Konzertposterfestival in der Groovestation

Am letzten Septemberwochenende ist die 13. Ausgabe des Siebdruckposterfestivals Colored Gigs in der Groovestation zu Gast.

Colored Gigs kehrt zurück zu seinen Anfängen. Oder zumindest fast. 2009 fand die erste Gigposterausstellung in der damaligen Galerie Treibhaus statt, nun zieht das Event direkt in die angrenzende Groovestation. Damit spannen die Organisator:innen einen inhaltlichen Bogen, der den Kern der Veranstaltung gut umreißt: bunte Siebdruckposter für Rockkonzerte mit künstlerischem Anspruch.

Ein bisschen mehr

Vom 27. bis zum 29.  September steht nun die 13. Ausgabe des Festivals an. Und das hat neben Siebdruckpostern von 13 verschiedenen Künstler:innen aus den USA, den Niederlanden, Österreich, Tschechien und Deutschland noch einiges mehr zu bieten. Denn in diesem Jahr legen die Macher:innen noch eins drauf, wie der Veranstaltungszusatz „Pile up“ schon verrät.

Vor allem die Urban-Art besetzt in diesem Jahr einen Schwerpunkt, entwickelt sich doch das Gelände, auf dem sich die Groovestation befindet, seit zwei Jahren zu einem Urban-Art-Hotspot der sächsischen Landeshauptstadt. Nun soll im Rahmen des Festivals eine weitere Wand des Innenhofs bemalt werden, wie Xenia Sehling verrät. Die 32-Jährige gehört seit diesem Jahr zum Organisationsteam, ist vor allem für die Social-Media-Präsenz von Colored Gigs verantwortlich und soll frischen Wind ins Team bringen. Sind doch besonders der Siebdruckkünstler Lars P. Krause und Kunsthistorikerin Susanne Magister von Anfang an dabei, denn sie haben das Festival aus der Taufe gehoben.

Frauenpower an Sieb und Mikro

Sehling, die Modedesign an der Fachhochschule Dresden und Textildesign an der Hochschule Reutlingen studiert hat, erzählt: „Mit Anett Bauer und vier weiteren Künstlerinnen werden wir die Fassade der Tanzschule gestalten.“ Es wird also eine rein weiblich gestaltete Wand. Generell haben die Veranstalter:innen einen besonderen Wert auf weibliche Acts gelegt – sei es bei der Livemusik oder bei den ausstellenden Künstler:innen.

Eine von diesen – Anett Bauer aka MUAH! – war es auch, die die freiberufliche Illustratorin und Oberflächendesignerin Xenia Sehling mit ins Boot geholt hat. Schon in den Anfängen des Festivals war Sehling zu Besuch bei Colored Gigs, kam 2022 im Kraftwerk Mitte mit Anett Bauer ins Gespräch. So wurde der erste Kontakt geknüpft. Nun ist sie eben auch im Orgateam – und stellt erste eigene Siebdrucke aus.

Politik und Technik

Ein weiterer Schwerpunkt des diesjährigen Festivals ist der Einsatz von Technik in der Kunst. So gibt es beispielsweise einen Workshop von und mit Raphael Näser alias Drake Rubicon zum Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Kunst, deren Gefahren und Chancen. Zum anderen werden virtuelle Realitäten Einzug halten – inklusive der Möglichkeit, selbst mittels VR-Brille künstlerisch tätig zu werden. Die VR-Brillen werden dabei vom Medienkulturzentrum zur Verfügung gestellt, das seit der rein virtuellen Ausgabe anno 2021 mit an Bord ist.

Dass Siebdruckposter auch politisch sein können oder soziale (Miss-)Stände offenlegen, das zeigt das Panel von und mit Poster Rex. Die beiden Künstler Markus Lange und Lars Harmsen aus Leipzig reisen mit ihrem Druck-Workshop durch die Welt und laden dann vor Ort Menschen ein, ihre Gedanken zum Zeitgeschehen via Siebdruckposter zum Ausdruck zu bringen. Die so gesammelten „Rebel Prints“ sind bis zum 22. September sogar im Neuen Museum Nürnberg zu sehen – und eine Woche später bei Colored Gigs.

Austausch, der beflügelt

Neben der Livemusik und den Artist Talks, bei denen die Künstler:innen direkt vor ihren Werken über deren Entstehung sprechen, gibt es diesmal sogar eine Kooperation mit dem zeitgleich stattfindenden Dresdner Festival „Literatur jetzt!“. Denn am Sonntagnachmittag ist eine Lesung von Veit Sprenger zu erleben, der ein paar Zeilen aus seinem Buch „Wie sie im Vergnügungspark ihre Toten bestatten“ vorträgt. Und nicht zuletzt bekommt Ihr wieder die Möglichkeit, eigene mitgebrachte Textilien vor Ort selbst mit einem extra kreierten Motiv zu bedrucken.

Nach Xenia Sehlings persönlichem Highlight gefragt, antwortet die gebürtige Dresdnerin: „Ich freue mich auf alle Künstler, auf die Interaktion mit ihnen, ihre Sichtweise auf den kreativen Prozess. Ich liebe es, in die Köpfe von anderen Kreativen reinzuschauen. Das ist etwas Besonderes, das man nicht jeden Tag hat. Das inspiriert und beflügelt mich jedes Mal.“ Und hat sich ihr Blick auf das Festival aus der Innenperspektive verändert? „Es hat es noch mal spannender gemacht, weil man die Entwicklung des Projekts sehen kann. Welche Ideen es am Anfang gibt und was daraus geworden ist. Das hat das Festival nicht entzaubert, sondern es ist eigentlich noch cooler, es von beiden Seiten zu sehen.“

Text: Nadine Faust

Zum Foto: Lars P. Krause, Xenia Sehling, Raphael Näser und Susanne Magister (v. l.) organisieren die kommende Ausgabe von Colored Gigs.

Foto: Amac Garbe

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