Bis zum 3. September sind die Abschlussarbeiten der Diplomand:innen der Bildenden Kunst der Hochschule für Bildende Künste Dresden noch im Oktogon und anschließenden Hochschulräumen zu sehen. Besucher:innen erwartet in diesem Jahr vor allem eine Vielzahl audiovisueller Werke.
Dass es in der Kunst um Wahrnehmung geht, das ist nichts Neues. Es ist sogar evident. Und doch ist es in diesem Diplomjahrgang besonders auffällig. Etwa in der Videoinstallation „Reflexion“ von Halyn Shin. 1987 in Südkorea geboren und vor zehn Jahren nach Deutschland gekommen, spielt sie mit der unterschiedlichen Bedeutung des Wortes Reflexion hier und in ihrem Heimatland. In einem Raum bricht sie ihre gut vier Minuten lange audiovisuelle Installation durch Spiegel und zahlreiche Folien, was die Wände in flackerndes Licht taucht. Die Wahrnehmungen sind äußerst individuell und sprunghaft.
Stumpfe Schreie in den Fluren
So ist es auch mit den Tönen, die durch das Hochschulgebäude hallen. Mal ist es ein schrilles Pfeifen, mal sind es stumpfe Schreie. Die Erwartungen an die Entdeckungen im nächsten Raum sind ambivalent, vor allem wenn sich die Geräusche mit denen vom sommerlichen Treiben außerhalb der ehrwürdigen Hallen mischen. So jagen die Schreie in „Jeder Schatz hat seinen Preis“ von Antje Meichsner aus der Ferne Schrecken ein, während sie aus der Nähe betrachtet eher eine neue Verbindung besiegeln. Die Künstlerin lässt hier zwei Sagen rund um den Lilienstein in der Sächsischen Schweiz aufeinandertreffen und schafft eine Form des Miteinanders und Austausches.
Mit der gewohnten Wahrnehmung bricht allein schon die Präsentation einiger Kunstwerke. Der bunt bekleckste und knarzende Holzfußboden wurde eintönig grau überlackiert oder mit flauschigem Teppich bedeckt, der Ateliercharakter dadurch gebrochen. In Merlin Grunds Wandzeichnung wiederum werden die Steckdosen direkt ins Kunstwerk integriert.
Malerei nach der Natur
Ein Spiel mit der Wahrnehmung sind auch die Malereien im Pentagon Ost. Während Lea Hoffbauers bunte Farbkleckse an Schimmel, einen Teich oder eine Wunde erinnern sollen, spiegeln Georg Ruppelts fast monochrome Farbflächen verschiedene Landschaften.
Die Ausstellung mit 29 Diplomand:innen der Bildenden Kunst und einem aus der Theaterplastik (Johannes Brennsteiner) ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen.
Text: Nadine Faust
Fotos: Amac Garbe