Das Festival Colored Gigs Redux zieht vom 30. September bis 2. Oktober im Kraftwerk Mitte 3 ein.
2018 waren die handgemachten Konzertposter des Festivals das letzte Mal live vor Ort zu sehen. Damals war die zehnte Ausgabe noch in der Scheune zu Gast, wo das Festival lange Jahre untergekommen war. Die anschließende kreative Pause wurde durch Corona verlängert und die Scheune soll nun umgebaut werden. Doch die Veranstalter:innen fanden im vergangenen Jahr mit dem Medienkulturzentrum Dresden im Kraftwerk Mitte einen neuen Projektpartner, was sich in Zeiten des sächsischen Teillockdowns als Glücksgriff erwies. Anfang Dezember 2021 fand das Festival nur online statt und die Technik sowie das Know-how der Medienpädagog:innen waren dabei sehr hilfreich.
Persönliche Begegnungen im ehemaligen Kraftwerk
Nun sind wieder analoge Begegnungen möglich. Dennoch will das Medienkulturzentrum ein Teil der Veranstaltungen abfilmen und online verfügbar machen. Auch die Streams des vergangenen Jahres können auf dem YouTube-Kanal des Festivals nachgeschaut werden. „Das kam gut an, egal ob live oder später. Wir bekommen bis heute viel Feedback, dass die Leute es toll fanden, sich das zu Hause auf dem Sofa anzuschauen“, erzählt die Kunstwissenschaftlerin und Autorin Susanne Magister. 2009 hat sie das Festival zusammen mit dem Siebdrucker Lars P. Krause aus der Taufe gehoben, das damals noch in der Galerie Treibhaus stattgefunden hat.
Die diesjährige Ausgabe wird am Freitag (30.9., 18 Uhr) in Anwesenheit der ausstellenden Künstler:innen eröffnet. Dabei sind Jelle van Gosliga aus dem niederländischen Groningen, der aber wie Torsten Jahnke vom Kollektiv Spiegelsaal aus Hamburg anreist, Senor Burns aus München sowie die Dresdner Siebdrucker:innen Drake Rubicon, MUAH! und natürlich Lars P. Krause. „Internationale Gäste herzuholen ist auch wegen Corona immer noch schwierig“, erzählt Susanne Magister. Sie selbst hat schon ein paar Posterdesigns kreiert, die ebenfalls ausgestellt werden. Die gezeigten Drucke können übrigens käuflich erworben werden.
Es sollen aber nicht nur Poster verkauft werden und das wird spätestens um 20 Uhr des Freitagabends deutlich. Der Musiker und Künstler Conny Ochs spielt nämlich auf. Es geht bei Colored Gigs eben um die besondere Verbindung zwischen Rockmusik und ihre Spielarten einerseits sowie die Kunst der Konzertposter andererseits. Dafür ist Conny Ochs das beste Beispiel, gestaltet er doch eigene Konzertankündigungen und Artworks. Auch für das diesjährige Festivalmotiv ist er verantwortlich. Das wird am Samstag (1.10., 15 Uhr) live von Lars P. Krause und Torsten Jahnke gedruckt. Möglich wird dies auch wegen des mobilen Drucktischs, der im vergangenen Jahr dank einer Förderung gebaut werden konnte. Außerdem wird es am Samstag- und Sonntagmittag die Möglichkeit geben, mitgebrachte Shirts oder vor Ort gekaufte Beutel eigenständig mit dem Colored-Gigs-Logo zu bedrucken.
Talks, Lesung, Maskenworkshop
Der Tisch deutet darauf hin, was die Organisator:innen in Zukunft noch vorhaben. Die Redux-Ausgaben der Colored-Gigs-Shows in diesem und im vergangenen Jahr sind quasi das Destillat vorheriger Jahre, die unter Beteiligung von mehr Künstler:innen stattgefunden hatten. Dafür wurde das Rahmenprogramm seit einigen Jahren vielfältiger und auch dieses Mal sind Artist Talks oder etwa eine Lesung mit Hufnagl geplant. „Der schreibt viele launige Geschichten über sein Rock’n’Roll-Leben als Musikjournalist und Autor“, spoilert Magister. Außerdem stehen Angebote für Kinder sowie ein Maskenworkshop am Sonntagnachmittag auf der Agenda – die Teilnahme ist wie bei allen anderen Programmpunkten kostenfrei.
„Mit der mobilen Siebdruckstation sind auch Projekte im ländlichen Raum geplant“, erklärt Kristina Richter vom Medienkulturzentrum. Zusammen mit Susanne Magister, Lars P. Krause und Axel Matz, Projektmanager beim Medienkulturzentrum, hat die Medienpädagogin seit Januar 2022 die zwölfte Ausgabe von Colored Gigs geplant und organisiert. Wenn sie in Zukunft noch mehr Fördermittel akquirieren können, sollen zum Beispiel politische Aspekte von Siebdruckpostern und weitere Projektpartner einbezogen werden, berichten die zwei Frauen. „Wir möchten die Netzwerkidee voranbringen. Wenn wir die Mittel dazu haben, würden wir mit dem Festival gern in die Stadt wandern“, erzählt Kristina Richter. „Wir möchten die anderen Siebdruckorte in Dresden vorstellen, etwa durch eine Rallye“, ergänzt Susanne Magister.
Selbst Poster fürs Sound of Bronkow gestalten
Für das Medienkulturzentrum werden mit dem Gigposter-Festival zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. „Kunst und Musik vereinen viele Interessen und das ist sehr attraktiv, um sich über Kultur Gedanken zu machen und sie zu genießen“, sagt Kristina Richter. Das Medienkulturzentrum habe dabei vor allem eine Unterstützungsfunktion, denn die Medienpädagog:innen bieten die Räumlichkeiten, Technik und Möglichkeiten der (digitalen) Umsetzung.
Wer das Thema Siebdruck vertiefen will, kann Ende Oktober einen Workshop im riesa efau buchen (ermäßigt 30 Euro plus Materialkosten, Anmeldung bis 3.10.). Bei dem können auch Gigposter für das Sound-of-Bronkow-Musikfestival gestaltet werden, es gibt auch hier also die enge Verbindung zwischen Musik und Kunst. Ende November ist ein weiterer Intensivkurs im Douze-Studio von Lars P. Krause geplant.
Wer lieber nur schauen und das Festival unterstützen möchte, hat die Möglichkeit, sich mit Postern oder Wundertüten einzudecken. Letztere könnt Ihr für fünf oder acht Euro erstehen und sie sind mit einer bunten Mischung aus kleinen Siebdrucken, Stickern, Postkarten und anderen Überraschungen gefüllt. Ist ja vielleicht schon was für Weihnachten.
Text: Nadine Faust
Zum Foto: Kristina Richter und Susanne Magister (v. l.) planen zusammen das Siebdruckposter-Festival Colored Gigs im Kraftwerk Mitte.
Foto: Amac Garbe
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