Campuskolumne

Notre-Dame brennt. Und die Welt ganze Welt trauert. Nachrichten und Boulevardmagazine überschlagen sich mit Meldungen und richten Liveticker ein. Stimmen von Prominenten werden eingefangen. Michelle Obama hat das Unglück beobachtet. Eva Longoria postet ein Video. Fußballstar Neymar sogar eine Zeichnung, in der Quasimodo weinend die Kathedrale umarmt. Und Donald Trump empfiehlt, Wasser aus der Luft abzuwerfen.

Es ist eine „europäische Tragödie“, sagt der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich. Menschen ändern aus Solidarität ihr Statusfoto auf Facebook. Die Pariser stehen nachts auf den Straßen und singen. Und das Spendensäcklein füllt sich. Mehr als 700 Millionen Euro stehen gerade mal zwei Tage nach Ausbruch des Feuers bereit. Natascha Ochsenknechts Kritik daran bringt ihr selbst Kritik ein.

Doch es geht nicht nur um hungernde Menschen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte wegen des Brandes seine Pressekonferenz zum Maßnahmenpaket nach den Demonstrationen der Gelbwesten abgesagt. Und als der IS vor Jahren in der Weltkulturerbestätte Palmyra etliche Bauwerke zerstörte, krähte gefühlt kaum ein Hahn danach.

Ich habe einst Kunstgeschichte studiert und kenne die Bedeutung von Notre-Dame, Palmyra und anderen gefährdeten Kulturgütern. Doch diese Solidarität für eine französische Kirche und den katholischen Glauben überrascht mich. Vor allem aber denke ich, man sollte Elend nicht mit Elend aufwiegen. Oder vielleicht doch?

Text: Nadine Faust

Foto: Amac Garbe

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