Clubtest: Bärenzwinger

Etwas abseits vom Schuss und gleichzeitig zentral liegt der Studierendenclub Bärenzwinger. Abseits, weil sich die Institution nicht in einem Wohnheim befindet, wie die meisten Studierendenclubs Dresdens. Stattdessen residiert er in den Gemäuern der Stadtbefestigung nahe der Brühlschen Terrasse in der Innenstadt. Diese wurden zwischen 1519 und 1521 unter Festungsbaumeister Caspar Vogt von Wierand errichtet. Und dennoch so zentral, dass er mit der Bahn und einem kurzen Fußweg gut erreichbar ist.

Erst die Schaufel, dann das Vergnügen

Die Geschichte des Clubs reicht bis in die 60er Jahre zurück, als Studierende der Architektur einen Ort für Zusammenkünfte suchten. Im Rahmen von viel unentgeltlicher Arbeit wurden die alten Gemäuer beräumt und ausgebaut und der Club 1968 eröffnet. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten Gäste. „Hier kommen ganz oft Rentner vorbei und schwärmen, wie sie damals den Bärenzwinger ausgebuddelt haben“, erklärt Joe Stottmeister, der bis Oktober 2023 im Vorstand des Vereins tätig war. „Wenn wir große Veranstaltungen haben wie den Bockbieranstich oder den 1. Mai, dann gibt es hier den Altherrenstand und die zapfen und freuen sich, mal wieder hier zu sein.“

Die junge Zielgruppe zu erreichen, ist für den Club jedoch nicht immer einfach. Joe Stottmeister erläutert: „Was wir weniger machen, sind Barabende, das ist bei anderen Studierendenclubs prägnanter. Aber diese haben eine direkte Anlaufstelle, die Wohnheime oder die Campusnähe. Um zu uns zu kommen, müssen sich die Leute in Bewegung setzen und wenn sie einmal in Bewegung sind, dann gehen sie meistens in die Neustadt.“ Was jedoch gut läuft, sind spezielle Events wie der Bockbieranstich oder die Halloweenparty. Joe Stottmeister lacht und erzählt: „Das geht 21 Uhr los und spätestens 23 Uhr ist Einlassstopp. Und dann stehen wir mit einem Zettel mit Ausweich-Veranstaltungen da.“

Der Veranstaltungsplan

Der Jahreskalender des Bärenzwingers setzt sich zusammen aus eigenen Events und Fremdeinmietungen. Man kann den Club für Hochzeiten mieten, der Vorentscheid für den Nachwuchswettbewerb der Humorzone zog viele Leute an und auch eine Comedy Open Mic hat sich etabliert. Außerdem finden im Bärenzwinger Konzerte statt.

Zudem wird der Club seit 2004 für das Sommertheater von Peter Förster genutzt. Dabei werden historische Stoffe amüsant aufgearbeitet. Der Dresdner Theatermacher übernimmt den künstlerischen Aspekt, der Club stellt die Technik und betreut die Bar. Dieses Jahr geht es am 18. Juli los.

Doch wie bei anderen studentischen Gruppen ist die Fluktuation ein Problem: „Es ist natürlich schwer, Eventreihen langfristig aufzubauen, mit den vielen Studierenden, die nur ein bis zwei Jahre hier sind“, berichtet Joe Stottmeister.

Finanzierung

Die meisten Studierendenclubs mieten ihre Räumlichkeiten vom Studentenwerk, beim Bärenzwinger ist das anders. Es gibt einen Verein, der über einen Erbpachtvertrag Miete an das Schlösserland Sachsen zahlt. Der Verein ist gemeinnützig und soll u. a. der Förderung der Kultur dienen und ist für Konzerte und Discos verantwortlich. Um jedoch die Kosten für die Räume, Personal sowie Wasser und Strom zu decken, gibt es die Bärenzwinger Service GmbH, deren 100-iger Gesellschafter der Verein ist. Über die Gesellschaft werden die Gemäuer u. a. für private Veranstaltungen und Partys der Fachschaftsräte genutzt. Für manche Events wird eine Förderung beim Studentenwerk beantragt. Auch einen Förderverein gibt es.

Die GmbH stellt offiziell auch das Barpersonal, sodass man hinter dem Tresen keine Ehrenamtlichen findet, sondern bezahlte Mitarbeitende. Die Cocktailkarte ist dabei überschaubar, denn: „Wir sind traditionell immer eine Bierbar gewesen“, stellt Joe Stottmeister fest.

Herzlich und einsatzbereit

Die Stimmung im Verein ist gut. Circa 30 Mitglieder sind aktiv und treffen sich auch außerhalb von Veranstaltungen. „Das ist wie unser zweites Wohnzimmer“, beschreibt es Joe Stottmeister. „Wir haben vor einem halben Jahr angefangen, alle Disney-Filme durchzugucken.“ Während der Corona-Zeit war der Club außerdem ein guter Ort, um aus seiner Wohnung herauszukommen und an einem anderen Ort zu lernen.

Neue Mitglieder werden gesucht und gern genommen. Sie kümmern sich u. a. um Technik, Garderobe und den Einlass.

Übersicht

Online-Infos: Neben der Website, deren Veranstaltungslinks sich nicht kopieren, aber auf Social Media teilen lassen, gibt es eine ziemlich aktive Instagram-Seite und eine weniger aktive Facebook-Seite.

Lage: Am Brühlschen Garten 1 an der Brühlschen Terrasse bzw. hinter der Synagoge gelegen. Etwas versteckt, aber von der Haltestelle „Synagoge“ (Linien 3 und 7) innerhalb von zwei Minuten Fußweg erreichbar.

Publikum: Abhängig von der Veranstaltung. Von Jung bis Alt ist alles vertreten. An wöchentlichen Barabenden (BÄRgfest) und zu Konzerten eher jung, bei Traditionsveranstaltungen auch älter.

Kulturangebot: Wöchentlicher Barabend, Sommertheater, Konzerte von Rock bis K-Pop, Comedy Open Mic, Ende des Jahres der Weihnachtsmannsackhüpfstaffelmarathon.

Getränke und Preise: Wasser 1,50 Euro, Bionade 3 Euro, Wein 4,50 Euro, Bier 4 Euro. Longdrinks ab 4 Euro. Übersichtliche Cocktail- und Longdrink-Karte, aber ein paar besondere Getränke, wechselnd.

Atmosphäre: Im großen Vorraum sind noch die alten Gemäuer zu erkennen, dort kann es auch mal kühl und etwas laut werden. Dahinter der verglaste Bereich, unterteilt in Bar und Veranstaltungsraum, der Übergang ist etwas eng. Insgesamt optisch wunderschön und offen, bei vielen Menschen kann es jedoch unruhig werden.

Text: Vivian Herzog

Zum Foto: Marian Mirau und Miriam Meyer im Studentenclub Bärenzwinger

Foto: Amac Garbe

Der Text wurde am 16.06.2024 korrigiert.

2 Gedanken zu “Clubtest: Bärenzwinger

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert