Unsere Tipps der Woche

Montag, 26.12.

„Wir fanden es schon immer gut, Dinge zu tun, die keiner erwartet.“ Ob die Chemiefabrik wirklich zu einem Pogo-Mekka wird, wenn dort am Montagabend (21.30 Uhr) die Jungs von KALTFRONT ihr 30-Jähriges zelebrieren? Eines steht fest: Verdi wird’s jedenfalls nicht auf die Ohren geben. Seit 1986 waren die Dresdner Zentrum der sächsischen Punkrock-Szene – bis sie sich 1990 trennten. Doch auch das Ende hatte 2005 ein Ende: KALTFRONT singt und grölt, spielt und wummert wieder. Die Themen: Sex, Klimawandel, Karriere. Und natürlich solche, die keiner erwartet.

Dienstag, 27.12.

Damit die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester bloß nicht langweilig wird, gibt’s heute das größtmögliche Kontrastprogramm: Couch und Glotze. Nie ist die Märchenfilmdichte höher als in diesen Tagen. 5.25 Uhr kommt „Das kalte Herz“ (MDR), moderner wird’s um 9.50 Uhr mit „Die Eiskönigin“ (RTL), kurze Pause, weiter geht’s 14.30 Uhr mit „Pinocchio“ (HR), zum Abschluss schneit es (15 Uhr, „Frau Holle“, wieder MDR). Man sollte die Gelegenheit nutzen und sich hemmungslos Kitsch und Kindheit hingeben. Im Schlafanzug. Mit Kakao und Plätzchen. Die trösten auch, wenn’s gar zu schlimm wird mit der Heile-Welt-Gaukelei.

Mittwoch, 28.12.

Was ’ne sportliche Woche! Am Montag alle Muskeln (Pogo), gestern die Gesäßmuskeln (Couch), heute wieder alle: Wladimir Kaminer kommt in die Scheune (22.30 Uhr) mit seiner „Russendisko“. Wem nach all den Festtags-Freuden (noch) nicht nach lachen ist, der fährt zum Weinen ins Industriegelände: Dort gibt das Lab 15 seine Closing-Party (21 Uhr). Schluss mit Musik, Party und Theater in Event-Union. Schuld an der Misere ist der Mietpreis des Areals auf der Meschwitz-Straße 15. Der nämlich ist zu hoch.

Donnerstag, 29.12.

Mit Wettervorhersagen ist das ja so eine Sache. Wenn man sie mehr als eine Woche im Voraus braucht, sind sie so verlässlich wie ein Haufen Stroh. Statt über diese Aussage zu sinnieren, planen Optimisten und Wetterfeste eine Wanderung. Um dabei nicht auf all jene zu treffen, die ebenfalls dachten, eine außergewöhnliche Idee gehabt zu haben, bleibt man in der S1 lange sitzen: bis Schmilka. Dort wandert man auf den Winterberg, wandert wieder herunter und trinkt einen Glühwein.

Falls die Wetterkapriolen zu groß oder die Regenjacke weg ist, versetzt man sich einfach in Gedanken in die Sächsische Schweiz – und besucht eine Kletterhalle. Offen (9 bis 23 Uhr) hat zum Beispiel die uninahe Kletterarena auf der Zwickauer Straße 42.

Freitag, 30.12.

Sobald die Schmerzmittel gegen den Muskelkater anschlagen, also gegen Abend, steht Theater auf dem Programm. Im Societaetstheater schaut man bei „Der Vorname“ (20 Uhr) zwei jungmoderntoleranten Paaren dabei zu, wie aus deren Streit über die Namenwahl ein Minikrieg über Vergangenheit und Zukunft, über Gut und Böse wird. Und das auf sehr unterhaltsame Weise – zumindest für das Publikum.

Samstag, 31.12.

Dieser Beitrag ist eine Strafe. Schließlich muss er den einen, den echten, den coolsten Tipp für Silvester enthalten. Theoretisch. Praktisch geht auf den Theaterplatz (ab 19 Uhr), wer es groß und klassisch mag, ins Kraftwerk Mitte, wer es groß und musikalisch mag. Klein und musikalisch geht’s ab 23 Uhr im Kiezklub zu. Und wer es klein und klassisch mag, spielt Bleigießen mit Oma und Opa.

Sonntag, 1.1.

Die Woche beginnt mit kultiger Musik, sie endet mit kultiger Musik. Im Jazzclub Tonne begrüßt das Zentralquartett das Jahr 2017 mit feinem Free-Jazz (20 Uhr). Ein Konzert wie ein Museum: Ohne Club und Quartett, beide weit jenseits der 30, wäre die Jazz-Szene in der DDR nicht das gewesen, was sie war: virtuose Subkultur. Immer spannend, manchmal schwer auszuhalten, meistens einfach gut: Vernünftiger kann man ein Jahr nicht beginnen.

Text: Luise Martha Anter

Foto: Amac Garbe

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