Die „dumme Sau“ malt jetzt auch noch

An diesem Donnerstagabend drängen sich die Menschen auf der Rähnitzgasse, Ecke Heinrichstraße. Auf der einen Seite ein Bierstand, auf der anderen badische Weine. Und dazwischen die Galerie Holger John. Der Galerist hat zur Vernissage geladen. Sein Gast ist niemand Geringeres als Comedian Max Giermann. Wobei diese Berufsbezeichnung dem Tausendsassa aus Freiburg im Breisgau nicht gerecht wird. Der ausgebildete Schauspieler arbeitet auch als Theaterregisseur, Cartoonist, vermarktet ebenjene badischen Weine und malt auch noch.

Großes Gedränge vor der Galerie Holger John.
Großes Gedränge vor der Galerie Holger John.
Holger John kündigt seine Gäst:innen an: neben Giermann die Dresdner Band Christoball Soulpower Trio, das Jimmy Dale Surf Trio aus den USA sowie Laudatorin Astrid von Friesen.
Bad in der Menge

Nach Ulm sind nun zum zweiten Mal seine Werke in einer großen Einzelausstellung zu sehen – vorzugsweise Acryl auf Leinwand, aber auch Drucke, die mitunter an die popartigen Bilder von Andy Warhol erinnern. Hier stechen Auseinandersetzungen mit seinem Alter Ego Klaus Kinski hervor, dessen Parodie ihn wohl besonders berühmt gemacht hat und auch namensgebend für die aktuelle Ausstellung war: „Dann mal doch, du dumme Sau!“ Kein Wunder, dass manch Besucher:in eine parodistische Einlage fordert. Der Künstler wird an diesem Abend belagert, doch freudig steht er für Fragen und gemeinsame Fotos bereit.

Fragmente einer Persönlichkeit

In den Ausstellungsräumen der Galerie drängt sich derweil die Besucherschaft. Vor Werken, die manchmal in ihrer Fragmentierung an die Menschenbildnisse von Picasso oder auch Georges Braque erinnern und dann doch wieder eine ganz eigene Handschrift tragen. Giermann ist Autodidakt, auch wenn er in einem künstlerischen Haushalt aufgewachsen ist. Seine früheren Karikaturen und Drucke weisen noch eine starke Figürlichkeit auf, doch nach und nach wendet er sich von der natürlichen Darstellung ab. Verwerfungen tauchen in seinen Figuren auf, wobei sich der Künstler auch malerisch an den „Opfern“ seiner Parodien abzuarbeiten scheint und dabei in die eigene Seele schaut. Nicht umsonst heißt eine der Leinwände „Selbstportrait (oder ist das Stefan Raab?)“.

„Kinski“
„Deutsche Maler amputiert“
„Die Badenden“
„Adam und Eva“

Auffallend ist die Auseinandersetzung mit dem Wesen Frau, das sich oft barbusig windet oder gar seines Gesichtes beraubt ist. Aber auch Kunstzitate sind augenfällig und politische Diskurse lassen sich mehrfach herauslesen. Giermann ist eben nicht nur der lustige Mensch, sondern eine vielfältige Persönlichkeit. Deswegen stellt er am Sonntag (15.6., 15 bis 18 Uhr) in der Elbzentrale auch seine badischen Weine vor. Seine Kunstwerke sind bis zum 10. August dienstags bis sonntags jeweils von 14 bis 19 Uhr in der Galerie Holger John zu sehen.

Text: Nadine Faust

Fotos: Amac Garbe

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