Zwei Jahre nach der Erstveröffentlichung erschien im April 2025 Amanda Peters Bestseller-Debütroman in deutscher Übersetzung. „Beeren pflücken“ nimmt uns mit nach Maine in die 1960er Jahre und erzählt die Geschichte von Joe und seiner Familie indigener Abstammung.
Das Leben für Joes Familie scheint ein hartes, aber ruhiges zu sein. Mit dem Beerenpflücken verdient sie ihr Geld. Alle packen mit an, doch die Arbeit lässt die Münder verstummen. Bis zu jenem Tag, als die Jüngste der Familie verschwindet und alles aus dem Gleichgewicht gerät.
Über Verlust und Trauer
Die verschwundene Ruthie wird von der Familie und Nachbarn gesucht. Doch erfolglos. Das Band zwischen Joe, seinen Geschwistern und Eltern bekommt Risse. Joes Gedanken führen zu Taten, die er noch bereuen wird und nie wieder gutmachen kann. Seine Schuldgefühle und Wut ziehen ihn von seiner Familie weg. Trauer legt sich über die Familie, doch alle arbeiten stumm weiter.
Ganz in der Nähe wächst Norma behütet zwischen Büchern in einem sicheren Zuhause auf. Doch sie wird von Alpträumen heimgesucht. Sie weiß es nicht, doch Lesende kennen ihren wahren Namen: Ruthie. Sie wurde in ein neues Leben eingesetzt, aber kam nie richtig an. Noch im jungen Alter bemerkt sie, dass etwas nicht stimmt. Da fehlen Kindheitsbilder von ihr, sie sieht ihren Eltern nicht ähnlich und letztendlich sind es die Ohrläppchen in Kombination mit dem Biologieunterricht, die sie zweifeln lassen.
Leise Töne, starke Botschaft
Aus zwei Perspektiven entfaltet sich eine emotionale und herzerwärmende Geschichte über Mütter, die auf unterschiedliche Arten über Verlust und Schmerz sprechen. Lesende wissen von Beginn an, dass Norma die verschwundene Ruthie ist. Abwechselnd wird die Geschichte von Joe und Norma erzählt und langsam bewegen sich die Erzählstränge aufeinander zu.
Amanda Peters, selbst mit Mi‘kmaq-Abstammung, bringt die Themen Identität und Rassismus mit Klarheit in ihre Geschichte, ohne dabei den Finger zu erheben oder etwas zu beschönigen. Sie schreibt in ihrem Roman über systematische Ungerechtigkeit und über Wunden, die bleiben, wenn man nicht über sie redet.
Dieses Buch ist eines, das im Kopf bleibt und zwischen den Zeilen noch viel mehr erzählt.
Text: Alexandra Caspar
Foto: Amac Garbe