Ein Ausgleich für die zweite Gehirnhälfte

Dirk Dünnebeil ist als hauptberuflicher Zahlenjongleur und Student an der TU Dresden (TU) noch lange nicht ausgelastet. Nicht nur engagiert er sich seit vielen Jahren in der Erasmus Initiative TU Dresden (ESN), er ist auch unter die (Spiele-)Erfinder gegangen.

„Ich arbeite den ganzen Tag mit Zahlen. Da brauchte ich einen Ausgleich für die andere Gehirnhälfte“, so der 32-Jährige. Dünnebeil hat an der TU den Bachelor in Slavistik absolviert und ist jetzt im Master. Für die Erasmus Initiative hat er vor Jahren seine erste Erfindung gemacht: die Internationale Sportolympiade, eine sportliche Art der Völkerverständigung mit studentischen Nationalmannschaften. Ein Denksport durfte nicht fehlen, fand die Planungsgruppe. Schach lag nahe, dauerte aber zu lange. So folgte gleich die zweite Erfindung: Dartschach – eine Kombination aus Dart und Schach, bei der das Ergebnis des Dartspiels darüber entscheidet, wie lange man für den nächsten Zug auf dem Schachbrett Zeit hat. Seit diesen eher spontanen Erfindungen sind mehrere Jahre ins Land gegangen, bis Dünnebeil wieder Lust aufs Tüfteln bekam. „Diesmal habe ich mich wirklich hingesetzt und gesagt: Ich will jetzt ein Spiel erfinden“, beschreibt er. Das war etwa vor einem halben Jahr.

Erfunden unter dem Weihnachtsbaum

Spiele wie „Slavisti“ könnte es sehr viel mehr geben. Denn wer kennt sie nicht, diese Abende mit der Familie, an denen die Zeit stillzustehen scheint. Dünnebeil hat einen solchen Abend genutzt. Er erzählt: „Weihnachten, als meine Eltern vor dem Fernseher saßen, habe ich mit Streichhölzern herumgespielt.“ Klingt erst einmal ein bisschen gefährlich. Die Spielerei hat sich aber gelohnt, denn rund um eine Packung Streichhölzer entstand das Spiel „Slavisti“ – ein Denkspiel, erfunden und getestet von Slavisten.

Dünnebeil ist seit seiner Erfindung nur noch am Spielen, denn er will sie ja schließlich unter die Leute bringen. Bei vielen Fachschaftsräten war er bereits, um Student_innen mit dem „Slavisti“-Fieber anzustecken, Ende Juni gab es die erste Meisterschaft an der TU. Feuer fangen geht schnell, denn die Regeln des Spiels sind leicht erklärt, man braucht keinen großen Vorlauf, um loszulegen. Zudem kann „Slavisti“ überall hin mitgenommen werden und ist in der Anschaffung äußerst erschwinglich.

So spielt man „Slavisti“ zu zweit

Zu Beginn des Spiels bekommt jede_r Spieler_in 15 Hölzchen. Wer beginnt, das wird ausgewürfelt. Jede_r Spieler_in hat einen Baubereich, in dem Figuren (Dreiecke, Vierecke usw.), und einen Nummernbereich, in dem römische Zahlen (I, II, III, IV, V usw.) geformt werden. In der Legephase, in der alle Hölzchen – immer abwechselnd – auf den Tisch gelegt werden, können bereits komplexe Figuren entstehen. Dabei kann man das Hölzchen an den eigenen oder den gegnerischen Bau- und Nummernbereich anlegen. Wie und wo und unter welchen Voraussetzungen gelegt werden darf, das kann ausführlich auf der Facebook-Seite des Spiels nachgelesen werden. Der Legephase folgt die Zugphase: Nun dürfen die eigenen Hölzer verschoben werden. Um zu gewinnen, muss die römische Zahl, die man im Nummernbereich gelegt hat, mit der Anzahl an Drei- und Vierecken der gebauten (geschlossenen) Figur übereinstimmen. Zudem müssen alle Hölzchen verbaut sein. „Slavisti“ kann man auch zu mehreren spielen, dann geht es vor allem darum, Allianzen zu schließen.

Wer den Erfinder mal kennenlernen und sich in „Slavisti“ üben möchte: Alle zwei Wochen am Freitag ab 18 Uhr trifft sich der „Slavisti“- und Spielestammtisch im Barneby in der Dresdner Neustadt. Oder ihr probiert es gleich am WG-Küchentisch aus. Dirk Dünnebeil freut sich in jedem Fall über jede_n neue_n Spieler_in: „Das macht mich froh, wenn ich sehe, denen gefällt‘s und ich weiß, dass ich es erfunden habe.“

Na dann, mögen die Spiele beginnen!

Text: Marie-Therese Greiner-Adam

Foto: Amac Garbe

 

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