Das ist ein Text vom Scheitern. Vom gescheiterten Versuch, eine Kolumne zu schreiben.
Eigentlich sollte das ein Text über soziale Ängste werden. Gefühle, die bei Partys auftreten, auf denen man nur den Gastgeber kennt. Oder wenn man in der Vorlesung aufgerufen wird und Angst hat, das Falsche zu sagen. Wenn man sich nicht traut, eine Verabredung abzusagen, weil man befürchtet, der (gute!) Freund würde einem die Freundschaft kündigen. Ich wollte, dass Ihr mit mir lacht, weil solche Situationen manchmal so doof sind, dass nur ein Lachen die Spannung abbaut. Ich wollte, dass wir uns tränenüberströmt die Hände reichen und wissen: Wir sind nicht allein.
Am Ende eines produktiven Nachmittags hatte ich einen tollen Text: relativ lang, flüssig lesbar und mit Metaphern, an denen sich Schüler im nächsten Deutsch-Abi die Zähne ausbeißen würden. Im Glanze meines bevorstehenden Ruhmes trank ich eine Tasse Biokaffee und lehnte mich zurück. Um festzustellen: Der Text sagt viel über mich. Aber was sagt er Euch?
Hochmut kommt vor dem Fall, sagt man und ich habe mich überschätzt. „Ich schreib’ Gedichte – mit Worten kann ich umgehen!“, dachte ich. Aber nicht jeder Maurer kann einen Holztisch bauen, nur, weil er ein Handwerker ist. „Ich könnte über etwas schreiben, das ich 20 Jahre lang in persönlichen Studien erforscht habe“, dachte ich. Aber ich habe übersehen, dass ich meine Ängste zu gut kenne, um sie mit Euren abzugleichen. Situationen, die für mich selbstverständlich eine Herausforderung sind, sind für Euch langweilig (Freundschaften). Situationen, die Euch Angst machen, machen mir Spaß (Prüfungen). Oft habe ich Vortragsredner dafür belächelt, dass sie das Publikum nicht mitreißen können. Als ich vor meinem Text sitze und merke, dass er nicht funktioniert, bin ich einer von ihnen.
Aufstehen, sich den Staub von den Hosen klopfen und weitermachen: Das ist schwer, wenn es regnet. Wenn man sich getroffen fühlt, weil man das, was man am besten kann, nicht kann. Wenn man an eine Grenze stößt und sie nicht sehen oder sogar überwinden kann. Wenn einem nicht mal ein Protest-Song einfällt.
Was mich motiviert hat, diesen Text zu schreiben, obwohl mir danach war, mich mit einer Tasse Kaffee vor den PC zu setzen und die Entwicklung der Röststoffe zu googeln, ist mein Wunsch, nicht nur Gedichte-Schreiberin zu sein, sondern Journalistin. Menschen etwas mitzuteilen. Obwohl ich ständig Angst habe zu scheitern, spreche ich weiter. Weil nach jeder Niederlage ein kleiner Erfolg hinzukommt – die Mauer, die ich überwunden habe.
Daher lautet das Fazit: Fallt hin und steht wieder auf! Seid Euch bewusst, wofür Ihr kämpft! Und macht Euch klar, dass auch andere an dieser Hürde erst mal gescheitert sind!
Text: Vivian Herzog
Foto: Amac Garbe
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