Campuskolumne

Es gibt ein paar Fragen, die sich einem stellen, wenn man sich näher mit der Bedeutung und den Aufgaben einer Uni beschäftigt. Ist sie nur ein leichter Zugang zu vorhandenem Wissen oder soll sie sogar neues schaffen? Und wenn ja, wie kann sie das ermöglichen?

Wir als Studierende und auch unsere Familien sehen die Uni meistens nur als einen Ort des Lernens, welchen man nach einigen Jahren verlässt, um sich dann mit dem erworbenen Wissen einen Beruf zu angeln und Karriere in der freien Wirtschaft zu machen.

Auch sehen viele, zum Glück nicht alle, den Professor als erweiterte Form des Lehrers, welcher als Wissensquell und Obi-Wan-artiger Mentor fungieren soll. Doch viele von uns vergessen eine andere wichtige Aufgabe der Uni: Die Forschung und das Schaffen von neuen Theorien und auch Weltanschauungen.

Aber warum brauchen wir überhaupt Forschung, welche manchmal auch etwas weltfremd wirkt — und wie kann eine Uni diese unterstützen und auch verstärken?

Ja, wir alle brauchen zuerst das bereits gesicherte Wissen und ja, wir brauchen den Professor als Mediator, der uns dieses näherbringt. Jedoch war alles, was wir heute als selbstverständlich oder als Allgemeinwissen ansehen, auch mal nur eine Idee eines jungen Wissenschaftlers oder Studenten. Auch unsere Professoren saßen mal gelangweilt in Vorlesungen oder hatten ihre Probleme mit dem zu lernenden Stoff. Doch irgendwann haben sie sich entschlossen, anders zu denken als der Rest und neue Wege zu gehen. Dabei dient die Uni als geschützter Raum, in dem man über Grenzen hinausgehen und neue schaffen kann. Denn die Forschung ist nicht an Profit geknüpft. Es wird nicht verlangt, dass die Ergebnisse einen Gewinn einfahren und dadurch zum Erfolg eines Unternehmens beitragen. Somit wird der Erwerb von neuem Wissen und das Legen der Grundsteine der Zukunft möglich.

Doch wie kann eine Uni solch einen Raum fördern und solch einen Ideenpool ermöglichen?

Mit dem Projekt „Open Topic Postdoc Positions“ wird von der TU Dresden ein Weg aufgezeigt, dieses neuartige Denken zu fördern. Denn es geht dabei darum, 17 jungen Doktoren aus unterschiedlichen Ländern und Fachrichtungen ein freies Forschen zu ermöglichen. Alleine beim Betrachten der Themen wird schon klar, dass genau das vorher erwähnte Andersdenken eine sehr große Rolle spielt. Von der Analyse des Gelée Royales über Spermien als Werkzeug zur Aufklärung von Krankheiten bis hin zum Einfluss der Eisenbahn auf das sowjetische Kino. Alle Themen bieten neue Sichtweisen und Ansätze. Genau das ist es, was eine Stadt wie Dresden im Moment braucht. Es sind diese vielfältigen Einflüsse aus der ganzen Welt, die zusammen etwas Neues schaffen können. Was dabei besonders zu bemerken ist: Es werden sowohl Themen aus der Naturwissenschaft, als auch aus der Geistes- und Sozialwissenschaft unterstützt. Denn leider ist es heutzutage nicht mehr üblich, beides zu fördern. Besonders wenn man daran denkt, dass in jüngster Zeit vor allem die Geistes- und Sozialwissenschaften an der TU Dresden von Problemen wie der Bereichsbildung und der Schließung von Studiengängen bedroht sind.

Es ist genau ein solches Projekt, welches Hoffnung macht. Denn das gemeinsame Forschen, das unseren jetzigen Horizont auf allen Gebieten erweitert, ist der Grundbaustein unserer Gesellschaft und auch einer jeden Hochschule.

Text: Jonas Atzler

Foto: Amac Garbe

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