Es ist heiß Ende Juli in Dresden – was Rektor Prof. Oliver Kossack der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) auch nicht müde wird zu erwähnen bei seinen Ansprachen zur Jahresausstellung in der Pfotenhauerstraße, zum Sommerfest in der Güntzstraße und zur Diplomausstellung im Oktogon und angrenzenden Räumen. Doch das liegt nicht nur am Wetter, sondern vor allem an den Massen an Menschen, die sich an den verschiedenen Orten versammeln, um junge Kunst aus Dresden zu betrachten. Vor allem bei der alljährlichen Kostümschau in der Güntzstraße, bei der es nicht nur voll, sondern auch voller Liebe war.
Geschützte Räume vs. Stadtraum
Die verschiedenen Standorte der Hochschule wirken wie Safer Spaces im Dresdner Großstadtdschungel – das zeigt auch die Auszeichnung von Zhenya Efros mit dem DAAD-Preis für ausländische Studierende bei der Eröffnung des Ausstellungsreigens. Mit russisch-israelischer Herkunft und Bühnen- und Kostümbild studierend, setzt sich Efros künstlerisch „mit den traumatischen Erfahrungen und Bedrohungen durch Kriege, Flucht und den Alltag in Dresden“ auseinander. „Aufgrund der überragenden künstlerischen Qualität, seiner Impulse für Kommilitoninnen und Kommilitonen, seiner Arbeiten im öffentlichen Raum und seines ausgeprägten solidarischen Empfindens und Handelns“ wurde ihm der Preis zuerkannt, wie es in einer Presseinformation der Hochschule heißt. Dass derartiges Engagement notwendig ist, das offenbarte nicht nur die kleine Laudatio von Prof. Barbara Ehnes. Nicht umsonst hat die HfBK im Juni einen ersten Gleichstellungstag abgehalten.
Dass sich auch die Diplomand:innen mit den Themen ihrer Zeit beschäftigen, das ist grundsätzlich nicht neu, aber immer wieder anders. So präsentiert Freundeskreis-Preis-Gewinner Martin Bertelmann Videoloops von Windrädern auf rotierenden Monitoren und Vanessa Hähnel zeigt bei ihrem „Brottest“ Probleme wie Überproduktion und Lebensmittelverschwendung auf.
Große Formate in verschiedenen Medien
Technisch fällt eine gewisse Häufung großformatiger Videoinstallationen auf. Aber auch Malerei ist überproportional vertreten. So hat die zweite Freundeskreis-Preis-Gewinnerin Yesul Lee – die Doppelvergabe als ein Novum des Preises – großformatige Leinwände derart mit Farbverläufen gefüllt, dass man sich mal an die Farbflächen von Mark Rothko, mal an die Atmosphäre von William Turner erinnert fühlt.
Ihre und die anderen Werke des Diplomjahrgangs 2024 in der Bildenden Kunst sind noch bis zum 1. September im Oktogon und angrenzenden Räumen zu sehen, und zwar immer von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Einen ersten Eindruck bekommt Ihr hier in der Bildergalerie.
Text: Nadine Faust
Fotos: Amac Garbe