„Einmal pro Woche haben wir WG-Kochabend“, sagt mein Mitbewohner bei meinem Einzug im Sommersemester 2019. Am Kühlschrank hängt ein Zettel mit den Worten „Food you don‘t like“. „Damit werde ich kein Problem haben“, denke ich, ohne das laut auszusprechen.
Acht Mitbewohner*innen, acht verschiedene Menschen, fünf verschiedene Länder. Der eine isst keine Tomaten, die andere kein Schweinefleisch, der nächste gar kein Fleisch. Jemand anderes hat kein Problem damit, alles zu essen. Weil ich selbst kein Fleisch esse, haben manchmal einige aus der WG damit Probleme. Sie wissen nicht, was sie genau kochen müssen, besonders wenn es um traditionelle Speisen geht. Es gibt Länder, wo viel Fleisch gegessen wird. Nicht unbedingt alle Lebewesen auf Erden. Im Iran und Libanon zum Beispiel essen die Menschen Hähnchen. Das ist auch Fleisch. Auf die Frage, welche Gerichte ohne Fleisch es in ihren Heimatländern gibt, zucken meine Mitbewohner*innen mit den Schultern oder antworten manchmal nur: „Salat.“ Auf die Frage, was ich anstelle von Fleisch esse, erzähle ich nicht viel, weil in Russland auch viel davon gegessen wird.
Da beim Kochabend fast alle acht Mitbewohner*innen dabei sind, kochen wir normalerweise ohne Fleisch. Vegetarisch oder vegan passt zu jeder Mahlzeit. Manchmal machen wir das Essen zu einem Teil mit Fleisch und den anderen ohne. Wir können immer Kompromisse schließen, wer was kocht. Normalerweise bereiten zwei Personen das Essen zu, aufgrund des kleinen Herdes. Und natürlich diskutieren wir beim Kochen über verschiedene Sachen und das WG-Leben. Wir überlegen auch, was wir das nächste Mal zusammen unternehmen können. Der Kochabend ist ein Anlass, einmal alle Mitbewohner*innen gleichzeitig zu sehen, was unter der Woche fast unmöglich ist.
Text: Anna Shtutina
Foto: Amac Garbe