Die TU Dresden bekommt ein Green Office – ein Büro für Nachhaltigkeit, das als Beratungsstelle für Angehörige der Universität fungiert und Informationen verschiedener Umweltgruppen und -organisationen vereint. Damit soll das Green Office Interessenten helfen, über den Tellerrand zu blicken und ihre Fragen umfassend zu beantworten.
Die Bewegung kommt aus den Niederlanden. 2010 wurde in Maastricht das erste Green Office gegründet, mittlerweile gibt es in Deutschland offiziell zehn Nachhaltigkeitsbüros, u. a. in Konstanz, Aachen und Hildesheim. Die Bewegung stellt dabei Leitfäden zur Ausarbeitung eines Konzepts für eine Green-Office-Initiative zur Verfügung, finanziert werden soll das Büro jedoch über die Universitäten. In Deutschland sind die Green Offices Teil des Netzwerks N, einem Verein, der sich der Transformation der Hochschulen zur Nachhaltigkeit widmet.
Hört man den Begriff Green Office, denkt man an ein Büro im Grünen. Aber: „Ich stelle mir das Green Office wie einen grünen Würfel vor – zentral, mit viel Glas, nachhaltigen Baustoffen und nicht in irgendeinem dunklen Büro am anderen Ende des Campus“, sagt Florian Wendler. Er hat an der TU Dresden Elektrotechnik studiert und ist seit 2019 Mitglied in der TU-Umweltinitiative (TUUWI). Studierende in der TUUWI waren es auch, die ab Mitte 2019 die Idee eines Green Office entwickelten. Am Anfang standen verschiedene Umweltprojekte und eine Konferenz am Ende des Jahres, aus der der Wunsch entstand, sich strukturell zu verändern. Gleichzeitig waren Gelder aus dem Projekt „Nachhaltiger Campus“ übrig, die für verschiedene Stellen für Studentische Hilfskräfte (SHK) genutzt wurden. Schließlich gründeten Studierende die Green Office-Initiative, die ein Konzept für das Green Office erarbeitete.
Zwei wichtige Punkte mussten geklärt werden: An welches Dezernat wird das Green Office angegliedert, und woher kommt das Geld? Florian Wendler beschreibt das Grundproblem: „Das Green Office soll keine redundante Struktur für irgendwas sein, das es schon gibt. Das war die Herausforderung.“ Ein Problem, das auch andere Green Offices in Deutschland in ihren Berichten ansprechen. Kristin Fiedler, die Teil der Initiative ist und das Green Office als Wissenschaftliche Hilfskraft (WHK) unterstützen wird, ergänzt zum Thema Finanzierung: „Die Green-Office-Initiative konnte das Prorektorat für Universitätskultur und das Erweiterte Rektorat mit der Idee überzeugen, ein Team für ökologische Nachhaltigkeit zu gründen, wo alle aktuell etablierten Player aktiv integriert sind und alle etwas vom Kuchen abbekommen. Um die Gelder und Mittel gab es sehr arges Gezerre und wir Studierende sind erst total kurz gekommen. Wir mussten sehr hart verhandeln, um die aktuellen Mittel rauszuschlagen.“
Letztlich wurde das Green Office an das neue Dezernat 9 angegliedert und mit Exzellenzgeldern finanziert. „Es ist supercool, dass das kommt, vor allem unbefristet, nicht für ein oder zwei Jahre“, sagt Florian Wendler und freut sich. Aber ein Ziel wurde nur zur Hälfte erreicht: das Personal. Die Initiative wollte je eine Dreiviertel-Stelle für Projektkoordinierung und für Projektmanagement haben, bewilligt wurde nur die für Projektkoordinierung. Florian Wendler überlegt: „An einer so großen Uni wie Dresden mit 40.000 Hochschulangehörigen, da ist eine Dreiviertel-Stelle nicht viel. Da wurden unsere Erwartungen untertroffen. Aber vielleicht ist noch mehr drin.“ Für einzelne Projekte soll später Geld für SHKs und WHKs beantragt werden.
Wann das Green Office offiziell eröffnet wird, ist noch nicht klar. Kristin Fiedler erzählt: „Die Koordinationsstelle des Green Office wird erst besetzt. Diese Person wird dann Teil des Teams Ökologische Nachhaltigkeit sein, in dem auch Vertreter der Kommission Umwelt und der Koordination Nachhaltiger Campus arbeiten. Dann wird entschieden, welche Aufgaben und Projekte als erstes angegangen werden sollen. Ich begleite als WHK diesen Prozess und werde ihr unsere Starterprojekte an die Hand geben. Was sie daraus macht, liegt dann aber nicht mehr in unserer Hand.“ Mögliche Aufgaben wären, laut Florian Wendler, Aufklärungsarbeit in Form von Summer und Spring Schools zu verschiedenen Themen, aber auch Beratung. „Ein mögliches Projekt ist, dass Studierende, die Erasmus machen wollen, eine Unterstützung für die Zugfahrt in ihr Erasmus-Land bekommen“, schlägt er vor.
Ein weiteres Projekt, das das Green Office betreuen könnte, ist ein Kalender für nachhaltige Veranstaltungen. Sowohl von der TUUWI als auch vom PRISMA – Zentrum für Nachhaltigkeitsbewertung und -politik gibt es Listen dafür – allerdings getrennt voneinander und wenig öffentlichkeitswirksam. „Dieses lose Puzzle muss zusammengeführt werden“, fasst Florian Wendler zusammen. Außerdem soll der Kalender benutzerfreundlicher werden.
Und bevor das Green Office in den Startlöchern steht, veranstaltet die Green-Office-Initiative vom 29. Mai bis zum 5. Juni die „Tage für ökologische Nachhaltigkeit“. Geplant sind ein Campusrundgang, ein Filmabend und eine interaktive Installation, in der man sich austauschen kann.
Text: Vivian Herzog
Zum Foto: Tabea Kayser und Kristin Fiedler (v. l.) engagieren sich in der Green-Office-Initiative, die hinter dem Hörsaalzentrum der TU Dresden eine Installation für den nachhaltigen Austausch aufgebaut hat.
Foto: Amac Garbe