Die Ostrale – Biennale für zeitgenössische Kunst ist zurück. Ursprünglich viele Jahre im Ostragehege in Hans Erlweins Schlachthof angesiedelt, war sie zuletzt vor zwei Jahren in der f6-Fabrik in Striesen angesiedelt. Nun also die Robotron-Kantine, die man zusammen mit anderen Akteur:innen als Kulturort mitten in der Stadt zu erhalten bzw. etablieren versucht. So besteht bei der Ostrale ja manchmal die Gefahr, dass die Örtlichkeit spannender ist als die ausgestellten Kunstwerke. Auch die ehemalige Kantine des einstigen Computerherstellers ist so ein Kandidat, auch wenn sie mit den Anfangsjahren der Kunstausstellung mit Domizil in Fettschmelze & Co. doch nicht mithalten kann.
Schwierig für die Kunstwerke ist auch: Mit politischem Hintergrund aufgeladen, brauchen Besucher:innen zu ihrem Verständnis oft Kontext. Doch die Macher:innen der Schau haben die Begleittexte derart ungünstig platziert, dass man entweder ständig hin- und herlaufen oder sich viel merken muss, was die durch die Kunst an sich schon angestrengten Hirnzellen mächtig ins Rattern bringt. Da hilft nur: fokussieren und in die Kunstwerke eintauchen, die eh schon ansprechen, aufwühlen, stutzig machen.
Ohnehin ist in dieser Schau „alles im Fluss“, ist doch das Leben am Fluss ein zentrales Thema der diesmaligen Ostrale. Deswegen ist ein kleinerer Teil der Ausstellung auch bei der Stadtentwässerung Dresden in der Kläranlage Kaditz zu sehen, die nur noch während einer Führung am Dienstag (28.9., 12 Uhr) besuchbar ist (jene am 30. September ist derzeit ausgebucht). In ca. zwei Stunden lernt man dabei die Kunstwerke kennen, erfährt aber auch, wie aus unserem Abwasser wieder zu 98 Prozent sauberes Wasser wird – und was die Arbeit dabei besonders erschwert.
Ansonsten sind die Hauptschau in der Robotron-Kantine und jene wenigen Werke in der Gedenkstätte Bautzner Straße bis 3. Oktober zu besichtigen, die Ostrale-Basis in Übigau bis 17. Oktober. Die wiederum liegt an der Elbe, in die das geklärte Wasser aus Kaditz eingeleitet wird. In den letzten Jahren der DDR passierte das übrigens nach einer Havarie ungeklärt. Das deutet darauf hin, dass das Leben am und mit dem Fluss natürlich viele Themen beinhaltet. Auch Arbeit und Vergnügen, Kunst und Industrie, Politik und Poetik können wie Ströme zusammenfließen, sich beeinflussen, in ein Missverhältnis geraten. So ist der offizielle Titel der diesjährigen Schau auch „Atemwende“. In einer Woche aber geht ihr der Atem – zumindest für Dresden – aus.
Text: Nadine Faust
Fotos: Amac Garbe