Museum und Musik, Kaffee und Kunst – die erste Woche nach der Prüfungszeit gibt sich gediegen. Ekstase dann ein andernmal.
Montag, 13.8.
Mittagspausen sind was für die schuftende Bevölkerung, für Nine-to-Five-Leute, für Schüler am ersten Schultag – also eigentlich nichts für Studierende am Beginn der Semesterferien. Wobei: Auch vom Müßiggang braucht man mal eine Pause. Verbringen sollte man die mit der Mittagspausenführung durch das Verkehrsmuseum (natürlich 12.30 Uhr). Nach der Geschichte der Autos kommt die Zukunft der Welt: „Wie leben wir morgen? Welchen Einfluss haben Klima- und Technologiewandel auf uns?“ Darüber diskutieren beim Palais Sommer ab 20 Uhr Wissenschaftler mit Praktikern aus der Energiebranche. Danach braucht man dann sicher eine Pause.
Dienstag, 14.8.
Der Tag beginnt mit einem Quereinsteiger: Fred Stein, studierter Jurist, bekam zur Hochzeit eine Kamera – man ahnt das Ende der Geschichte. Die Fotos des Rabbinersohns stammen aus Dresden und seinen Exilheimaten Paris und New York. Sie zeigen humorvolle Straßenszenen und stellen soziale Fragen. Betrachten kann man sie noch bis zum 7. Oktober im Stadtmuseum. Und abends? Müsste man eigentlich zu KÄPTN PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI in den Beatpol. Ist aber schon ausverkauft. Also frönt man der Liederkunst beim Singer-Songwriter-Abend in Katy’s Garage (20 Uhr). Livemusik plus gute Gespräche plus frische Luft – entspannter als im Beatpol ist das allemal.
Mittwoch, 15.8.
Die Neustadt ist nicht nur Zentrum des heutigen Tages, sondern auch des Universums. Weil: Wenn man im Hier und Jetzt leben soll, ist dann Universum und Tag nicht dasselbe? Derart philosophisch aufgeladen sollte man unbedingt an der Führung durch die (il-)legale Street-Art-Welt der Dresdner Neustadt teilnehmen, die das LackStreicheKleber-Festival heute bietet (15 Uhr, auf Englisch). Wenn die Aufnahmefähigkeit noch ausreicht, kann man abends (21 Uhr) den Filmnächten am Elbufer einen Besuch abstatten: „I, Tonya“ erzählt das Leben der kanadischen Eiskunstläuferin Tony Harding. Das ist nicht nur geprägt durch Brüche, sondern auch durch eine Eisenstange: Mit einer solchen wollte ihr Ex-Freund vor den Meisterschaften 1994 die Konkurrentin Nancy Kerrigan ausschalten – was, nun ja, misslang.
Donnerstag, 16.8.
Schöne Fotos: gut. Guter Kaffee: besser. Beides zusammen: am besten. Genau das bekommt man im Café Bishop bei der Vernissage „Kunst trifft Kaffee Vol. 3“ der Kollektion „SüdOstAsien“: Der Fotograf David Lange hat bei seiner Rucksackreise durch Vietnam, Kambodscha, Thailand und die Philippinen einen Gegenpol zur Hektik und Oberflächlichkeit der Welt gefunden. Die dabei entstandenen Fotos hängen ab heute in besagtem Café; die Vernissage startet um 18 Uhr. Nur: Wie verdient man sich einen solch edlen Abend? Mit Ertüchtigung natürlich. Der Vorschlag der Woche führt mit der Buslinie 63 nach Pillnitz: Nebst einem königlichen Weinberg gibt es dort mit Vogelgrund, Meixmühle und Borsberg allerhand zu erlaufen.
Freitag, 17.8.
Die Altstadt ist ab heute Sperrgebiet. Das gilt zumindest für all jene, die Fressbuden, bierklebrige Straßen und Schlagermusik nicht zu einem perfekten Tag zählen: All das findet man – mutmaßlich, das sei zugestanden – von heute bis Sonntag auf dem Dresdner Stadtfest. Ein sinnvolles Event gibt es dann aber doch: den Dresdner Nachtlauf. Auf 13,8 Kilometern hechelt man ab 20 Uhr durch das nächtliche Dresden, um auf dem Stadtfest mit Erdiger alkoholfrei begrüßt zu werden. Sollte die Stadtfest-Proteststimmmung stärker ausgeprägt sein, stattet man der Martin-Luther-Kirche auf dem gleichnamigen Platz in der Neustadt einen Besuch ab: Hier gibt die Kantorei der Dresdner Neustadt ab 20 Uhr Werke verschiedenster Komponisten für Chor und Orgel zum Besten.
Samstag, 18.8.
Auch heute bleibt man auf der guten Seite des Lebens. Also in der Neustadt. Von 12 bis 20 Uhr kann man sich von jeglichen Spar- und Minimalismus-Vorhaben verabschieden und sein Geld für Kunst, Grafik und anderes Handgemachtes verprassen – all das gibt es auf dem Urban Shop des diesjährigen LackStreicheKleber-Festivals, das just heute endet. Garniert wird das geschäftige Treiben vor der Scheune mit einer Kunstauktion, Musik und Live-Performances. Wer selbst sein Können beisteuern will, der melde sich per Mail an muahstuff@gmail.com. Am späten Nachmittag sollte man allerdings seine neuen sieben Sachen packen und das Palais im Großen Garten aufsuchen. Dort sind noch bis morgen (je 14 bis 20 Uhr) die Preisträger des 15. Architekturpreises der TU Dresden zu sehen. Gewinnerthema in diesem Jahr: Wie kann man einen ganzen Stadtteil neu gestalten – und das noch dazu in einer Stadt wie Casablanca, deren Baustile ebenso wechselvoll sind wie ihre Geschichte?
Sonntag, 19.8.
Die Woche endet, wie sie begonnen hat: mit Museum und Palais Sommer. Wie jeden 3. Sonntag im Monat kommt man dank „Frei ab Drei“ ab 15 Uhr kostenlos ins Albertinum, um Ostdeutsche Malereien und Skulpturen, die Galerie Neue Meister oder Werke von Gerhard Richter zu bestaunen. Dann flaniert man über Brühlsche Terrasse und Augustusbrücke zum Japanischen Palais, wo ab 20 Uhr der Folk des Kölner Quartetts von WE USED TO BE TOURISTS für einen entspannten Wochenausklang sorgt. Was recht ist, kommt wieder.
Text: Luise Martha Anter
Foto: Amac Garbe