Literaturtipp des Monats: Die Geschichten in uns

Der Bestsellerautor Benedict Wells ist zurück. Im Juli 2024 erschien sein neues Buch „Die Geschichten in uns“ beim Diogenes Verlag und er kletterte damit wieder schnurstracks auf die Bestsellerliste. Sein neues Werk ist kein klassischer Roman, vielmehr ein Wegweiser für und über das Schreiben. So ist Teil 1 im Buch persönlich und autobiografisch und bezieht sich viel auf Wells‘ Schreiblaufbahn , wohingegen Teil 2 viele Werkzeuge an die Hand gibt, wie ein Buch entstehen kann.

Sichtbarkeit und Selbstbewusstsein

Viele Menschen schreiben, sei es Tagebuch, Briefe, Postkarten oder To-do-Listen. In Teil 1 erzählt Benedict Wells von seinem eigenen Weg zum Schreiben und warum er trotz Rückschlägen und Niederlagen nicht damit aufgehört hat. „Das Schreiben half mir, einen Teil meines Selbst ins Sichtbare zu holen, der zuvor im Verborgenen lag.“

Aufgeschriebene Worte können einem die mutige und selbstbewusste Seite entlocken, andere Facetten zeigen, die man so von sich nicht kennt.

Der eigene Werkzeugkoffer

Benedict Wells macht schnell klar, dass jede Person ihr eigenes, individuelles Werkzeug an der Hand hat, um ein Buch zu schreiben. Es gibt ein paar gängige Methoden, wie das ausführliche Plotten oder einfach drauflosschreiben. Manche reisen extra in eine einsame Hütte im Wald, andere gehen in ein Café.

Will man selbst auch schreiben, sollte man laut Wells die eigene passende Methode herausfinden, statt der vom Lieblingsautor oder der -autor*in nachzueifern.

In 29 kurzen Kapiteln beschreibt er jene Werkzeuge, die ein Überarbeiten der eigenen Geschichte möglich machen. Dabei sind seine Textbeispiele aber nicht nur an seinen eigenen Werken angelehnt. Viele bekannte Autor*innen kommen in seinem Buch zu Wort, geben Tipps und plaudern förmlich aus eigenen Erfahrungen.

Der lange Atem

Es scheint, als wären die Idee für eine Geschichte, das Überarbeiten und die vielen Ablehnungen von Verlagen nicht die größten Probleme. Vielmehr ist es die Fähigkeit durchzuhalten, auch nach negativem Feedback weiterzumachen und die Geschichte bis zum Ende zu bringen.

Genau aus diesem Grund lässt sich das Buch auf viele weitere Themen beziehen. So ist es doch auch bei anderen Hobby-zum-Beruf-Tätigkeiten oder bestimmten Lebensbereichen wie dem Studieren so, dass man oft „einfach“ durchhalten muss. „Das Gute ist, dass sich Durchhaltevermögen und Disziplin trainieren lassen, und dabei helfen Rituale.“ Und weiter: „Denn der größte Feind, der zwischen einer ersten Idee und der später gut erzählten Geschichte steht, sind wir selbst. Unser Wunsch zu gefallen.“

Der Weg des Protagonisten

Benedict Wells, geboren 1984 in München, ist nicht nur wegen seiner guten Bücher ein gefeierter Autor, sondern auch wegen seiner Nahbarkeit als Mensch. „Die Geschichten in uns“ liefert tiefe Einblicke in seine Kindheit und die Zeit im Internat, das Erwachsenwerden beim Versuch, ein Manuskript zu Ende zu schreiben, und in die Umzüge nach Berlin, Barcelona und Zürich. Es ist letztendlich nicht nur ein Buch über das Schreiben, sondern auch über jene Wege, die das Leben uns manchmal bietet und wie wir sie beschreiten können.

Text: Alexandra Caspar

Foto: Amac Garbe

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