Ein Hausboot am rechten Seineufer. Ein regelrechter Hafen. Ein Hafen für Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Damit trat Nicolas Philibert beim diesjährigen Wettbewerb der Berlinale an – und gewann den Goldenen Bären. Nun konkurriert der Dokumentarfilm „Auf der Adamant“ an der Kinokasse mit Aki Kaurismäkis „Fallende Blätter“ oder auch „Frauen in Landschaften“ der in Dresden geborenen Regisseurin Sabine Michel.
Wer dieses Rennen gewinnt, das entscheidet das Publikum. Doch Philibert punktet mit Authentizität und Menschlichkeit. Denn die Adamant ist eine Art Tageszentrum der Stadt Paris für psychisch Erkrankte. 2010 nach den Wünschen von Betreuer:innen und Patient:innen entstanden, verschwimmen hier die Grenzen zwischen diesen beiden Personengruppen. Beim wöchentlichen Treffen kann jede:r die Tagesordnung mitbestimmen, das Protokoll führen Erkrankte. An der Bar stehen sie, machen die Abrechnungen und welche Workshops angeboten werden und wer diese leitet, wollen sie natürlich mitbestimmen.
Vor allem geht es auf der Adamant nämlich um künstlerische Betätigung. Es wird gemalt, gezeichnet, getanzt, gesungen. Ab und an laden sie jemanden ein. Und einer von ihnen war einst Nicolas Philibert. Es war nicht seine erste Begegnung mit der Psychiatrie und der Tag auf der Adamant spornte ihn an, erneut zu diesem Thema zu arbeiten.
Es ist bemerkenswert, wie nahe Philibert und seine wenigen Mitstreiter den Besucher:innen der Adamant kommen. Die Kamera hört ihnen zu und sie scheinen froh zu sein, dass ihnen zugehört wird. So wird eine Nähe und Ehrlichkeit aufgebaut, die selten ist. Und die größte Stärke des Films darstellt. Ein Film, der Menschen ein- statt ausschließt. Der zeigt, dass wir alle Verletzungen, Wünsche und Träume in uns tragen. Und gern Kaffee trinken.
Text: Nadine Faust
Foto: Auf der Adamant © Grandfilm