Campuskolumne

Oh hallöchen, Du mit Glitzer bestäubter Weihnachtsbaum, Du eiskalter Seminarraum! Hallo, Du weinhaltiges Heißgetränk!

Während ich vom Seminarraum zur SLUB und wieder zurück renne, wispern die Stimmen um mich herum. So ganz nebenbei bekomme ich also mit, dass wir uns nun allmählich der Weihnachtszeit nähern, und ich fühle mich automatisch gezwungen, einen positiven Gedanken daran zu finden, selbst auf einen Weihnachtsmarkt zu gehen. Ich gebe zu, dass ich kein Fan von Menschenmassen bin und Weihnachten nur als Kind aufregend war. Heute sieht das alles ein wenig anders aus und trotzdem verfolgt es mich im Alltag auf Schritt und Tritt.

Vor den Universitätsgebäuden wird laut geschrien, weil Glühwein verkauft wird, und in meiner Hektik schaffe ich es tatsächlich stehen zu bleiben. Ich nehme einen Glühwein, trinke ihn und mir wird warm. Wird mit dem Verkauf die Lust auf Weihnachten gefördert oder eher reduziert? Denn wenn ich in meinem Alltag eine Lupe ansetze, bemerke ich sehr schnell, dass es keine Zeit für einen Drink zwischendurch gibt, und dann werde ich glatt melancholisch, weil die Weihnachtszeit mehr Stress als Spaß und familiäres Beisammensein bedeutet. Liegt das am Erwachsenwerden?

Mein Glühwein ist leer und ich begebe mich wieder auf den Weg zur Bibliothek, um dort mit dem Stoff fortzufahren. Dem Unistoff, nicht mit dem Alkohol, versteht sich. Doch in Gedanken bin ich immer noch bei diversen Weihnachtsmärkten, die mit Süßem locken, das Geld aus den Taschen ziehen und alle eine Maske aufbekommen. Eine weinhaltige Maske mit Geldscheinen als Augen, so stelle ich mir diese Märkte vor. Und vielleicht bekommt man nur solch trübe Stimmung bezüglich der Weihnachtsmärkte, weil man weiß, dass man selbst nicht entspannen kann und keine übrig bleibende Zeit und kein Geld hat. Studenten werden ja oft als Faulpelze und Langschläfer betitelt. Aber wenn man mal wieder eine Lupe zückt, erkennt man schnell, dass es tatsächlich, man mag es kaum glauben, Arbeit bedeutet. Studieren ist nicht nur Glühwein auf dem Campus trinken und tollend rollend durch die Stadt fahren. Dieses Vorurteil macht mich wütend und besonders zur besinnlichen Zeit hätte ich natürlich auch gern mehr Ruhe, aber ich weiß eben auch, dass nach den Feiertagen die Prüfungen anstehen und spätestens dann bedeutet Studieren lange SLUB-Sitzungen, Skripte schreiben und zwischendurch schlafen.

Hat mich der Glühwein motiviert? Ja. Lag es am Alkohol? Nein. Es lag am Sozialisieren mit meinen Kommilitonen. Weihnachten steht für mich nicht für Geschenke und einen bärtigen, rot gekleideten Mann, sondern für die Zeit mit lieben Menschen. Und egal, wie stressig es ist: Mich beruhigt der Gedanke, nicht allein zu sein. Zusammen lernen, schreiben und zwischendurch einen Glühwein trinken macht die Prüfungsvorbereitung erträglicher und spaßiger.

Prost und auf eine stressfreie Weihnachtszeit!

Text: Anne Alexandra Behner

Foto: Amac Garbe

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