Licht am Weg

Geht man nachts über die Albertbrücke, dann sieht man in der Ferne den hellen Streifen der Waldschlösschenbrücke, manchmal auch das warme Leuchten des Johannstädter Fährgartens. Und dazwischen nichts. Absolute Dunkelheit, nur unterbrochen von Fahrer:innen, die über den Elberadweg rollen. Ob Sommer oder Winter, 23 Uhr am Abend oder sechs Uhr morgens: Es bleibt duster. Und das ist ein Problem.

Mehr als sechs Brücken

Der Elberadweg zwischen Pieschen und Laubegast wird zu früher und später Stunde von vielen Menschen genutzt. Manche fahren auf ihm zur Arbeit, was manchmal schneller und stressfreier ist, weil sie nicht an Ampeln warten müssen und von den Autoabgasen verschont bleiben. Jogger:innen und andere Freizeitsportler:innen drehen dort ihre Runden. Spaziergänger:innen genießen das Leuchten der Elbschlösser. Und Nachtschwärmer:innen lassen zwischen Brauhaus am Waldschlösschen, Fährgarten, Citybeach und Ballhaus Watzke den Abend ausklingen.

Verkehrsaspekte

Die Elbauen sind also Erholungs- und Freizeitzone, aber auch eine wichtige Verkehrsader. Umso trauriger, dass es dort so dunkel ist. Wenn nicht gerade der Mond scheint oder die Wiesen verschneit sind, liefern nur die umliegenden Straßen etwas Licht. Und die Radfahrer:innen natürlich. In der öffentlichen Diskussion ist das oft ein Argument: Die Pedalritter:innen erhellen den Weg. Allerdings ist das Licht nicht konstant, denn es herrscht kein steter Strom. Außerdem blendet es. Fußgänger:innen und Jogger:innen übersieht man dagegen leicht. Manchmal hört man nur am angestrengten Atem, dass sich ein lebendes Objekt nähert.

Wirklich knallen tut es selten. Auch wenn sich Nutzer:innen des Weges manchmal Flüche um die Ohren knallen. Eine Unfallstatistik zum Radweg findet sich nicht, aber auf der Liste der Unfallschwerpunkte ist er weit weg vom Geschehen. Manchmal kommen sich Verkehrsteilnehmer:innen an den Zufahrten an Brücken usw. zu nahe, aber das hat mit dem Weg wenig zu tun.

Die Beleuchtung würde also, eher subjektiv, Konflikte entschärfen und die Gefahr reduzieren. Außerdem würde sie allen Verkehrsteilnehmer:innen ein sicheres Gefühl geben. In dunklen Ecken hat man immer ein mulmiges Gefühl.

Lichtverschmutzung und Geldverschwendung

Allerdings stellt sich die Frage, ob Dresden noch mehr Licht braucht. Dabei geht es weniger darum, dass man gut Sterne angucken kann, sondern dass das Licht Tiere und Pflanzen in ihren Rhythmen stört. Auch Menschen können sich belästigt fühlen.

Außerdem kostet Beleuchtung Geld. Bei der Sitzung des Stadtbezirksbeirats Neustadt Ende August wurden ca. vier Millionen Euro als Kosten genannt. Mit so viel Geld kann man andere Dinge tun, auch im Bereich Infrastruktur.

Was die Politik tut

Die FDP bereitete im Mai einen Antrag für den Stadtrat vor, über den nun in verschiedenen Gremien beraten wird. Ziel der Partei war es, den Weg als einen Verkehrsort herauszustellen, auf der bereits tagsüber viele gefährliche Situationen entstehen. Außerdem seien Fahrradlampen zu schwach und Räder zu schnell, um gleichmäßig zu beleuchten. Im Gegensatz zu Straßenlaternen mit speziellen Linsen, deren Lichtpunktabstände 50 bis 60 Meter Entfernung betragen können. Mithilfe von Solartechnik und Dimmung könnten die Auswirkungen auf die Umwelt reduziert werden. Außerdem soll bis 2024 ein Investitionsplan erstellt werden.

Die Ergebnisse: Von sieben Stadtbezirksbeiräten, die bisher darüber beraten haben, haben drei positive Beschlüsse gefasst. Blasewitz, Leuben und Pieschen haben Zustimmung signalisiert, Altstadt, Loschwitz, Cotta und Neustadt Ablehnung. Manchmal mit großer Mehrheit, manchmal mit einer hohen Anzahl Enthaltungen. In den nächsten Wochen stehen noch der Ortschaftsrat Cossebaude sowie die Beiräte für Senior:innen und für Menschen mit Behinderungen und schließlich die Ausschüsse für Finanzen und Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften auf dem Plan.

Meinungen und ein Plädoyer

In der öffentlichen Diskussion wird das Thema verschieden aufgenommen, so mein Eindruck. Für manche Menschen ist das ein wichtiges Thema und die Beleuchtung sinnvoll, andere halten es für vernachlässigbar. Besonders die Lichtverschmutzung und der finanzielle Aspekt werden oft besprochen. Und die Frage, warum man „nachts“ auf den Elberadweg gehen sollte.

Ja, Dresden hat wichtigere Probleme als noch mehr Licht am Radweg. Z. B. die Frage, ob das „Naddl&Ronny“-Graffito an der Carolabrücke ein Kulturgut ist oder ob auf dem Postplatz ein lauter Weihnachtsmarkt mit Disco-Musik oder ein finnisches Zelt mit Lachshappen stehen soll. Aber: Im Winter bricht die Nacht früh herein, regelmäßiger Sport macht an der frischen Luft Spaß und tiefsinnige Gespräche führe ich gern mit romantischer Hintergrundbeleuchtung.

Aus meiner Sicht ist es unheimlich und gefährlich, wenn ich Fußgänger:innen nicht erkennen kann oder Angst haben muss, dass mich ein:e Radfahrer:in übersieht. Und für die Pendler:innen, die den Weg morgens und abends nutzen, wäre mehr Licht gut. Daher wäre es schön, wenn man einen Kompromiss aus Sicherheit, Umweltaspekten und Kosten findet.

Text: Vivian Herzog

Foto: Amac Garbe

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert