Wenn Entbehrungen auf einen zukommen oder man eine unangenehme Zeit durchlebt, liegt die Frage nahe, was man daraus lernen oder machen kann. Nichts ist frustrierender, als eine solche Zeit zu ertragen, ohne einen Nutzen daraus zu ziehen. Also, was bringt Dir der Corona-Sommer?
Die naheliegende Antwort hast Du vermutlich spätestens seit dem Ausfallen der BRN am Wochenende parat: Wir wissen unsere Möglichkeiten, Freiheiten und die zahlreichen Angebote in Zukunft besser zu schätzen. Wie oft hast Du etwas ausfallen lassen, um dann auf dem Bett zu liegen und zu netflixen? Nicht, dass das verwerflich wäre, aber vermutlich wird Dir das nach dieser Zeit nicht mehr so oft wichtiger sein, als etwas zu erleben.
Aber kannst Du diesen Sommer wirklich nichts machen? Es ist nicht zu bestreiten, dass es Alternativangebote gibt, wie das Autokino oder die Autodisco, aber die Atmosphäre ist nicht die gleiche, als würde man verschwitzt mit leichtem Sonnenbrand neben Tausenden von Menschen tanzen, die genauso begeistert von der Musik sind wie Du. Es ist nicht das Gleiche, weil Du nicht einfach so Leute kennenlernst, weil sie neben Dir zelten, den gleichen Workshop besuchen oder hinter Dir in der Schlange stehen. Weil Du nicht die inspirierenden Geschichten aus anderen Leben hörst und nicht völlig frei vom Alltag alles loslassen kannst mit so vielen Leuten, denen es genauso geht. Auch wenn Urlaube in Europa möglich sind, kann man dieses Gefühl nicht adaptieren. Wir sollten lernen, das mehr wertzuschätzen.
Aber auch wenn all das nicht geht, geht trotzdem noch genug. Du kannst Dein Leben und Deine Freunde besser kennenlernen. Du kannst Dich mit den Menschen in Deinem Umfeld beschäftigen und private, kleine Zusammenkünfte erleben, die viel intimer sind. Du kannst endlich mal die Dinge tun, die Du Dir so lang schon vornimmst, aber dann doch nicht schaffst, weil der Sommer viel zu kurz ist. Mal wieder reiten gehen, Flunkyball spielen, ein Floß bauen, boofen, nähen lernen, Choreografien zu Deinen Lieblingsliedern entwickeln, Gedichte schreiben oder eine deutsche Stadt besuchen, die Du noch nicht kennst, aber von der Du schon viel gehört hast. So kannst Du neue Felder für Dich erschließen, die Dich vielleicht auch im Winter noch bereichern und weiterführen lassen, weil sie nicht so weit weg oder so exotisch sind. Und wenn Du Dein Leben so bereichert und die „kleinen“ Dinge ausgiebig ausgekostet hast, dann stell Dir erst die Explosion an Lebensfreude vor, die Du erlebst, wenn Du dann plötzlich wieder ALLES darfst!
Text: Emilie Herrmann
Foto: Amac Garbe