„Du wolltest immer das letzte Mädchen sein. Du hast immer geglaubt, dass du einen Horrorfilm überleben könntest, dass du schlauer, schneller, besser als alle anderen wärst. Also beweis es!“
Christina Henrys neuer Roman, der im März 2024 auf Deutsch erschienen ist, liest sich wie ein Horrorfilm. In drei Geschichten innerhalb des Buches werden Klischees des Horrors für drei Frauen zur Realität.
„Warum kann ich mich nicht erinnern?“
Celia wacht in einem fremden Haus, mit einem fremden Mann und einer ihr fremden Tochter auf. Hatte sie einen Unfall? Einen Blackout? Warum kann sie sich nicht daran erinnern, eine Familie gegründet zu haben und Restaurantbesitzerin zu sein? Alles scheint absurd konstruiert zu sein, auch der Hass ihrer Nachbarin auf sie. Doch Celia spielt mit, tut so, als würde sie dieses fremde Leben kennen, und bemüht sich herauszufinden, wo sie gelandet ist. Schnell wird ihr klar, dass sie keinem vertrauen kann. Ihr Restaurant ist verwanzt und irgendjemand aus diesem fremden Dorf möchte ihr einen Mord anhängen. Die Lage könnte für die junge Frau nicht verzwickter sein.
„Ein Spiel. Wir sind in einer Art Spiel, einem Überlebensspiel.“
Den Geburtstag mit Freunden am Wasser verbringen? Klingt doch wunderbar. Doch statt einen Roadtrip ins Paradies zu machen, wacht Allie neben ihren Freunden im Auto auf und findet sich in einem Wald wieder. Alle außer dem Fahrer sind während der Autofahrt eingeschlafen und haben dadurch keinen Orientierungssinn. Allie ärgert sich über ihre vermeintlichen Freunde, die ihren Geburtstag versauen, und die Holzhütte erinnert sie an Horrorfilme. Erst verschwindet der Fahrer. Und es dauert nicht lang, dann ist der Erste tot. Nach einer schlaflosen und nervenaufreibenden Nacht ist Allie plötzlich allein.
„Frauen sind dazu da, gesehen und nicht gehört zu werden.“
Zehn Frauen, zusammengepfercht und erpresst mit Geiseln – ihre Töchter, Eltern und engsten Freunde –, stehen vor einem Labyrinth. Fremde Männer, voller Hass auf alle Frauen, nötigen sie zu einem Spiel, bei dem nur eine ihr Leben gewinnen kann. Maggie versucht, taktisch klug an diese angsteinflößende Situation heranzugehen. Doch die Hindernisse im Labyrinth zwingen die Frauen, an ihre moralischen und körperlichen Grenzen zu gehen. Die Männer haben den Tod von Anfang an mit eingeplant.
Doch sie rennen und kämpfen, bis die letzten drei Überlebenden vor dem letzten Hindernis stehen. Sie gehen durch eine Tür in der weißen Wand und die Frauen aus den vermeintlich unabhängigen Geschichten treffen aufeinander. Wo zur Hölle sind sie hier gelandet?
„Die Leute sind nie das, was man von außen sieht. Es gibt immer ein geheimes Herz mit einer Festung drumherum, ein Versteck für ihr kleinstes, wahrstes Selbst, den Teil, den sie anderen nie zeigen.“
Christina Henry, geboren in New York/USA, bekannt durch ihre Neuerzählungen von Klassikern und Märchen, wurde schon mehrfach für den Goodreads Choice Award nominiert und ist erfolgreiche Bestsellerautorin. Ihr neuer Roman „Böse Mädchen sterben nicht“, im Original „Good Girls Don‘t Die“, offenbart Geschichten, in denen Frauen genötigt werden, etwas zu tun, was Männer wollen. Frauen müssen sich den Platz in einer für und von Männern gemachten Welt suchen und sich die Legitimation, bleiben zu können, erarbeiten.
Henrys neues Buch ist verdammt spannend und unfassbar unterhaltend. Es ist ein Roman, in den man abtaucht, und der Lesende wird komplett von der Umgebung abgelenkt. Gleichzeitig hat die Fantasyautorin ein grandioses Werk geschaffen, das Feminismus und die Kunst, Geschichten zu erzählen, vereint.
Text: Alexandra Caspar
Foto: Amac Garbe