Zwischen Hochschulentwicklungsplanung, dem Ende der Dresdner Jura-Ära und der Zukunft der Textvergütung könnte man fast vergessen, dass das Jahr 2016 hochschulpolitisch noch mehr zu bieten hatte.
Rektorstreit in Leipzig
Eigentlich sollte die Universität Leipzig vor über einem Jahr einen neuen Rektor wählen. Faktisch ist das noch immer nicht geschehen, Professorin Beate Schücking war und ist Rektorin. Ihre Personalie ist es auch, an der sich der Konflikt entzündete: Der Leipziger Hochschulrat, der gemäß dem Sächsischen Hochschulfreiheitsgesetz eine Vorschlagsliste mit bis zu drei Kandidaten für die Rektorwahl erstellt, hatte Schücking schlicht nicht auf diese Liste gesetzt — obwohl diese sich beworben hatte. Stattdessen nominierte der Hochschulrat den Bremer Professor Tassilo Schmitt und Professor Eduard Mühle aus Münster. Den dritten Platz aber ließ er frei.
Im Gegensatz zu Physikprofessor Jürgen Haase, der sich ebenso erfolglos beworben hatte, erhielt Schücking ihre Bewerbung aufrecht — und erwog sogar rechtliche Schritte. Auch der Erweiterte Senat drohte mit einer Organklage aufgrund einer Verletzung des Gleichheitsgebotes. Der Streit eskalierte. Am 7. Januar 2016 machte dann mit Tassilo Schmitt auch der zweite Kandidat einen Rückzieher, die Wahl war vollends gescheitert. Im August wurde die Stelle neu ausgeschrieben, im Dezember dann zwei neue Kandidaten präsentiert: Professor Enrico Schlief von der Uni Frankfurt am Main und Professor Jan Palmowski aus dem englischen Warwick. Nummer drei auf der Liste? Beate Schücking.
Am 17. Januar 2017 stellte der Senat der Uni das sogenannte Benehmen her, sprich: Er akzeptierte den Wahlvorschlag. Dieser aber umfasste allerdings nur noch zwei statt drei Kandidaten, da Professor Enrico Schlief seine Bewerbung kurzfristig zurückzog. Am 31. Januar dann soll die Causa Rektorwahl ihr Ende finden: Dann wird der Erweiterte Senat die Rektorin — Beate Schücking — oder den Rektor — Jan Palmowski — wählen.
UPDATE vom 31.1.2017: Die Neue wird die Alte sein
Der Groschen ist gefallen: Beate Schücking bleibt Rektorin der Uni Leipzig. Am heutigen Dienstag bestätigte sie der Erweiterte Senat im 3. Wahlgang mit 44 der 78 abgegebenen Stimmen. Ihr Mitbewerber, Prof. Jan Palmowski von der Universität Warwick erhielt 23 Stimmen. Ein dritter Wahlgang war nötig geworden, weil laut Sächsischem Hochschulfreiheitsgesetz in den ersten beiden Wahlgängen eine absolute Mehrheit — also eine Mehrheit aller 82, nicht nur der anwesenden Mitglieder des Erweiterten Senats — erforderlich ist. Im dritten Wahlgang hätte dann allerdings eine einfache gereicht. Schücking selbst sah in dem Ergebnis eine „deutliche Bestätigung“ ihrer Arbeit und kündigte an, daran „zügig und nahtlos anzuknüpfen.“
„Demnächst“, wie Pressesprecher Carsten Heckmann mitteilt, wird Schücking von Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange (SPD) ihre Bestellungsurkunde erhalten. Damit ist dann endgültig der Schlussstrich unter einem Wahlprozess gezogen, der alles andere als planmäßig verlief. Stefan Adams vom Leipziger Stura zeigt sich „erleichtert“ — und stellte eine „kritisch-konstruktive Zusammenarbeit“ in Aussicht.
Kanzlerwahl an der TU Dresden
Weitaus lautloser ging eine Personalentscheidung an der TU Dresden über die Bühne. Dort stand im Februar die K-Frage an. Neuer Kanzler ist, nachdem Senat und Hochschulrat den Vorschlag des Rektors gebilligt haben, seit dem 1. Februar 2016 der 43-jährige Jurist Dr. Andreas Handschuh. Er hatte selbiges Amt zuvor an der TU Bergakademie Freiberg inne und folgt in Dresden Hans-Eckhard Wormser. Dieser war 2015 zum Deutschen Forschungsinstitut nach Speyer gewechselt.
Wer sich jetzt fragt, warum er noch nie was vom Kanzler einer Uni gehört hat, sei getröstet. Zwar ist das Amt keinesfalls unwichtig, im Gegenteil, der Kanzler ist Teil des Rektorats. Doch seine Aufgabe ist wenig öffentlichkeitswirksam: Er leitet die Verwaltung. 2016 hieß das vor allem, sie zu modernisieren. Beispielsweise wurden Dezernate neu zugeschnitten oder bekamen, wie das Personaldezernat, eine neue Leitung verpasst. Das Ziel fasst der Stellvertretende Pressesprecher der TU Dresden, Mathias Bäumel, knapp zusammen: „Kürzere Wege und schnellere Entscheidungsprozesse.“
Bis Ende 2017 will der Kanzler außerdem die Einführung des Globalhaushalts für die Bereiche abschließen. Durch die Zuweisung eines pauschalen Betrages sollen, so Bäumel, die „Fakultäten gestärkt und größere finanzielle Budgetzuweisungen“ ermöglicht werden. Und noch etwas soll größer werden: die Standortattraktivität der TUD. Vorangetrieben wird deshalb nicht nur die Unterstützung studentischer Initiativen wie Unisport und Umweltinitiative, sondern auch die Kooperation mit privaten Veranstaltern — damit in Zukunft mehr Partys und Events den Campus beleben.
Text: Luise Martha Anter
Foto: Amac Garbe