Küchengeschichten

Was gibt es Besseres als getrocknete Teile von Pflanzen, die im Winter im kochenden Wasser ihren aromatischen Geruch hinterlassen? Was gibt es Besseres als Corona-Abende in der Küche mit Mitbewohnerinnen und lustigen Geschichten? Ein paar Erzählungen aus meiner Gemeinschaftsküche würde ich gern mit Euch teilen.

Die Reise

Es ist kein Geheimnis, dass Studenten nicht viel Geld haben. Um billiger zu reisen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist BlaBlaCar. Eine gute Freundin von mir wollte vor ungefähr zwei Jahren nach Hamburg fahren. Weil sie nicht aus Deutschland kommt, wusste sie nicht, dass es Städte gibt, die so ähnlich geschrieben werden. Wenn jemand schnell eine Reise bucht, kann es zudem passieren, dass die Aufmerksamkeit sinkt und das falsche Ziel gebucht wird. So passierte es ihr. Sie wollte nach Hamburg fahren, stattdessen landete sie woanders.

Los ging es in Frankfurt am Main. Eine alte Dame holte sie dort vom Hauptbahnhof ab. Die Fahrerin sprach mit ihr über verschiedene Sachen, aber nicht über das Reiseziel. Als sie schon fast angekommen waren, bemerkte die Mitreisende, dass etwas nicht stimmt. Als sie nachfragte, wo sie sich jetzt befinden, erzählte die alte Dame: „In Harburg.“ Ihr Handy zeigte ihr zwei Orte mit diesem Namen an. Der erste war ein Ort in Schwaben, der zweite schon ein Stadtteil von Hamburg, aber 20 Kilometer entfernt vom Zentrum. Meine Freundin war also in Hamburg, aber im Stadtteil Harburg. Doch die Fahrerin fuhr nicht extra für sie nach Hamburg. Die Reisende stand allein am Bahnhof, mitten in der Nacht. Die schlechte Nachricht dabei war, dass es dort nur eine S-Bahn gab, die ins Zentrum fuhr. Die letzte Bahn hatte sie aber schon verpasst. Meine Freundin wusste nicht, was sie jetzt machen soll. Später holte sie ein Bekannter, der in Hamburg wohnt, mit dem Auto ab. Zum Glück war sie nicht in Süddeutschland gelandet. Das wäre die absolut falsche Richtung gewesen.

Jogging an der Grenze

An der Grenze zu einem anderen Land zu wohnen, hat viele Vorteile. Besonders, wenn die Liebe zum Jogging groß ist und die Grenzen geöffnet sind. In der Zeit, in der wir jetzt leben, könnte das aber auch schiefgehen. So passierte es einem Freund von mir in Lörrach. Als er joggen ging, war die Grenze in der Anfangszeit von Corona zwischen Deutschland und der Schweiz noch geöffnet. Die Schließung der Grenzen wurde medial angekündigt, aber es wurde nicht gesagt, wann genau es passieren soll. Als mein Kumpel zurück nach Deutschland lief, stand nun ein Zaun an der Grenze. Hier half ihm nur, durch den Zaun zu klettern. Wer würde schon beim Joggen daran denken, dass die Grenzen ein paar Minuten später geschlossen sein könnten?

Die Beschwerde

Diese Geschichte habe ich im Buch „Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt“ von Stephan Orth und Antje Blinda gelesen. Das witzige Buch ist für Reisefreunde gedacht und erzählt Geschichten über das Reisen. Weil unsere Nachbarn sich ständig über uns beschweren, diskutierte ich mit meiner Mitbewohnerin in der Küche darüber. Denn es ist anscheinend möglich, sich über alles zu beschweren. Dabei fiel mir diese Erzählung ein: Ein älteres Paar beschwerte sich nach einer Reise im Reisebüro, dass ihr Flugzeug zu schnell geflogen sei. Im Vergleich zum Jogging sind Beschwerden wohl keine Grenzen gesetzt.

Text: Anna Shtutina

Foto: Amac Garbe

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