Warum ist diese Wahl besonders wichtig? Campusrauschen hat mit dem Wahlleiter Jan-Malte Jacobsen und dem stellvertretenden Wahlleiter Cao Son Ta gesprochen und einige interessante Details zur diesjährigen Wahl erfahren.
Von Dienstag (26.11.) bis Donnerstag (28.11.) finden die Uniwahlen an der TU Dresden statt, in der Ihr Studierenden Eure Stimme geben könnt. An dem Stand Eurer Fachschaft könnt Ihr Eure Stimme für alle Ämter abgeben. Eine interaktive Karte auf der Wahlseite des Studierendenrates weist Euch den Weg zu Eurem Wahlstand und zeigt an, zu welchen Zeiten dieser geöffnet ist. Des Weiteren wird auf dieser Seite erklärt, welche Funktionen die Gremien – Fachschaftsrat, Fakultätsrat, Bereichsrat, Senat, erweiterter Senat und Gleichstellungsbeauftragte – innehaben, für die Ihr Vertreterinnen und Vertreter wählt. Aus den Fachschaften werden dann Personen in den Studierendenrat entsendet.
Malte und Cao gehören zu diesem StuRa und sind, zusammen mit anderen studentischen Mitgliedern des Wahlausschusses, für die Durchführung und Organisation der Wahl zuständig. Die Möglichkeit, zu partizipieren und Dinge zu bewegen, sollte die Studierenden an die Wahlurne bewegen, sagt Malte. Er erklärt, dass sie gegenüber der Universitätsleitung oder ähnlichem leichter argumentieren und die Notwendigkeit bestimmter Wünsche besser herausstellen können, wenn sie als gewählte studentische Vertretung eine große Zahl an Wählern und Wählerinnen hinter sich stehen haben. Wenn die Wahlbeteiligung unter 10 Prozent liegt, kann in Diskussionen jedoch leicht die Frage aufkommen, auf welcher Legitimationsbasis die Forderung einer gewählten Person ist. Besonders an dieser Wahl ist, dass auch der erweiterte Senat gewählt wird, der im nächsten Jahr über einen neuen Rektor abstimmen muss, denn die Amtszeit von Prof. Hans Müller-Steinhagen endet im Sommer 2020, erläutert Cao.
Bei einer Wahlbeteiligung von durchschnittlich 25 Prozent ist klar, dass Spielraum nach oben ist, erklärt Malte. Dennoch sieht er nicht, dass die TU Dresden ein besonders negatives Beispiel ist, denn es gibt Universitäten, bei denen die Partizipation wesentlich schlechter ist. Dass die Wahlbeteiligung bei den einzelnen Fachschaften so unterschiedlich ist, sieht er auch in der Erreichbarkeit der Studierenden begründet. So finden die Lehrveranstaltungen der Verkehrswissenschaftler hauptsächlich im Potthoff-Bau statt, sodass es hier leichter ist, die potenziellen Wähler anzusprechen, wenn der Wahlstand in diesem Gebäude aufgestellt ist. Schwieriger ist es beispielsweise bei den Lehramtsstudierenden, die zwischen den Gebäuden ihrer Fächer und den Erziehungswissenschaften umherlaufen.
Hinzu kommt, dass die Wahl dieses Jahr von außerordentlichen Umständen beeinflusst werden könnte, denn sie teilt sich die Aufmerksamkeit mit dem globalen Klimastreik, der ebenfalls in der Woche vom 25. November stattfinden soll. Auch Studierende in Deutschland möchten in diesem Zeitraum streiken. Malte äußert Bedenken, dass die Wahl durch eine Aktion im Rahmen der Rebellion gegen die Klimakrise erschwert werden könnte. Er erklärt, dass ein sogenanntes Streikcafé errichtet werden soll: im Audimax des Hörsaalzentrums (HSZ). Dafür soll der Hörsaal in ebenjener Woche unter dem Motto #HSZfürsKlima besetzt werden. Da im Gebäude wie jedes Jahr fünf Wahlstände platziert werden, würde ein Ausfall der Audimax-Lehrveranstaltungen zur Folge haben, dass wesentlich weniger Studierende in dieser Woche das Gebäude besuchen und wählen gehen. Dennoch sieht der Wahlleiter den Klimastreik in dieser Zeit positiv: „Wir hoffen natürlich, dass den Studierenden durch die Climate Week die Bedeutung von politischer Beteiligung besonders bewusst wird.“ Er konstatiert, dass ebenjenes politisches Engagement auch zur Teilhabe an den Uniwahlen führen sollte.
Malte macht klar, dass das den Studierenden zugutekommt. Das Metaziel, sagt er, ist schließlich, die Studienbedingungen fortwährend zu verbessern. Das betrifft nicht nur die stetige Optimierung der Lehre, der Studienordnung und der sozialen Bedingungen, sondern auch die Campusgestaltung. Das frische Gras auf der Wiese hinter dem Hörsaalzentrum geht beispielsweise auf den StuRa zurück, sagt er. Natürlich sind auch sämtliche Partys, Veranstaltungen und das Semesterticket der Initiative der Studierendenvertretung zu verdanken. Sie finanziert auch die Uniwahlen mit Hilfe des Geldes, das ihnen durch die Semesterbeiträge aller Studierender bereitsteht. Der stellvertretende Wahlleiter Cao erklärt, dass die Wahl dieses Jahr 1.596,15 Euro für Materialien wie Druck und Papier der Wahlzettel plus zirka 3.000 Euro für die Wahlaufrufe, die als Plakate, Fähnchen oder ähnliches in Erscheinung treten, kostet. Für die gesamte Organisation stehen Wahlausschuss und StuRa mehrfach in der Woche in engem Kontakt mit zwei Mitarbeiterinnen des Rektorats, um sich über Planung und Organisation der Wahl auszutauschen.
Eine besonders anstrengende Tätigkeit ist die Auszählung der Stimmen, erzählen Cao und Malte. Je nach Fachschaft wird das ab 17 oder 18 Uhr am Donnerstag gemacht. Die beiden erinnern sich an Wahlen, bei denen bis 6 Uhr früh, in einem Fall sogar 8 Uhr des Freitagmorgens ausgezählt wurde. Dafür werden alle Mitglieder des Wahlausschusses sowie Wahlhelfer und Wahlhelferinnen gebraucht, eine schichtweise Ablösung geht demnach nicht. „Hilfe wird immer benötigt. Vor der Wahl und nach der Wahl“, sagt Malte. Eine wichtige Botschaft ist nicht nur die klassische Aufforderung wählen zu gehen, sondern auch ein Statement von Cao: „Auch die Studierenden, die sich zur Wahl aufstellen lassen, aber vielleicht nicht für ein Amt gewählt werden, sollten wissen: So ein Amt ist zwar nice to have, aber kein Muss. Partizipation funktioniert trotzdem. Bleibt trotzdem dabei, organisiert, diskutiert und helft in Eurem Fachschaftsrat!“
Update und Korrektur vom 23.11.: Laut aktueller Pressemitteilung der TU Dresden hat die Uni #HSZfürsKlima Foyer und Vorplatz des Potthoff-Baus zur Nutzung vorgeschlagen. #HSZfürsKlima hat daraufhin einen Offenen Brief an die Uni verfasst. Auf jeden Fall ist die Public Climate School von Students for Future Dresden u. a. im Hörsaalzentrum zu Gast.
Text: Emilie Herrmann
Foto: Amac Garbe
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