Noch bis 1. Oktober ist auf dem Gelände des ehemaligen Erlwein-Schlachthofes im Ostragehege Dresden die 11. Ostrale – Biennale für zeitgenössische Kunst zu sehen.
Es dröhnt, plätschert und bellt. Andernorts ist es zu bestimmten Tageszeiten gespenstisch ruhig. Der Schimpanse von Mavi Garcia schlummert gar friedlich auf einem Stapel geschredderter Bürokratie, die den Menschen von seinem Bauchgefühl „entzweit“. Währenddessen zittert der „FearBot“ von Symboter in seinem Vogelkäfig.
Die Welt ganz real auf den Kopf stellt Diamante Faraldo mit ihren schwarzen Gummischläuchen. Mark Swysens „Robokonzum“ – ein von Metallregalen eingesperrter Einkaufswagen, der von Zeit zu Zeit vergebens nach einem Weg nach draußen sucht – hinterfragt hingegen das Konsumverhalten vieler Menschen.
Beängstigend realistisch sind die Objekte von Manuel Frolik. Sein „Toter Seemann“ scheint gerade erst entschwunden zu sein. Passend dazu greift die Performance „Luxury problems“ von Wiola Ujazdowska einen Beruf aus früheren Zeit auf, als trauern auch eine Profession war.
An anderer Stelle greifen die Künstler der diesjährigen Ostrale auch den Umgang mit Religion auf, werden mit dem NSK Staat, einem Kollektiv von slowenischen Künstlern, sehr politisch, oder hinterfragen wie Igor Pereklita die gepriesenen Verlockungen von Europa.
Die Schau ist mal großkotzig, mal verspielt, mal süß, mal traurig. Auf jeden Fall regt sie auf verschiedenen Ebenen zum Nachdenken an und ist noch bis zum 1. Oktober in den Futterställen und Heuböden des alten Erlwein-Schlachthofes auf dem Dresdner Messegelände zu sehen.
Und dann heißt es erst mal Abschied nehmen. Denn die Ausstellung zeitgenössischer Kunst wird mit ihrer 11. Ausgabe zur Biennale – und sucht nach einer neuen Unterbringung. Denn die seit Jahren bespielten Bauten müssen saniert und dürfen dementsprechend nicht mehr genutzt werden. Wo es in zwei Jahren weitergehen soll, das weiß das Team rund um die künstlerische Leiterin Andrea Hilger noch nicht. „re_form“ heißt die Schau dieses Mal denn auch. Ob die neuen Räumlichkeiten dann ähnlich charmant sind wie die jetzigen, das muss sich noch zeigen.
Eine weitere Neuerung gibt es noch: Der Ostrale-Audioguide AllSense soll in Form einer App Blinden und Sehbehinderten den Zugang zur Kunst ermöglichen – und bietet Audiodeskriptionen für 25 ausgewählte Werke. Anfassen (mit Handschuhen) ist dann auch erlaubt.
Text: Nadine Faust
Fotos: Amac Garbe
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