Campuskolumne

Ehemalige Klassenmitglieder oder Leute bei Instagram, Twitter und Co. zu entdecken, die im ähnlichen Alter sind wie man selbst ist, kann gleichermaßen lustig wie traurig sein. Neben den verschiedensten politischen Auswüchsen von ehemaligen Schulbanknachbarn, Menschen, die völlig vom Radar verschwunden sind, plötzlichen Models und Rappern, Personen, die man zu uninteressant findet, um sie zu suchen, und Leuten, die einen mit ihrem Feed nicht wirklich überraschen, gibt es noch andere Phänomene zu beobachten. Das ausschlaggebende Stichwort hierbei ist Konsumverhalten.

Auf der einen Seite gibt es Menschen, die im Rahmen einer Kooperation mit einem Rabattcode für etwas werben, da sie mit mindestens 1.000 Followern für die Marken interessant werden. Zwar schlagen einige Leute hier nur Produkte vor, die ethisch korrekt, tierversuchsfrei und nachhaltig sind. Instagram tendiert jedoch leider dazu, von Werbung überhäuft zu werden, wobei sich einige Influencer kaum damit beschäftigen, was hinter dem Produkt steckt. Schnell wird das großartige Wochenende mit der schicken neuen Uhr in Verbindung gebracht, für die man so viele Komplimente bekommen hat und auf die man mit einem bestimmten Rabattcode 20 Prozent Nachlass bekommt. Und wer will denn nicht ein wunderschönes Wochenende verbringen und viele Komplimente für seine schicken Accessoires bekommen?

Dass wir jeden Tag unzählbar viel Kosmetik, Kleidung und Lebensmittel sehen, wird durch die Überhäufung auf Social Media noch befeuert. Am Ende weiß niemand mehr, was am besten gekauft werden sollte – vor allem nicht ohne Prioritäten wie vegan oder plastikfrei. Das wäre ein möglicher Ansatz für die Erklärung des Gegenphänomens: Minimalismus. Leute, die keine Lust mehr auf Konsum haben. Leute, die sich keine YouTuber angucken wollen, um herauszufinden, welches Shampoo am besten geeignet ist. Leute, die glauben, dass der Besitz vieler Dinge nicht wichtig oder gut für ein schönes Leben ist.

Im Internet kursieren inzwischen einige Ratgeber zum Thema Minimalismus. Wenn also auch Ihr überfordert seid mit dem massigen Angebot und entnervt von ständig vollen, unordentlichen Kleiderschränken, ist das vielleicht Euer Weg. Utopia beispielsweise führt neben drei Methoden für Einsteiger in den Minimalismus auch auf, dass dieser glücklich machen kann, denn weniger Dinge bedeuten weniger Verantwortung. Es muss sich nicht mehr um so viel gekümmert werden. Platz, Zeit und Geld spart man in jedem Fall. Tipps und Einführungen, die die Vorteile dieses Lebensstils beleuchten und Methoden und Hinweise liefern, finden sich – ganz unminimalistisch – zu Hauf im Internet. Als Minimalisten kann man übrigens nicht nur Menschen bezeichnen, deren Wohnung halb leer ist, sondern auch Leute, die alles hinter sich lassen, um sich einer Kommune anzuschließen. Oder Leute, die mit einem großen Rucksack monate- oder jahrelang durch die Welt reisen. Und davon kennen wir sicher einige Menschen in unserem Alter, die wir vielleicht ein bisschen beneiden.

Natürlich gibt es nicht nur schwarz oder weiß – das Konsumverhalten der Mittzwanziger ist facettenreich. Dennoch ist die Tendenz in die eine oder andere Richtung oft sichtbar. In welche Sparte würdet Ihr Euch eher einordnen und wieso? Am leichtesten ist es, wenn man sich fragt, wie oft man sich neue Kleidungsstücke oder Kosmetika kauft und als nächstes nachprüft, ob man davon nicht schon vorher genug hatte. Aber wieso überhaupt zu einer Sparte gehören oder sich einordnen? Ein altes Sprichwort lautet ohnehin: „Die Wahrheit liegt in der Mitte.“

Aber nicht in diesem Fall. Übertriebenes Konsumverhalten schadet unserer ohnehin schon lädierten Umwelt zusätzlich. Das ÖkoLeo-Umwelt-Onlinemagazin erklärt auch kinder- und schülerfreundlich, wieso und in welchen Bereichen man nachhaltiger sein könnte. Wem der Planet und seine Bewohner, egal ob tierisch oder menschlich, am Herzen liegen, der sollte reflektieren, was er kauft, wie oft und wie viel. Eine passende Gelegenheit, um auch mal auszusortieren. Playlist oder Hörbuch an, laut aufdrehen, ausmisten, nichts nach- oder neu kaufen. Spart das langfristig Zeit und Nerven? Vielleicht. Spart es Geld und Platz? Mit Sicherheit.

Text: Emilie Herrmann

Foto: Amac Garbe

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