Die Welt des Martin Mannig

Ein Künstler. Circa 1.000 Zeichnungen. 13 Jahre künstlerisches Schaffen. Und zwei Schwerpunkte, die harmonisch miteinander kombiniert werden. Die Städtische Galerie lädt ein zu „folkfuturism“.

Benjamin Blümchen ist ein Zyklop. In typischer Pose, bereit mit einem lauten „Töröö!“ ins nächste Abenteuer zu starten, steht er in „Zyklop B“ vor buntem Hintergrund. Man weiß nicht, ob man lachen, interessiert betrachten oder sich an Kindheitstage erinnern soll. Ein Gefühl, das einen bei vielen Werken Mannigs beschleicht.

Martin Mannig wurde 1974 in Freiberg geboren und hat mit Graffiti begonnen. Von 1999 bis 2004 absolvierte er ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und ist heute als Künstler tätig. Außerdem war er bei zwei Stücken des Dresdner Theaters Junge Generation für das Bühnenbild verantwortlich.

In Mannigs Gemälden trifft man auf viele bekannte Gestalten: Hexen, Zwerge, manchmal Pittiplatsch. Vertraute Figuren, die erwachsen scheinen – ein „Schattenzwerg“, der über ein neon-rosanes Gitter auf Jute läuft. Ein „Weltenbummler“, der an einen dicken Schneemann mit Wanderstock erinnert und den Betrachter angrinst. „Zirkulation (Onibaba)“, in dem sich neben zerrissenen Mangafiguren gedrechselte Bäume finden.

Die japanische Kultur übt einen großen Reiz auf Mannig aus, auch wenn er wisse, dass er sich nicht vollständig in sie einfühlen könne, erklärt er. Mehrfach hat er das Land besucht. Mangafiguren bettet er in seine Gemälde ein, neben Zwergen und Comicfiguren.

Die Ausstellung zeigt nicht nur Gemälde, sondern auch Zeichnungen Mannigs, die diesen oft als Grundlage dienen. 2.000 bis 4.000 sind im Laufe der Jahre entstanden, das Museum zeigt eine Auswahl daraus. Auf einem langen Tapeziertisch sind sie angeordnet, manche in Stapeln, manche verstreut, dazwischen Becher und Zeichenutenslilien. Trotz der Glasabdeckung fühlt man sich, als befinde man sich in Mannigs Atelier. Die Zeichnungen sind vielfältig, zeigen Pin-ups und Figuren in skurrilen Posen.

Ein weiteres Herzstück ist die Installation „Volksrakete“, die 29 Leihgaben des Museums für Sächsische Volkskunst mit Skulpturen Mannigs verknüpft. Aufgestellt wie in einem Setzkasten sieht man Räuchermännchen und Holzfiguren aus dem Museum, daneben u. a. Zwerge, Bugs Bunny und einen Totenkopf, die Mannig auch in Gemälden aufgreift. Die Grenzen zwischen Tradition, Sicherheit und dem morbiden Charme der Figuren verschwimmen. Ein Regal, das man entdeckten möchte. Allerdings sollte man auf die Markierung auf dem Boden achten, damit der Alarm nicht ausgelöst wird.

Was also ist die „Welt des Martin Mannig“, von der Dr. Gisbert Porstmann, Direktor der Städtischen Galerie, zur Ausstellungseröffnung am 13. Oktober sprach? Es ist ein Zusammenwirken von Puzzleteilen. Man sieht die Zeichnungen als Basis, die Gemälde als Fluss. Man sieht Japan und Comic-Charaktere, die mit den traditionellen Figuren aus dem Erzgebirge zusammenwirken. Scheitern gebe es für ihn nicht, sagt Mannig. Wenn er an Grenzen stoße, wandert der Gedanke hin und her – er schreitet voran. Vielleicht ist die Welt des Martin Mannig genau das: das stete Weiterentwickeln.

Text: Vivian Herzog

Foto: Amac Garbe

Die Ausstellung ist bis zum 14. Januar 2018 geöffnet, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, freitags bis 19 Uhr. Neben einer Kreativbox für Kinder gibt es ein Begleitprogramm mit Führungen und Vorträgen.

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