Die Umweltinitiative der TU Dresden (tuuwi) feiert ab heute ihr 30-jähriges Bestehen – eine ganze Woche lang. Seit drei Jahrzehnten engagieren sich Student_innen und Mitarbeiter_innen der TUD sowie Externe aus verschiedensten Fachrichtungen für die Umwelt. Und gerade weil sich die nur retten lässt, wenn die Lehrer_innen, Politiker_innen und Ingenieur_innen von morgen sensibel sind für die Anzeichen der globalen Erwärmung, ist das Engagement der Initiative heute genauso wichtig wie damals. Campusrauschen hat bei tuuwi-Geschäftsführer Tom Stieler nachgefragt, was er sich für die nächsten 30 Jahre wünscht, was Euch zur Festwoche erwartet und was die tuuwi bereits erreicht hat.
„Unsere Themen haben sich erschreckenderweise innerhalb der vergangenen 30 Jahre nicht geändert“, erklärt Tom Stieler. Der 21-Jährige studiert im vierten Semester Staatsexamen Lehramt für Berufsbildende Schulen für die Fächer Metalltechnik und Physik. Seine Feststellung bedeutet jedoch nicht, dass die Initiative nichts erreicht hätte – im Gegenteil. Wer genau hinsieht, erkennt an vielen Orten auf dem Campus der TU Dresden die Handschrift der tuuwi. Das Hauptquartier der Umweltaktivist_innen befindet sich in der StuRa-Baracke hinter dem Hörsaalzentrum (HSZ). Neben einem klitzekleinen Büro hat die tuuwi ein „Wohlzimmer“ eingerichtet – zum Ausruhen, Schnacken, Tee trinken. Dort befindet sich auch ein Kühlschrank, der dank foodsharing, Containergängen und der Tafel nie leer wird. Für Gruppentreffen kann man das Wohlzimmer online buchen, meistens steht es aber allen offen, die sich eine Pause gönnen wollen. Daneben versorgen Euch die tuuwis auf dem Tisch vor ihrem Büro kostenlos mit gebundenen Notizblöcken. Zum Beispiel aus alten Skripten, deren Seiten nur einseitig bedruckt sind, zaubern die Mitglieder der Initiative neue Blöcke mit Wissensgehalt auf der einen, Platz zum Kritzeln auf der anderen Seite. Um die StuRa-Baracke herum hat sich die AG Garten ausgetobt und neben Gemüse viele blühende und duftende Kräuter angebaut, in die Insekten gerne ihre Rüssel stecken. Die tuuwi hat dem Campus auch die Bücher(tausch)zelle vor dem HSZ geschenkt. Durch Baumpatenschaften sorgt sie dafür, dass die TU grün bleibt. Sie lädt zu kostenfreien Filmabenden zu umweltrelevanten Themen im Kino im Kasten (KiK) ein, organisiert Workshops und die Umweltringvorlesung. Noch was vergessen?
Langzeitstudent_innen oder TU-Mitarbeiter_innen haben es vielleicht mitbekommen: Schon seit knapp zwanzig Jahren setzt sich die tuuwi auch dafür ein, dass es in den Mensen mehr vegetarische und vegane Angebote gibt sowie auf Regionalität und Bio-Qualität geachtet wird, soweit möglich. Und tatsächlich rennen Stieler & Co. beim Studentenwerk mit ihren Ideen offene Türen ein. Derzeit ist im Gespräch, die CO2-Bilanz der Mensa-Gerichte aufzuschlüsseln, um die Möglichkeit zu schaffen, diese zusätzliche Information in die Entscheidung über das täglich Brot einzubeziehen. Sensibilisierung ist das Stichwort, nicht, Menschen Entscheidungen abzunehmen, meint Stieler. „Persönlich denke ich: Immer nur den Zeigefinger zu heben wirkt schnell dogmatisch. Ein ewiges ‚Du musst dies, Du musst das …‘ bringt den Umweltschutz nicht groß weiter.“
Einen Fingerzeig musste sich allerdings die TU Anfang des Jahres gefallen lassen, als die tuuwi gemeinsam mit dem Referat „WHAT“ des StuRa einen schwarzen Kubus eingeweiht hat, der zeigt, welche Menge CO2 von der TU Dresden in zwei Minuten produziert wird. Zertifiziertes Umweltmanagementsystem hin oder her: Die Universität kann mehr für den Umweltschutz tun, meint die Initiative. Zum Beispiel die Energieversorgung auf einhundert Prozent Ökostrom umstellen, den Campus autofrei machen und bei den TU-Angehörigen ein Bewusstsein für Klimagerechtigkeit schaffen.
Für diese und viele andere Ziele der Umweltschützer_innen wollen diese während der Festwoche werben: mit Vorträgen und Workshops zur Inspiration, einer Kleiderleine zum Klamottentausch, mit Leckereien aus foodsharing und von der Tafel, einem Verschenkezug zum Verschenken, Getränken der „Bar der Korrekten“ (Viva Con Agua, Lemonaid & ChariTea, Kolle-Mate & Zotrine, Premiumcola, Quartiermeister), Filmabenden im KiK, einer Saatgut- und Jungpflanzentauschbörse, Transpi-Malen für Fridays For Future, Party und Wanderung. Ein Zusammentreffen innerhalb der Festwoche liegt dem Geschäftsführer der tuuwi besonders am Herzen, und zwar am Donnerstag ab 18.30 Uhr im Informatik-Gebäude: „Umweltaktivist_innen und die Tech-Community treffen im Normalfall nicht so oft zusammen, denn ihre Mitglieder stecken innerhalb einer Blase, die wir überwinden müssen. Immerhin handelt es sich um zwei der wichtigsten Bewegungen unserer Zeit.“ Die neu gegründete Gruppe „Bits & Bäume Dresden“ möchte Wege finden, wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit voneinander profitieren können.
Stieler freut sich zudem auf die Filme, Konzerte und über die Gründerväter und -mütter der tuuwi, die er mit Glück im Laufe der Woche kennenlernen kann, und natürlich immer auch über neue Gesichter. Die tuuwi trifft sich jeden Dienstag (18.30 Uhr) in der StuRa-Baracke oder bei schönem Wetter im initiativeigenen Garten. Wer Kekse zum Plenum mitbringt, hat besonders gute Chancen auf eine herzliche Aufnahme in die Gruppe.
Text: Marie-Therese Greiner-Adam
Foto: Amac Garbe