Es gibt Filme, denen verzeiht man ihre Ecken und Kanten, kleine Unstimmigkeiten, unnötige Liebeleien. Ein solcher Film ist „Freies Land“ von Christian Alvart. Der perfekte Thriller für kalte Januartage.
Der Hamburger Kommissar Patrick Stein trifft 1992 in der ostdeutschen Pampa auf den ortsansässigen Kommissar Markus Bach. Zusammen sollen sie das Verschwinden zweier Mädchen aufklären, stoßen aber bei der Bevölkerung auf reichlich Widerstand. Wahrscheinlich sind die Mädchen den Verlockungen des Westens erlegen, mutmaßen die Einheimischen. Da wären sie immerhin nicht die Ersten, es hätten sich schon andere junge weibliche Wesen abgesetzt. Doch dann macht jemand eine grausige Entdeckung.
Man könnte Christian Alvart Klischeehaftigkeit vorwerfen, besonders zu Beginn des Films. Triste ostdeutsche Einöde, stereotype Kommissare, komisches Provinzvolk. Doch der Schein trügt. Die graue Landschaft spiegelt die Perspektivlosigkeit und entwickelt indes ihre eigene Schönheit. Die Ermittler zeigen Tiefe und sind mehr als guter und böser Cop. Und das Dorfvolk, tja, das bleibt meist komisch, manchmal sogar hinterwäldlerisch, aber so einfach ist es eben auch hier nicht.
Regisseur, Drehbuchautor, Kameramann und Ko-Produzent Christian Alvart, der schon in Hollywood Filme gedreht hat, liefert mit „Freies Land“ einen wunderbaren Thriller für Wintertage. Vorlage dafür war der spanische Film „La Isla Mínima – Mörderland“ von Alberto Rodríguez, für die der Regisseur zehn Goyas gewann. Bei „Freies Land“ vergräbt man sich ganz allmählich im Kinosessel – und krallt plötzlich die Fingernägel in die Armlehne. Dazu tragen die düsteren, in der Ukraine gedrehten Bilder sowie der finstere Sound bei. Vor allem aber sorgen Heike-Makatsch-Freund Trystan Pütter als Kommissar Stein und Felix Kramer als Bach, der mit breitem Schnauzer und abgedunkelter Brille kaum wiederzuerkennen ist, für beste Kinounterhaltung.
Text: Nadine Faust
Zum Foto: Die ungleichen Ermittler Patrick Stein (Trystan Pütter, links) und Michael Bach (Felix Kramer) führt das Verschwinden zweier Mädchen in ein abgelegenes Dorf.
Foto: Verleih Telepool
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