Filmtipp des Monats: Wilma will mehr

Wilma springt ins kalte Wasser. Nicht nur sprichwörtlich, sondern im wahrsten Sinne des Wortes. Erst verliert die Lausitzerin nämlich ihren Job und dann erwischt sie ihren Mann auch noch mit einer anderen. Da kommt die Einladung des ehemaligen Kollegen der Brigade aus dem Kraftwerk gerade gelegen. Den hat es nämlich mittlerweile nach Wien verschlagen. Dort kommt Wilma erst mal in seiner Gartenlaube unter – auch nicht viel anders als in der ehemaligen DDR. Doch als seine Frau Lunte riecht, muss Wilma weiterziehen – und landet auf dem „Arbeiterstrich“.

Wilma bietet ihre Fähigkeiten feil – und die sind dank diverser Zertifikate vielfältig. Die Über-40-Jährige repariert Elektrik, gibt Tanzstunden und kennt sich prima mit Äpfeln aus. Das kommt auch in ihrer neuen WG gut an – und bei Solaranlagen-Installateur Anatol. Also alles paletti, könnte man denken. Wäre da nicht die Vergangenheit, die immer wieder anklingelt.

Regisseurin und Drehbuchautorin Maren-Kea Freese legt mit ihrem dritten Spielfilm nicht nur ein kleines Porträt Ostdeutschlands vor, sie erzählt auch die Geschichte einer Frau, die sich nicht unterkriegen lässt und den Gegebenheiten anpasst. Dabei scheint das Drehbuch Hauptdarstellerin Fritzi Haberlandt quasi auf den Leib geschneidert zu sein, denn sie gibt der re­si­li­enten Elektrikerin ein menschliches und vor allem trocken-komisches Antlitz. Dass die Geschichte dabei etwas assoziativ gerät und Zuschauende sich manchmal viel hinzudenken müssen, tut dem Ganzen nur wenig Abbruch, auch wenn man dem Film so Oberflächlichkeit vorwerfen könnte. Er bietet aber Einblicke in eine (von vielen) Lebensrealitäten im Osten Deutschlands abseits von Stasi, Repression & Co. Damit ist die Tragikomödie auf jeden Fall einen Blick wert.

Text: Nadine Faust

Foto: Selbst ist die Frau: Wilma (Fritzi Haberlandt) wagt einen Neuanfang. © Neue Visionen Filmverleih

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