„Unwillkürlich tritt Düsterkeit in die Seele“, steht am Eingang der Dresdner Malerei-Ausstellung zum 250. Jubeljahr von Caspar David Friedrich. Der Künstler der Romantik hatte das einst an den russischen Dichter Wassili Andrejewitsch Schukowski geschrieben, nachdem er eine Woche im Uttewalder Grund verbracht und dabei keine Menschenseele getroffen hatte. Und damit ist auch die heutige Faszination für Friedrich schon umschrieben. Naturromantik trifft auf düstere Schwere.
Zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen waren das ganze Jahr über vor allem im Norden Deutschlands besuchbar – wenn denn Karten zu bekommen waren. Greifswald, Hamburg, Berlin, Dresden: Von der Geburts- in die Stadt an der Elbe, in der er mehr als 40 Jahre lang lebte und arbeitete. Nicht wenige tingelten von der einen zur anderen Ausstellung. In Dresden sei die beste zu sehen, raunte man sich – natürlich hierselbst – zu. Dabei waren die Ansätze verschiedene und die Ausstellungen ergänz(t)en sich. Wer sich noch gar kein Bild gemacht hat, dem sei Eile geboten.
Dresden als Start- und Endpunkt
„Caspar David Friedrich. Wo alles begann“ heißt das Ausstellungsduo der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), das sich dem (frühen) Zeichner und (späteren) Maler Friedrich widmet. Der Zeichner Friedrich im Kupferstichkabinett ist leider nicht mehr zu sehen, der Maler ist noch bis zum 5. Januar im Albertinum zu besichtigen. Die Onlinekarten dafür sind zwar ausgebucht, aber vielleicht habt Ihr an der Tageskasse Glück oder nutzt das digitale Angebot.
Die Kurator:innen setzen Friedrich dabei erst einmal in den Kontext seiner Zeitgenoss:innen. Eine Wand voller Gemälde zeigt, was Caspar David Friedrich damals bei den regelmäßigen Ausstellungen der Kunstakademie sah, wobei er die enge Hängung kritisierte. Der Wand gegenüber werden seine Gemälde und ein Teil seiner Zeichnungen in verschiedenen Kategorien analysiert – sei es die Politik, die Religion, seine Darstellung von Bäumen oder der effektvolle Einsatz von Farben. Abgerundet wird die Schau durch eine kunsttechnologische Analyse seiner Werke.
Friedrich abseits der großen Sonderausstellungen
Wer nicht mehr in den Genuss der Ausstellung kommt, kann sich Friedrich bis zum 2. Februar über das Geld seiner Zeit annähern. Das Münzkabinett hat im Residenzschloss eine kleine Sonderschau zusammengestellt, die die Umbrüche zu Beginn des 19. Jahrhunderts anhand von Hartgeld und Scheinen illustriert. Und man erfährt, inwieweit Friedrich von seiner Kunst leben konnte. Nach seinem Tod jedenfalls sorgte der eingangs erwähnte Dichter Wassili Andrejewitsch Schukowski dafür, dass Friedrichs Witwe über die Runden kam.
Im Kügelgenhaus sind bis zum 16. März zudem Dresdner Malerinnen der Romantik zu sehen. Oder man nähert sich Friedrich und seiner Zeit über einen Stadtrundgang bzw. bei einem Besuch in der Sächsischen Schweiz an. Passend dazu ist unlängst sogar ein Wanderführer erschienen, während die großen Ausstellungen der SKD in einem umfassenden Katalog nachempfunden werden können. Und dann kann man sich ganz praktisch auf die Suche nach der Aussicht des „Wanderer über dem Nebelmeer“ machen.
Text: Nadine Faust
Fotos: Amac Garbe