Noch bis 16. Juli laden Helmut Raeder und sein Team zum Schaubudensommer in und rund um die Scheune Dresden. Ein Einblick in Wort und Bild.
Es riecht nach Rindenmulch hinter der Scheune, erdig und nach Holz. Weiße Wesen schweben über dem Platz, dazwischen bunte Schirme zu Kugeln drapiert. Kopulierende Körper hängen über dem Festival-Club. Ringsherum stehen die Buden; Zelte und Container. Von Le Grand Rouge bis Le Grand Bleu, von The Big Hole bis zum Tollhaus. Die Recommandeure rufen herbei, das Spiel beginnt.
Doch bei Irmgard sind die Schlangen zu lang, heute keine roten Rosen, die regnen. Dafür zaubert Hieronymus mürrisch und lustlos gelbe Zitronen unter Becher und ein zartes Lächeln und Staunen auf die ersten Zuschauergesichter. Für Muttis Kinder heißt es dann auch ordentlich anstehen, der Saal ist voll. Dafür „zaubern“ die drei Kinder nur mit ihren Stimmen und einem Mikrofon nicht nur Lachen und Staunen auf die Gesichter der anderen, sondern auch eine Band und Tiere in den Saal.
Eine Rhabarberschorle zur Pause und wieder anstehen. Aina & Arias aus Spanien vertanzen den täglichen Beziehungswahnsinn. Kurz und prägnant. 20, maximal 30 Minuten sind manchmal schnell rum. Doch das macht den Zauber aus: Kurze Momente des Glücks, des Lachens, des Staunens oder Zauderns. Nicht jede Bude ist ein Treffer, aber die nächste ganz bestimmt. Auch die Recommandeure wandern umher. Manche nutzen ihre Sommersemesterferien in Zürich, um hier zu arbeiten. Andere die Elternzeit. Wieder andere kommen extra aus Berlin. Einige sind schon Jahre dabei, haben Studenten- und Nebenjobzeiten längst hinter sich gelassen, um sich hier trotzdem die Abende und Nächte um die Ohren zu schlagen.
Es ist ein Zauber, der jedes Jahr im Juli über der Neustadt liegt, der Anwohner und Zugereiste in den Bann zieht. Die Drehorgel wähnt man manchmal hinter der nächsten Ecke. Der Festival-Club nach Mitternacht sorgt für Ersatz. Und wer ein Kleinod der Kleinkunst verpasst hat, braucht sich nicht grämen: Nicht nur Großkaräter wie Herr Hatzius mit seiner Echse oder Lokalmatadorin Anna Mateur sorgen für einen wunderbaren zweiten Festivalteil. Denn Schaubudensommer heißt auch beim 20. Mal, sich überraschen zu lassen. Also hereinspaziert, es ist angerichtet!
Text: Nadine Faust
Fotos: Amac Garbe
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