Sie liegen mitten im Semester, zwischen Vorträgen und Hausarbeiten, Pflichttexten und Lerntreffs – die Pfingstferien drohen alljährlich, zum Pfingstlernen zu werden. Wir haben die Gegenmittel.
Montag, 21.5.
Endlich Ferien! Also erst mal an die Uni, zum Georg-Schumann-Bau am Münchner Platz. Wo sich heute Studierende aller Fachrichtungen in endlosen Gängen verirren, mussten Jahrzehnte lang Häftlinge ihr Dasein fristen. Seit seinem Bau 1907 beherbergte der Gebäudekomplex Gericht und Haftanstalt – in der Weimarer Republik, im Nationalsozialismus, zu Beginn der DDR. Daran erinnert seit 2012 mit über 700 Fotos und Dokumenten die Dauerausstellung der Gedenkstätte Münchner Platz. Um 10 Uhr gibt’s einen Rundgang durch die ehemalige Justizanstalt, um 14 Uhr durch die Ausstellung.
Dienstag, 22.5.
Es bleibt ernst, es bleibt museal. Im Deutschen Hygiene-Museum lockt die neue Sonderausstellung „Die Erfindung der Menschenrassen“. Sie setzt sich mit der Geschichte des Rassismus auseinander – und thematisiert auch die unrühmliche Rolle, die das Museum selbst zu Zeiten des Nationalsozialismus als Teil der Propaganda zur sogenannten „Rassenhygiene“ gespielt hat. Viel Input, den es zu verdauen gibt – wie gut, dass das Museum so nah am Großen Garten liegt. Dort nämlich gibt’s (bei gutem Wetter) ab 19 Uhr ein kollektives Om. After Work Yoga sei Dank.
Mittwoch, 23.5.
Allerorten wird gerade über die neue italienische Regierung diskutiert, vor den Folgen ihrer Vorhaben für die EU gewarnt. Umso spannender wird der Vortrag „Ciao Europa? – Italien in der Regierungskrise“ von Italienexperte Dr. Jan Labitzke heute um 18 Uhr im Kulturbahnhof Radebeul, den die Sächsische Landeszentrale für Politische Bildung schon lange vor den aktuellsten Entwicklungen geplant hat. Die hat heute aber noch mehr zu bieten: Die Vorpremiere des Films „Wer braucht den Osten?“, der sich mit Umbrüchen und Unzufriedenen im deutschen Osten beschäftigt. Die Diskussion im Anschluss dürfte hitzig werden. Süden oder Osten, das ist heut’ die Frage.
Donnerstag, 24.5.
Heute hingegen gibt es nur einen Weg: Gen Osten! Dort – Pardon: dorte –, im Programmkino Ost, laufen seit gestern die 21. Französischen Filmtage. Noch bis zum 30. Mai wird der aktuelle französische Film hier in all seinen Facetten präsentiert – heute kann man sich unter anderem zwischen der Selbstfindung eines ungewöhnlichen jungen Mannes („Marvin“, 19 Uhr) und der Begegnung einer Schriftstellerin mit einem mysteriösen Fan („Nach einer wahren Geschichte“, 19.45 Uhr) entscheiden. Zur Stärkung gibt’s französisches Essen und ebensolche Musik. Und einen Garten.
Freitag, 25.5.
Das Gesitze und Gestehe der letzten Tage bleibt nicht ohne Nebenwirkungen. Bestes Gegenmittel? Die Sächsische Schweiz! Doch wer in Rathen oder Wehlen aussteigt, sieht statt Landschaft eher Flip-Flops und Selfiesticks. Geduldige, die bis ins Kirnitzschtal wandern (ab Schmilka Richtung Zeughaus) oder fahren (mit dem Bus ab Bad Schandau), werden mit Teichstein und Pohlshorn belohnt, also mit Ruhe und Ausblick. Wer es rechtzeitig zurück nach Dresden schafft, kann sich in der Scheune noch von „filigranen Melodien und psychedelischen Klangspielereien“ der HELGA BLOHM DYNASTIE begeistern lassen (20 Uhr).
Samstag, 26.5.
Das heutige Programm hat mit dem gestrigen genau eines gemein: Es wird gewandert. Doch statt Ruhe und Einsamkeit gibt es Kultur und Geselligkeit: Das Kulturbüro der TU Dresden streift mit Studierenden heute durch den Tharandter Wald. Dort nämlich liegt der 200 Jahre alte Forstbotanische Garten der TU, in dem es exotische wie heimische Tiere und Pflanzen zu bestaunen gilt. Ein Mittagessen gibt es obendrauf. Zu haben ist all das für acht Euro – aber nicht mehr lang, es gibt nur noch Restplätze.
Sonntag, 27.5.
Dieser Tag ist die Quintessenz der ganzen Woche: Bewegung und Museum. Erst will im Militärhistorischen Museum die Ausstellung „Gewalt und Geschlecht. Männlicher Krieg – weiblicher Frieden?“ besichtigt werden. Die Bilder vom gewalttätigen Mann und der friedfertigen Frau, so scheint es, sind vor allem eines: gesellschaftliche Vorstellungen. Es wäre eine Schmach, danach nicht die Nähe zur Boulderhalle Mandala zu nutzen, die vom Museum in weniger als zehn Minuten zu Fuß erreichbar ist. Dort heißt es: Klettern, Kaffee, Klimmzüge. Hatte ich den Kaffee schon erwähnt?
Text: Luise Martha Anter
Foto: Amac Garbe