbst ein Poster zu einem Konzert entwerfen und sich mit dem Medium Siebdruck vertraut machen konnte. Als angehende Künstlerin bekommt sie nun aber sogar noch eine Plattform für das eigene Werk. Das Konzert, das sie mit dem Poster bewirbt, ist das der Band Isolate am 30. September in der Dresdner Scheune. Ein kleines Mädchen mit einer Kugel und einem Bonsai darin ist darauf zu sehen.
In einer kleinen Auflage hat Mona Freudenreich die Poster in der Siebdruckwerkstatt der Hochschule für Bildende Künste Dresden unter Anleitung von Irina Claußnitzer gedruckt. „Wir haben den Kontakt zur Hochschule gesucht, um eine neue Generation zu erreichen“, erzählt Lars P. Krause. Denn der Siebdruckkurs ist eine Kooperation zwischen der Kunsthochschule und Colored Gigs. Die von einer Handvoll Studierender geschaffenen Poster – allesamt zu herbstlichen Konzerten in der Scheune – werden bei Colored Gigs ausgestellt und können käuflich erworben werden. 20 bis 30 Euro kostet das den geneigten Gigposterfreund. Auch die Drucke der speziell zur Show eingeladenen Künstler starten in diesem Preissegment, besonders gefragte Einzelstücke werden aber mitunter mal dreistellig.
Lars P. Krause arbeitet seit über 20 Jahren im Siebdruckbereich. Die Dresdner Bands Lasse Reinstroem und Dÿse gehören zu seinen Kunden. Aber auch nationale und internationale Größen wie die Beatsteaks, Die Toten Hosen, Eagles of Death Metal, Queens of the Stone Age, Foo Fighters, Soundgarden oder Pearl Jam sind darunter. Sein Spezialgebiet sind nämlich Gigposter.
Das Gigposter als Kunstform kommt aus den USA. Schon in den 60er- und 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden Konzerte kleiner Bands dort mit Siebdruckpostern beworben. „Denn es gibt zwar riesige Werbeflächen in den Staaten, an Litfaßsäulen oder ähnlichem für kleinere Veranstaltungen fehlt es aber“, erzählt Krause, der eigentlich gelernter Elektroniker ist. So landeten Konzertposter von Posterkünstlern wie Frank Kozik auf den Schwarzen Brettern der veranstaltenden Clubs und Bars. Und Fans sammelten die limitierten und handgemachten Werke.
Nach Europa schwappte der Hype zur Jahrtausendwende. Galerien stellten die Konzertplakate aus. Aus dem reinen deutschen Werbeträger, der hundert- und tausendfach in der Stadt verteilt wird, wurde zum Teil ein Kunstprodukt.
Die Drucke von Lars P. Krause kann man ganz real in der Lößnitzstraße oder online in seinem Douze Printshop kaufen – oder man trifft ihn eben bei einer Gigposter-Ausstellung. In Chicago und Austin war er schon unterwegs, bei den Berlin Graphic Days oder der Flatstock Europe Poster Convention in Hamburg. Die Postershow in der Hansestadt im Rahmen des Reeperbahn Festivals war schließlich der Anstoß für ihn, in Dresden eine vergleichbare Veranstaltung aus der Taufe zu heben: Colored Gigs fand 2009 erstmals in der Galerie Treibhaus statt. „Ich wollte dem Dresdner Publikum einfach zeigen, was wir eigentlich machen und dass das eine normale Kunstsparte ist“, sagt Krause.
Nun steht die neunte Ausgabe der Colored Gigs an. Ableger in Leipzig und München hatte die Posterschau schon. Dieses Jahr feierte sie Mitte September in Berlin Premiere. Am 29. und 30. September werden Bands und DJs sowie die Künstler samt ihren Postern wieder die Scheune bevölkern. Zur Vernissage am Freitag ab 19 Uhr spielen GT mit ihrem Hi-Lo-Fi Power Rock auf. Am Samstag können Kinder ab 14 Uhr an Zeichentischen das diesjährige Plakat ausmalen und verschönern, denn es ist Familientag. Dazu gibt es das von Mona Freudenreich per Gigposter angepriesene Konzert von Isolate.
Die diesjährige Plakatgestaltung hat das Künstlerduo Spiegelsaal aus Hamburg und Düsseldorf übernommen. Das kommt im Dezember zu einer Mini-Colored-Gigs-Veranstaltung nach Dresden. 2018 wird Lars P. Krause aber wieder selbst das Design der Plakate und Aufkleber entwerfen. Dann feiert Colored Gigs zehnjähriges Jubiläum.
„Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal ein paar osteuropäische Künstler eingeladen, unter anderen ein ziemlich verrücktes Kunstkollektiv aus Prag. Die sind sehr derbe“, erzählt Krause. Auch Barcelona, Utrecht und Leipzig sind vertreten – und Dresden natürlich. Die sächsische Landeshauptstadt hat nämlich mehr Posterkünstler und Siebdrucker vorzuweisen als nur Krause selbst. Die Wildsmile Studios und Muah zum Beispiel. Oder auch den Milkman, der Konzertposter mit Faserstiften gestaltet. „Das ist schon eine kleine wilde Szene“, sagt Krause. Außerdem macht er Siebdruck-Workshops, die meist von Studenten besucht werden.
Die Verwandtschaft zur Street-Art zeigt sich in dem Mural, das Anfang September auf der Bautzner Straße, Ecke Pulsnitzer entstand. Ein riesiges Dankeschön von Krause und Colored Gigs für die langjährige Unterstützung durch die Radeberger Brauerei. Die förderte die Umsetzung durch die Sprayer rund um Slider und Bandits and Friends sowie die Kreativagentur Cromatics dann wiederum mit finanziellen Mitteln.
Wer die kostenfreie Colored-Gigs-Postershow selbst etwas unterstützen will, der kann vor Ort neben Postern im Rahmen einer Tombola auch Lose für je zwei Euro kaufen – und mit etwas Glück rare Stücke der teilnehmenden Künstler ergattern.
Colored Gigs: am 29. und 30. September kostenfrei in der Scheune Dresden
Text: Nadine Faust
Foto: Amac Garbe
2 Gedanken zu “Konzertposter aus der HfBK”