Die Ausstellung IN_LIEBE in der Motorenhalle des riesa efau Dresden feiert noch bis zum 6. Juli die Kraft der Verbundenheit.
Wenn man ein Motto für die aktuelle Ausstellung IN_LIEBE in der Motorenhalle des riesa efau sucht, dann ist es wohl: verbinden, kooperieren, gemeinsam wachsen. Schon das Kuratorinnenteam ist ein gutes Beispiel dafür, wie hier verschiedene Bereiche des riesa efau zusammengefunden haben: Kunstprojektekoordinatorin Denise Ackermann und Anke Dietrich, Leiterin der Dresdner Sommerakademie, haben die Ausstellung gemeinsam entwickelt und dabei einige Künstler:innenteams gleich doppelt eingebunden.
Erst anschauen, dann selber machen
Das Bremer Künstlerinnenkollektiv D.O.C.H. etwa zeigt in seiner Installation „Im Wesen der Dinge“ Zeichnungen und Risografien, die sich mit Erinnerung und dem Entdecken von Liebe im Vergangenen beschäftigen. Zwei Mitglieder, Julia Dambuk und Carolin Klapp, geben im Rahmen der Dresdner Sommerakademie (27.7. bis 9.8.2025) zudem Risografie-Kurse – eine gute Gelegenheit für alle, die selbst kreativ werden wollen.
Auch das Kollektiv onlinetheater.live ist vertreten: Ihre Videoarbeit MYKE nimmt das Social-Media-Phänomen von „Männer-Coaches“, „Alpha Males“ und anderen antifeministischen Content Creators kritisch unter die Lupe – und dreht es künstlerisch um. Grundlage war ein TikTok-Experiment, bei dem das Kollektiv mit eigenen Videos in diese Männerbubbles vorgedrungen ist. Die Arbeit wirft nebenbei Fragen zur Radikalisierung im Netz auf und fragt, warum Social Media als Bühne von Theaterschaffenden noch so wenig genutzt wird. Wer tiefer einsteigen will: Luzia Oppermann vom Kollektiv bietet im Rahmen der Sommerakademie einen Workshop zu „Performance und Deradikalisierung auf social media“ an. Für alle genannten Kurse gibt es übrigens noch Restplätze.
Austausch für Fortschritt
Insgesamt präsentieren sich in IN_LIEBE zehn Künstlerduos und -teams auf einer bewusst reduzierten Ausstellungsfläche – was mehr Raum für Begegnung und Community schafft. Jeden Freitag zwischen 14 und 19 Uhr lädt das „Kunstplauschen“ dazu ein, bei Kaffee oder Tee locker über Kunst und alles andere zu reden. Ein entspannter Treffpunkt, nicht nur für Kunstnerds.
Die Entscheidung, ausschließlich Duos und Kollektive einzuladen, war übrigens kein Zufall: „Wir wollten die Kraft der Verbundenheit im Schaffen betrachten“, sagt Kuratorin Denise Ackermann. Gerade Gruppen hätten in der Kunstgeschichte oft gesellschaftliche Veränderungen angestoßen und den Kunstbegriff erweitert. Die Ausstellung greift diesen interdisziplinären Ansatz bewusst auf.
Wenn die Verbindung fehlt
Bei den Videoarbeiten sticht besonders die des Dresdner Duos Lucas Oertel und Heinz Schmöller heraus: Als „Praxis für alternative Handlungen“ zeigen sie in „Im Vollzug“ künstlerische Arbeiten von Inhaftierten und machen deutlich, dass Gefängnisse auch Orte des Liebesentzugs sind.
Im Zentrum der Ausstellung steht die monumentale Installation „Die Kümmernden“ von Deborah Geppert und Felix Ermacora. Ihr Thema: die oft widersprüchliche Beziehung zwischen Mensch und Natur. Passend dazu haben sie die Brennnessel gewählt – ein Gewächs, das meist unterschätzt oder sogar verachtet wird. Bis zu zwei Meter hohe, vertrocknete Stängel bilden einen Bogen, der zusammen mit anderen Elementen der Installation eine gesichtsähnliche Form ergibt – ein eigenwilliger Hybrid aus Natur und Technik.
Gemischte Signale
Für alle, die sich für digitale Kunst interessieren, dürfte „Mixed Signals“ vom Berliner Kollektiv kennedy+swan spannend sein: Eine Serie von Aquarellen kann per App gescannt und via Augmented Reality zum Leben erweckt werden. Die Verbindung von Analogem und Digitalem soll die Besucher:innen dazu anregen, den nicht-menschlichen Wesen zuzuhören und mit ihnen zu kommunizieren – ein kreativer Gegenentwurf zum üblichen Technik-Hype.
Nicht jede Arbeit trifft das Ziel, Liebe als Haltung und Wertschätzung, Solidarität und Reparatur ins Zentrum zu stellen, aber insgesamt bietet die Ausstellung ein spannendes Kaleidoskop zeitgenössischer Kunst – und viel Raum für Austausch und neue Perspektiven.
Die Ausstellung IN_LIEBE läuft noch bis 6. Juli, Mittwoch bis Freitag von 15 bis 19 Uhr, Samstag/Sonntag 14 bis 18 Uhr in der Motorenhalle des riesa efau (Wachsbleichstraße 4a). Eintritt ab 3,50 Euro, Freitag frei.
Text & Fotos: Susanne Magister