Campuskolumne

Donald Trump ist sicherlich keine Figur, mit der man sich identifizieren kann oder will, wenn einem etwas an Frieden, dem Klimaschutz oder sozialer Gerechtigkeit liegt. Dennoch haben Trump und ich seit Monaten einen gemeinsamen Feind. Einen Feind, der einem mittlerweile allgegenwertig sein perfides Grinsen zeigt. Es schlägt zu, wenn man es am wenigsten erwartet, lauert im Lieblingskino um die Ecke, wo du dir nur den neuen Jim Jarmusch anschauen willst: Amazon.

Amazon ist Marktführer im Online-Versandhandel, und das nicht erst seit gestern. Gefühlt aber erst seit gestern scheint es die Weltöffentlichkeit zu kratzen, dass die Firma von der vielen Kohle, die sie erwirtschaftet – auf den Rücken der schlecht bezahlten und überforderten Mitarbeiter_innen – wenig abgeben will. Von Gewerkschaften hält die Amazon-Spitze übrigens nichts – wer hätte das gedacht?

Dass Amazon-Gründer Jeff Bezos für sein „visionäres Unternehmertum in der Internetwirtschaft“ jetzt den Axel Springer Award erhielt, während vor der Tür mehr als hundert Menschen demonstrierten, ist eine Farce. Mag man von Axel-Springer-Konzern halten, was man will. Visionär darf man es wirklich nennen, wenn ein milliardenschweres Unternehmen eine Quasi-Monopol-Stellung aufbaut, indem es den Mitarbeiter_innen einen Tarifvertrag verwehrt, weder auf Steuerzahlungen noch Datenschutz großen Wert legt. Dafür haben Amazon und Microsoft immerhin den BigBrotherAward, einen Negativpreis für Datendiebe, verliehen bekommen.

Denkt da wirklich niemand dran, bevor er* sich bei Amazon einloggt oder auf „Kaufen“ klickt?

Spätestens wenn im Briefkasten ein offensichtlich in Amazon-Hülle verpacktes Paket liegt, das man über einen ganz anderen Versandhandel bestellt hat, hört aber wirklich der Spaß auf. Spätestens dann merkt man, dass Amazon überall seine Finger im Spiel hat und es gar nicht mal so leicht ist, sich dem Unternehmen zu entziehen. Onlinehandel generell meiden? Das wäre die Lösung. Aber wer möchte gänzlich auf die Annehmlichkeiten des Internethandels verzichten? Mittlerweile müssen selbst die Lebensmittelhändler zittern.

Und während ich über die eigene Faulheit und Großkonzerne nachdenke, kommt mir zufällig ein alter Song von Marc-Uwe Kling in den Sinn. „Scheißverein, so ein Scheißverein … bin ich paranoid oder versteht ihr, was ich meine? Ich glaube, wir leben im Land der Scheißvereine …“ Eine Amazon-Strophe fehlt dem Song übrigens noch …

Text: Marie-Therese Greiner-Adam

Foto: Amac Garbe

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